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Die PerlenstickerinnenFilmstart: 19. Mai 2005
Dass Frankreich neben schönen Landschaften auch gutes Kino zu bieten hat, weiß man ja. In guter Tradition steht da "Die Perlenstickerinnen" von Eléonore Faucher. Mit einer rauen Zartheit geht sie das Thema ihres Filmes an: das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens. Nun ist es nicht gerade eine bahnbrechend neue Idee, die Sorgen und Nöte eines Jugendlichen auf die Leinwand zu bringen. Originell ist aber der Zugang, den die Regisseurin findet. Denn eigentlich geht es in dem Film um das Perlensticken, die gemeinsame Kreativität als Kommunikationsform. Das bestickte Kleid wird zum Sinnbild- das Leben als Werkstück, bei dem wir entscheiden, ob es durch Lehrling oder Meister entsteht. Die 17jährige Claire hat einen Traum: sie will Perlenstickerin werden. Sie tauscht sogar die bei den Eltern geklauten Kohlköpfe gegen Materialien ein. Doch die Realität sieht anders aus. Sie arbeitet im örtlichen Supermarkt- und ist schwanger. Als sie ihren Bauch nicht mehr verstecken kann und sich die Anspielungen häufen, erfindet sie ein Krebsleiden und versteckt ihre Haare unter einem Tuch. Sie plant, das Kind anonym zur Welt zu bringen und es dann zur Adoption freizugeben. Wider Erwarten wird sie von der Haute-Couture- Stickerin Madame Melikian zur Probe angestellt und schmeißt daraufhin ihren Supermarktjob. Es ist eine eigenartige Beziehung, die zwischen diesen beiden Frauen besteht: Sie arbeiten schweigsam für sich, nehmen sich aber wahr. Als Madame Melikian, die erst vor kurzem ihren Sohn bei einem Unfall verloren hat, einen Selbstmordversuch unternimmt, kommen sie sich langsam, fast ohne Worte näher. Sie kommunizieren durch ihre Arbeit, das Perlensticken. Doch das Baby lässt sich nicht verdrängen. Langsam wird sich Claire ihres Körpers bewusst, beginnt, das Kind nicht mehr als Fremdkörper zu sehen. Und während die Frauen an einem kunstvollen Kleid sticken, trifft Claire eine Entscheidung. Langsam und bildgewaltig kommt dieser Film daher. Man braucht kurze
Zeit, um sich an den Erzählstil zu gewöhnen- wenig Dialoge, viele
Bilder. Das führt dazu, dass man diesen Film entweder langweilig findet-
oder einfach nur genießt und hinterher froh ist, dass solche
Kinoschmuckstücke gedreht werden. Der Film profitiert sehr von den beiden
Hauptdarstellerinnen, der erst 18jährigen Lola Naymark als Claire und der
hervorragend souveränen Ariane Ascaride als mütterliche Freundin. Sie
verleihen dem wortkargen Film mit kleinen Blicken die nötige emotionale
Wärme. Gesehen von Johannes Prokop |
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