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USA, Japan 2004
Regie: Takashi Shimizu
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Der Terrorpapst des japanischen Horrorkinos Takashi Shimizu durfte das
Hollywood-Remake seines unbarmherzigen Schockers "Ju-on: The Grudge"
- in dem ein verfluchtes Einfamilienhaus jeden seiner Besucher in einen
lähmenden Schockzustand versetzt, bevor die grässlich feixende Fratze
des Todes mit brüllender Raserei zuschnappt - gleich selbst inszenieren.
Und siehe da, Shimizu taucht in eine emotionale Ebene ein, die den
Zuschauer um das Schicksal der Figuren bangen lässt, und die die
Vielschichtigkeit Shimizus genialer Gruselmär unterstreicht. So wandeln
die amerikanischen Protagonisten im Remake wie Fremdkörper durch die
großstädtische Anonymität Tokios. Eingeschüchtert, verletzlich und
schwach, unfähig sich mitzuteilen, stehen die episodenhaft miteinander
verknüpften Charaktere einem unheilvollen Neubeginn gegenüber, der sie
gnadenlos ausrotten wird. In Zeiten des Irakkrieges entlarvt Shimizu die
Weltmacht Amerika als unterlegene Minderheit und stilisiert sie zum Opfer
eines immer währenden Zyklus aus Fortschritt und Anpassung.
Orientierungslose Seelen, die sich ängstlich nach der Heimat
zurücksehnen, eine Nation, deren Kollektivitätsgefühl nicht über den
Kontinent hinaus reicht und deren lautstark propagierte Stärke nichts
gegen einen geflüsterten Fluch ausrichten kann. Kein Wunder also, dass
Shimizus vernichtender Reißer gerade in seiner Form als Remake die Angst
des amerikanischen Publikums freisetzte und den erfolgreichsten Horrorfilm
des Jahres markiert. Auch wenn das Original in seiner Bildsprache
kompromissloser und roher ist, rechtfertigt "The Grudge" den
Trend zur Neuinterpretation endlich einmal im positiven Sinne.
Gesehen von Josa Sesink
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