110 Min. Kuba, Frankreich 2005
Regie: Benito Zambrano, Buch: Zambrano und Ernesto Chao Kamera: Jean
Claude Larrieu Ton: Jorge Marín Sound Design: Carlos Faruolo
Schnitt: Fernando Pardo, Darsteller: Alberto Yoel García Osorio,
Roberto Sanmartín, Yailene Sierra
Wim Wenders hat mit "Buena Vista Social Club" Kuba, seine
Menschen und seine Musik wieder zurück ins Bewusstsein der
Öffentlichkeit gebracht. Mit dem Nachfolgeprojekt "Musica Cubana",
diesmal mit Wenders als Produzent, sollte dann auch die junge, moderne
Musikszene Kubas eine Plattform bekommen. Demselben Anliegen, diesmal auf
fiktiver Ebene, widmet sich der Film "Havanna Blues". Ruy und
Tito, zwei junge Kubaner, die Meister im Organisieren sind und sich so
durch den kommunistischen Alltag schlagen, versuchen abends, ihren Traum
von der Musikkarriere voranzutreiben. Ihre große Chance bietet sich, als
ein spanisches Produzentenpaar nach Kuba kommt, um Bands für ein Projekt
zu sichten. Doch während sie dem Traum von der Musikerkarriere im Ausland
immer näher kommen, müssen sie sich darüber klar werden, was wirklich
für sie zählt. Ist es wichtiger, Kuba verlassen zu dürfen oder die
künstlerische Integrität zu wahren? Ist es die Musikkarriere wert, Frau
und Kinder zu verlassen- und ist es überhaupt möglich, außerhalb des
geliebt-gehassten Kubas authentische kubanische Musik zu machen? Wirklich
bahnbrechend neu ist der Plot an sich nicht, zumal alle Stränge
selbstverständlich auf das eine, große Konzert am Ende hinauslaufen.
Ausgeglichen wird das durch sehr schön und einfühlsam inszenierte kleine
Nebenthemen: neben so allgemeingültigen wie Freundschaft, Liebe,
Enttäuschung auch so Kuba-spezifische wie Mangelwirtschaft, Scheidung und
Emigration. Stark wird der Film vor allem gegen Schluss, wenn Handlung,
Musik und Emotionen zu einer Einheit werden und der Zuschauer auf
unaufdringliche Weise zum Mitfühlenden gemacht wird. Alle drei
Hauptpersonen haben eine Entscheidung zu treffen, und es wird nicht die
des geringsten Widerstandes sein. Das große Konzert, Schlusspunkt des
bisherigen Lebens der Protagonisten, bedeutet zugleich auch Hoffnung auf
Neuanfang. Man merkt, der Regisseur liebt Kuba. Der Zuschauer nach diesem
Film auch.