Keying
Compositing bedeutet das tricktechnische Zusammenfügen verschiedener Elemente in ein Bild. Es bietet heutzutage schier unendliche Möglichkeiten. Heutige Fantasy-Filme kommen ohne Keying-Tricks kaum mehr aus. Im Harry-Potter-Film etwa saßen die Darsteller für die Quidditch-Szenen natürlich nicht auf fliegenden Besen. Sie saßen vielmehr in einem Keying-Studio (Grün oder Blau) und wurden auf einer Drehwippe herumgewirbelt. Die digital ausgestanzten Aufnahmen wurden dann im Compositing mit separaten Vorder- und Hintergründen (Multilayer) kombiniert.
Maskieren
Im Prinzip können Sie viele Möglichkeiten, die es für Filme gibt, bei allen wichtigen Photo-Bearbeitungsprogrammen kennen lernen. Deren Plug-Ins stehen in abgewandelter Form auch den Trickstudios zur Verfügung. Je höher die Auflösung des Bildes, desto feiner muss die Kontur ausfallen. Sie kennen den Aufwand, eine Figur vernünftig freizustellen. Entlang der Außenkante der Figur muss möglichst präzise eine Grenze gezogen werden. Bevor die Stern-, Licht- und Nebeleffekte zum Einsatz kommen können, muss der „banale“ Hintergrund des Originalbildes, Bäume und ein grauer Himmel maskiert werden. Wäre die Originalaufnahme vor einem neutralen, keyfähigen Hintergrund (z. B. Blue-Screen) aufgenommen worden, wäre es für Compositing-Programme ganz leicht, die Zauberin zu isolieren und vor einen anderen Hintergrund zu setzen.
Schwierig, bei einem solch unruhigen Hintergrund die Hauptfigur zu isolieren. Da beim Film jedes einzelne 35mm-Bild auf der Kinoleinwand bis zu zehntausendmal vergrößert wird, ist klar, dass die so genannte Maske, mit der man den Hintergrund verschwinden lässt, um ihn durch einen anderen zu ersetzen, besonders präzise an der Kontur entlang verlaufen muss. Am schwierigsten ist erfahrungsgemäß der Bereich der Haare. Ungenauigkeiten lassen hier jede Art von Trickverfahren durchschaubar werden.
Das Keyingverfahren
Wer diesen Job für die relativ grobe Auflösung des Computer-Bildschirms manuell schon mal gemacht hat und sich vorstellt, er müsse dies von Hand pro Sekunde 24 Mal (für die Einzelbilder beim Film) tun, sieht schnell ein, dass die Genauigkeit und der Arbeitsaufwand andere Lösungen erfordern: Keyingverfahren. Wie das Wort schon sagt, wird ein bestimmter Key, ein Schlüssel, verwendet, der es dem Trickmischer oder Compositing-Programm ermöglicht, ganz präzise und leicht eine Person vom Hintergrund zu isolieren, um sie vor einen anderen Hintergrund zu montieren. Der Key ist in diesem Fall eine Farbe, etwa Grün oder Blau (Green- oder Blue-Screen). Der Schauspieler/die Schauspielerin agiert vor einem einheitlichen grünen Hintergrund und dieser lässt sich dann im Computer zu einer Maske umrechnen. Wird statt des grünen Hintergrundes dann eine Wolkenlandschaft montiert, kann unsere „Zauberin“ aus dem Beispiel schon fast fliegen. Damit es wirklich echt aussieht, hängt man bei Flugszenen die Darsteller übrigens an Stahlseile (die man über Key rausfiltert oder digital retuschiert), lässt ihnen mit der Windmaschine Haare und Kleidung ordentlich durchpusten.
Transparenz
Bildmischer und Compositing Programme verwenden neben den Bildinformationen den so genannten Alpha-Kanal. Dieser liefert Informationen über den Key, insbesondere über dessen Transparenzen, mit einem üblichem 8-Bit-Kanal können 256 Transparenzstufen von komplett undurchsichtig bis völlig transparent definiert werden. Durch Festlegung dieser Transparenz werden die Übergänge feiner, die Weichheit, mit der eine Grafik in eine andere gestanzt wird, insbesondere an den Key-Rändern besser abgestuft. In der Kombination (hier ohne Key-Funktion) werden dann zwei getrennte Bilder so kombiniert, dass der Eindruck entsteht, es handle sich um ein einzelnes, homogenes Bild. Da die Kinoprojektoren mit 24 Bildern pro Sekunde laufen und Filmbilder eine sehr hohe Auflösung besitzen, haben die Computer eine ganze Menge Arbeit, ganze Einstellungen zu berechnen (rendern). Im Kino können auf diese Weise die Filmfiguren ohne jede Gefahr scheinbar zwischen Wolkenkratzern fliegen, hinunterstürzen, alle Arten von Waffen und Wurfgeschossen abwehren, so ziemlich alle Gesetze der Schwerkraft überwinden, durch das Weltall reisen und vieles andere mehr.
Die Nachrichten und Magazine im TV arbeiten übrigens auch fast alle mit diesem Verfahren. Die Sprecher*Innen agieren alle vor grünem Hintergrund. Auf dem Bildschirm werden als Hintergrund Weltkarten, Filmbeiträge oder ganze Nachrichtenredaktionen mit hunderten Bildschirmen gezeigt.
Vorsicht!
Übrigens sollte man es vermeiden, die Key-Farbe (oder ihre Spiegelung) im Kostüm auftauchen zu lassen. Denn dann wird logischerweise der Darsteller an dieser Stelle genauso durchsichtig wie der Hintergrund. Andererseits kann man sich diesen Effekt natürlich auch gezielt zunutze machen. Besonders empfindlich sind alle elektronischen Stanzverfahren gegen Spiegelungen und Reflektionen. Ein Auto vor einer grünen oder blauen Leinwand bedeutet unweigerlich gespiegeltes Grün oder Blau auf Chrom, Fenstern und sogar Lack! Und überall werden dann auch die gespiegelten Key-farben ausgestanzt (Horror!).
Klassische Filmtrick-Verfahren wie die Aufprojektion bieten in Bezug auf Reflektionen deutliche Vorteile, auch wenn es nicht so chic klingt wie Green- oder Blue-Screen.