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Inside deep throatFilmstart: 11. August 2005
Beitrag zur sexuellen Revolution, Statement einer Generation- kaum zu glauben, welche gesellschaftlichen und politischen Folgen der Pornofilm "Deep throat" 1972 auslöste. Fenton Bailey und Randy Barbato gehen auf Spurensuche: wie reagierten die Leute, was bedeutete der Film in der damaligen Zeit? "Deep Throat" lief damals schließlich im Kino- höchst ungewöhnlich für diese Sorte Film. Während Politiker gegen den Verfall der Sitten wetterten, wurde es für die gehobenen gesellschaftlichen Schichten zum Statement, diesen Film zu sehen. In einer Zeit, in der verstaubte Werte radikal in Frage gestellt wurden, platzte "Deep Throat" wie eine Bombe. Der Film selbst, das geben die Leute im Interview gerne zu, war nicht
besonders toll gemacht: Mäßig witzige Alibidialoge mit Fleischbeschau:
eine Frau entdeckt, dass sich ihre Klitoris im Rachen befindet. Das ganze
noch im Arztambiente, um die Zensur gnädig zu stimmen- es war gängige
Praxis, erotische Filme noch als Lehrfilme für das Eheleben zu tarnen. Ein eigener Krimi für sich ist die Geschichte der Darsteller: Linda Lovelace, die sich ein paar Jahre später von den Feministinnen für ihre Zwecke einspannen ließ und sich anschließend doch wieder für ein Hochglanzmagazin ablichten ließ oder Darsteller Harry Reems, der tatsächlich als einziger zunächst für sein Mitwirken am Film rechtskräftig verurteilt wurde- ein Urteil, das andere Darsteller einschüchtern sollte. Selbst Mimen wie Jack Nicholson oder Warren Beatty protestierten damals gegen dieses offensichtlich politisch motivierte Urteil. Erst ein Regierungswechsel, verursacht durch eine andere "Deep throat"- Affäre, sorgte für die Freilassung. Nach Jahren in tiefstem Alkoholismus lebt er jetzt zurückgezogen als Makler. Ein beinahe wehmütiger Unterton ist zum Schluss auch nicht zu
überhören: Während Erotik heute steril und massenhaft daherkommt, habe
sie früher noch etwas mit "Entdecken" zu tun gehabt- eine
Feststellung, die angesichts der Beliebigkeit und Austauschbarkeit von
"Körpermaterial" heutzutage durchaus ihre Richtigkeit hat. Gesehen von Johannes Prokop |
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