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Australia
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166 Min. Australien/USA 2008 Regie: Baz Luhrmann, Drehbuch: Baz Luhrmann, Stuart Beattie, Ronald Harwood, Richard Flanagan, Musik: David Hirschfelder, Kamera: Mandy Walker, Schnitt: Dody Dorn, Michael McCusker, Kostüm: Catherine Martin, Darsteller: Nicole Kidman, Hugh Jackman, David Wenham, Bryan Brown, Jack Thompson, David Gulpilil, Brandon Walters |
Lady Sarah Ashley, eine britische Aristokratin, vermutet, dass ihr Ehemann
seine Rückkehr nach England nicht nur wegen der schwierigen Situation in
Australien verschiebt, sondern sie betrügt. So reist sie kurz vor
Ausbruch des zweiten Weltkriegs nach Darwin um ihrem Mann die Leviten zu
lesen. In Australien angekommen muss sie schnell feststellen, dass dieses
Land von den Männern dominiert wird und diese ihre Grobheiten noch wie im
Wilden Westen ausleben.
Drover, ein Viehhändler der sich von niemanden etwas sagen lässt, fährt
die prätentiöse Lady zu ihrer Farm „Faraway Downs“ und genießt auf
der Fahrt offensichtlich jede Gelegenheit Sie zu schockieren und
aufzuziehen. Vor Ort findet Sarah Ashley nur noch einen toten Ehemann vor
und ihr wird empfohlen „Faraway Downs“ schnell zu verkaufen und nach
Hause zu fliegen. Doch der junge Aborigine - Mischling (half-cast) Nullah hat
Vertrauen in die weiße Frau und erzählt ihr, dass ihre Rinder von dem
Vorarbeiter Neil Fletcher vertrieben wurden. Lady Boss, so nennt Nullah
seine neue Herrin, entscheidet sich, Neil Flechter zu kündigen und mit
dem Verkauf der 1500 Rinder die Farm zu retten. Doch leicht wird es dem
Lady Boss und ihren Helfern nicht gemacht, denn Viehbaron King Carney
plant das Anwesen „Faraway Downs“ zu übernehmen und versucht die
Lieferung der Rinder mit allen Mitteln zu verhindern. Außerdem muss Sarah
Ashley um Nullah bangen, denn zu der Zeit wurden Half-Cast von ihren
Familien getrennt und in Erziehungsheime gesteckt. Die schöne jedoch
erbarmungslose Landschaft des Australischen Nordens fordert die bunte
Gruppe von Viehtreibern zusätzlich heraus. Auf der Reise haben die
Charaktere die Möglichkeit sich besser kennen zu lernen und Drover und
Sarah Ashley fangen an sich zu respektieren und auch tiefere Gefühle füreinander
zu entwickeln. Bis zu dem Zeitpunkt der Ablieferung der Tiere hat sich
Sarah Ashley in das Land und zwei Ihrer Bewohner verliebt und beschließt
sich in der geretteten Farm einzurichten. Doch die kleine Familie wird aus
verschiedenen Gründen auseinander gerissen und der Ausbruch des Krieges führt
ihnen noch einmal vor Augen wie wichtig Nullah, Sarah Ashley und Drover füreinander
sind und alle drei müssen dafür kämpfen, die anderen wiederzusehen.
Es ist schwierig die Form die Luhrmann gewählt hat eindeutig zu
beurteilen. Er wagt gestalterisch einiges. In manchen Szenen ist die
Perfektion die er erreicht Erfurcht gebietend, in anderen Einstellungen
ist es einfach zu viel Perfektion auf visueller Ebene und Vernachlässigung
auf dramaturgischer Ebene.
Eine wirklich beeidruckende Szene ist z.B. die, in der Nullah in Gefahr
gerät von der in Panik geratenen Rinderherde überrannt zu werden und die
Klippen hinunter zu stürzen. Diese Szene steckt voller Spannung. Hier
stimmt einfach alles: die Musik, der Sound, die Einstellungen, der
Schnitt.
Eine Freude für die Lachmuskeln ist aber z.B. die Szene in der Lady Sarah Ashley, gespielt von Nicole Kidman, kurz nach ihrer Ankunft in Australien zusehen muss wie ihre Koffer in einem Kneipenkampf integriert werden und ihre weiße, reine Unterwäsche zwischen den schmutzigen verschwitzten Männerkörpern herumfliegt. Nicole Kidman spielt den Nervenzusammenbruch ganz eigen. So ist sie innerlich am brodeln, scheint gleichzeitig den Tränen nahe, ist aber auf ihr Benehmen derart bedacht, dass sie sich angestrengt zusammenreißt.
Eine weitere Szene die ich gerne herausheben würde ist eine Art Duschszene von Mr. Drover gespielt von Hugh Jackman. Die Lady, Drover und sein treuer Begleiter Magarri schlagen ein Nachtlager auf und wir dürfen dem gutgebauten Drover dabei zusehen wie er sich einen Eimer Wasser überschüttet. Dieses Bild wiederholt sich noch einmal aus einer anderen Perspektive und man muss einfach lachen, weil es wie eine Werbung für Männerparfüm wirkt. Lady Sarah Ashley beobachtet dies durch einem Schlitz in ihrem Zelt mit Skepsis und Faszination zugleich und wird dabei ertappt.
Weder komisch, noch ernst zu nehmen sind dagegen Szenen wie die in der Drover aus seinem Viehtreiberkostüm schlüpft und rasiert und gestriegelt, leider auch erkennbar geschminkt, wie ein James Bond auf einer Benefizgala auftaucht um Sarah Ashley seine Zuneigung zu beweisen. Auch sind die heroischen Einstellungen zum Teil so offensichtlich und so stark positioniert, dass es lächerlich wirkt.
Der Ausbruch des Krieges zum Ende des Films wirkt wie ein großer Angriff auf eine kleine Stadt und man fragt sich ob das nicht ein bisschen unlogisch ist aber tatsächlich wurde Darwin am 19. Februar 1942 von denselben Bombern bombardiert, die auch Pearl Habour angriffen und über Darwin wurden weitaus mehr Bomben abgeworfen.
Alles in Allem ist "Australia" ein lustiger, romantischer und bildgewaltiger Kinofilm der auf die Kinoleinwand gehört - also nicht warten bis er auf DVD erscheint.
Gesehen von Mareike Dobewall
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