Paul (Sebastian Urzendowsky), dessen Vater sich vor kurzem selbst
umgebracht hat, besucht unangemeldet seinen Onkel und seine Tante, weil
ihm zuhause die Decke auf den Kopf fällt. Der eher spießigen Familie
seines Onkels kommt sein Besuch jedoch sehr ungelegen, weshalb er nicht
allzu herzlich empfangen wird.
Als jedoch sein Onkel unerwartet auf Geschäftsreise muss, bleibt er mit
seiner Tante Anna (Marion Mitterhammer) und ihrem Sohn Robert (Clarens
Berg) alleine. Zwischen Robert und Paul lockert sich die Stimmung bald und
Robert genießt die Ablenkung, da er gerade hauptsächlich für ein
Vorspiel zur Aufnahm an einer Musikhochschule proben sollte.
Auch Anna´s Sympathien gegenüber wachsen, als sich Paul anbietet den
Pool zu renovieren, und die beiden mehr Zeit miteinander verbringen und
zum Beispiel zusammen Gassi gehen. Schließlich entsteht nahezu ein
Konkurrenzkampf zwischen Mutter und Sohn um die Gesellschaft von Paul.
Diese Aufmerksamkeit die Paul zu Beginn noch sehr genießt, buxiert
ihn jedoch schnell zwischen die zwei natürlichen Fronten: Mutter und
Sohn. Wie ein Pingpong Ball springt er zwischen den beiden hin und her und
versucht dabei möglichst immer den diplomatischen Weg. Er hat sich jedoch
in Anna verliebt, die sich aber erst darauf einlässt, als sie selbst
seelischen Halt sucht. Das wird Paul schmerzlich bewusst, als sein Onkel
zurückkehrt und Anna wieder in ihre Rolle als brave Ehefrau schlüpft und
dabei alle Versuche Pauls an sie heranzukommen umgeht. Aus bitterer
Enttäuschung rächt sich Paul auf grausame Art und Weise.
Der Regisseur Matthias Luthardt zeigt in seiner Geschichte eine
verkorkste Mittelstandfamilie, die kurzzeitig aus den Schienen gerät,
weil ein Außenstehender vergessene Bedürfnisse weckt.
Er bedient sich dazu jedoch allzu sehr an Klischees. So ist Anna eine
"Übermutter" die aus ihrem Sohn einen großen Musiker machen
möchte, und damit eigentlich nur ihre eigenen gescheiterten Träume
verwirklichen will. Und ihr Sohn Robert, der sich dem Willen seiner Mutter
fügt und den braven Sohn mimt, jedoch hinten herum immer zur Wodka
Flasche greift. Auch wenn gerade diese Klischees vermutlich beabsichtigt
sind, so sind sie und der Titel "Ping Pong" wohl dafür
verantwortlich, dass das Publikum der Handlung schon immer einen Schritt
voraus ist.
Es fehlt an Spannung und an Unerwartetem.
Gesehen von Anna Maier
Die 2. Meinung:
Letztes Jahr wurden mit "Schläfer" von Benjamin Heisenberg
und "Falscher Bekenner" von Christoph Hochhäusler zwei Filme
beim Filmfest München gezeigt, die gerade auch im benachbarten Ausland
Hoffnungen auf einen neuen deutschen Film weckten. "Pingpong"
nun trägt eine ähnliche Handschrift, nur: was letztes Jahr kunstvoll
wirkte, scheint hier beliebig. Tristesse als Selbstzweck.
Vieles wirkt hier zu gewollt; unfreiwillig komisch wird es allerdings,
wenn Paul die Beziehung zu seiner Tante Anna als beiderseitige große
Liebe deutet.
Letztlich wirken die Figuren zu blass; es genügt eben nicht, sie dabei
zu filmen, wie sie sich ausdruckslose Blicke zuwerfen, wenn hinter diesen
Blicken nichts anderes zu erkennen ist als ein großes Fragezeichen, an
den Regisseur gerichtet. Zu undifferenziert ist hier die Führung der
Schauspieler (das muss man nicht anders, kann man aber besser machen wie
z.B. in "Eden", der eine Woche später anläuft...).
Nichtsdestotrotz wurde "Pingpong" von der Evangelischen
Filmjury zum "Film des Monats November 2006" erhoben. Zweifellos
ein kleiner Schubser für eine deutsche Produktion, die ansonsten wie so
viele fast unbemerkt wieder in der Schublade verschwinden würden. Leider
lassen sich dadurch aber durchaus auch Rückschlüsse auf das derzeitige
Filmangebot ziehen.