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Der Kaufmann von VenedigFilmstart: 21. April 2005
Schon wieder eine Shakespeareverfilmung, denkt man sich- und bekommt fast schon Entzugserscheinungen, weil Kenneth Brannagh ausnahmsweise nicht mit von der Partie ist. Dafür liefern sich zwei großartige Schauspieler, Al Pacino und Jeremy Irons, ein packendes Spielduell in den Wasserstraßen Venedigs. Die Geschichte ist bekannt: Im Venedig des 16. Jahrhunderts leben Juden abgeschottet im Ghetto und verdienen sich ihr Geld mit überteuerten Krediten. Über Jahre gedemütigt von Antonio (Jeremy Irons) und den übrigen Kaufleuten, sieht der Jude Shylock (Al Pacino) seine Chance auf Rache gekommen, als Antonio bei ihm einen Schuldschein unterzeichnet, der es seinem Freund Bassiano (Joseph Fiennes) ermöglichen soll, um die Hand der hübschen und reichen Portia (Lynn Collins) anzuhalten. Die Bedingung: wenn es Antonio nicht möglich ist, innerhalb von drei Monaten das Geld zurückzuzahlen, bekommt Shylock ein Pfund Fleisch von dessen Körper. Antonio willigt ein, da er mehrere Handelsschiffe erwartet, durch die er wieder liquide wird. Shylocks Tochter, gehalten wie eine Gefangene, hat sich inzwischen zur Flucht mit Kasse und Liebhaber entschlossen. Während Bassiano erfolgreich um Portia wirbt, verhärten sich in Venedig die Fronten. Antonios Schiffe sind verunglückt, er kann das Geld nicht zurückzahlen. Da Shylock über den Verlust von Geld und Tochter verbittert ist, dringt er auf die Einhaltung des Vertrags. Schleunigst kehrt Bassiano nach Venedig zurück, doch die letzte Rettung für Antonio scheint ein junger Rechtsgelehrter aus Rom zu sein, der nicht nur über Shylock Gericht hält. Man glaubt in der Umsetzung von Michael Radford, in das Venedig des 16. Jahrhunderts einzutauchen, was zum Teil auch daran liegt, dass an Originalschauplätzen gedreht werden konnte. Das Flair und Gesellschaftsleben werden lebendig, man fühlt sich an Gemälde dieser Zeit erinnert. Auch die Tatsache, dass Prostituierte verpflichtet waren, barbusig herumzulaufen, wird vom Regisseur dankbar aufgegriffen. Eine mutige Entscheidung ist, das Stück einerseits in seiner Zeit zu belassen und andererseits Form und Sprache an heutige Gegebenheiten anzupassen. Shakespeares Verse werden nicht ehrfürchtig deklamiert und behalten doch ihre Würde; der unversöhnliche Hass des Juden wird nicht aus dem Text erklärt, sondern erschließt sich aus schön gefilmten Bildern, die den gesellschaftlichen Kontext jener Zeit wiederspiegeln. Insofern schafft es der Film, einen filmisch modernen Ansatz zu finden und dabei der Vorlage treu zu bleiben. Al Pacinos Shylock ist kein Monster; man empfindet Mitleid mit ihm, da
man versteht, was ihn zu seinem Rachebedürfnis treibt. Assoziationen mit
der Radikalisierung der muslimischen Welt drängen sich auf, wenn Shylock
die selbstgerechten Christen anklagt: wer andere Menschen aufgrund ihrer
Religion demütigt, hat den Hass selbst gesät. Jeremy Irons versteht es
prächtig, die Überheblichkeit und Aufopferung Antonios gleichermaßen
glaubwürdig zu vermitteln. Beide leisten (gewohnt) Großartiges. Auch
Joseph Fiennes, der etwas bisexuell bedackelt dreinblicken darf, und Lynn
Collins wirken in ihren Rollen sehr überzeugend; besonders letzterer
nimmt man die selbstbewusste Frau, gegen die selbst gestandene Männer wie
Schulbuben wirken, gerne ab. Gesehen von Johannes Prokop
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