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Million Dollar BabyKinostart: 24. März 2005
Etliche Preise hat "Million Dollar Baby" bereits gewonnen, nominiert ist er jetzt für sieben Oscars. Wie nicht anders zu erwarten, sorgt der Film im Vorfeld der Verleihung für Wirbel- Konservative werfen Eastwood vor, die Menschen unter dem Vorwand eines Boxfilmes in die Kinos zu locken und dann mit dem Aufruf zur Euthanasie zu konfrontieren. Auch wenn der Vorwurf etwas weit hergeholt ist, bildet dieser "Boxfilm" in der Tat keine homogene Masse- er beginnt als Boxfilm, das Drama übernimmt bei der Hälfte. Seit er sich mit seiner Tochter überworfen hat, führt Boxtrainer
Frankie Dunn (Clint Eastwood) ein nach innen gerichtetes, von
Selbstzweifeln geprägtes Leben. Seit er seinen Freund Scrap (Morgan
Freeman) bei einem Titelkampf nicht davor bewahren konnte, auf einem Auge
zu erblinden, weigert er sich, seine Champions zu den großen Kämpfen
zuzulassen, was sie regelmäßig in die Arme von anderen Managern treibt.
Eines Tages taucht die 31jährige Maggie Fitzgerald (Hilary Swank) in
seinem Trainingscenter auf und verfolgt verbissen ihr Ziel, Profiboxerin
zu werden. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen und setzt alles daran,
aus ihrem tristen Dasein als Kellnerin zu entfliehen. Zunächst
abgefertigt und nur von Scrap ernst genommen, erwirbt sie sich durch ihre
Sturheit und Willenskraft Frankie's Respekt, bis er einwilligt, sie zu
trainieren. Langsam entwickelt sich eine Vater-Tochter-Beziehung zwischen
den beiden. Mit feinem Humor zeigt Eastwood, wie sich eine willensstarke
Frau in einer Männerdomäne durchboxt. Bis dahin keine allzu neue
Geschichte, die Eastwood jedoch mit seinem ungewöhlichen Stil elegant
variiert. An dem Punkt, an dem jeder andere Sportfilm aufhört, lässt er
die Geschichte jedoch umschwenken. Man muss kein Boxfan sein, um auch in der ersten Hälfte des Filmes
gebannt vor der Leinwand zu sitzen. Mit einfachen Erklärungen werden
Technik und Faszination des Sports erklärt, Kampfszenen werden beinahe
schon nebenbei abgehandelt. Ansonsten wir man als Zuschauer gefordert,
denn Clint Eastwood gibt einem nicht viel, um Vergangenheit und
Seelenzustände der Protagonisten verstehen zu können. Verschlossen sind
Frankie und Scrap, sie kommunizieren nur das Nötigste, und selbst dann
muss man sich die Informationen aus den Gesichtsfalten der Schauspieler
ergänzen. Konsequent verweigert Eastwood Erklärungen. Man erfährt
nicht, weshalb sich seine Tochter von ihm abwandte oder was der Grund ist,
dass Frankie seit 23 Jahren täglich in die Kirche geht, um Vergebung zu
erlangen. Dem Zuschauer bleibt gar nichts anderes übrig, als seine
eigenen Antworten zu finden, seine eigene Wertung abzugeben. Maggi's
Krankenhausaufenthalt und die Thematik der Sterbehilfe werden in
einfachen, langen Einstellungen unkommentiert gezeigt. Auch wenn die
Erkenntnis, dass die Geschichte nicht so weitergehen wird, wie sie
angefangen hat, zunächst wie ein Schock wirkt- der Vorwurf der
Beeinflussung lässt sich nicht erhärten. Egal, wie man zu Euthanasie
steht: die Tat und den Charakter Frankie's muss man mit eigenen
moralischen Maßstäben beurteilen. Gesehen von Johannes Prokop
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