Filmschule | Aktuell | Community | Seminare | ||||||
|
< zurück zu den aktuellen Filmkritiken
SilentiumKinostart: 03. März 2005 Nach der rabenschwarzen Komödie "Komm, süßer Tod" des Dreigestirns Wolf Haas, Wolfgang Murnberger und Josef Hader darf Detektiv Brenner wieder ermitteln, und diesmal in Salzburg.
Der Schwiegersohn des Festspielpräsidenten wurde geselbstmordet. Die Witwe beauftragt den desillusionierten und heruntergekommenen Brenner (Josef Hader), in der Sache nachzuforschen. Denn erst vor kurzem hat ihr Gatte die Öffentlichkeit mit Enthüllungen aus seinem Leben in der Klosterschule geschockt und den jetzigen Bischof stark belastet. Doch Brenner findet im Laufe seiner Ermittlungen, bei denen er von seinem alten Freund Berti (Simon Schwarz) unterstützt wird, mehr Leichen in den Kellern von Kirche und Festspielen, als den Verantwortlichen lieb sein kann. Auch Pater Fitz (Joachim Król) scheint nicht so harmlos zu sein, wie er sich gibt. Und so ist es kein Wunder, dass Brenner schon bald zur Persona non grata erklärt wird; die Jagd der Heuchler ist eröffnet. Zum Schluss ist der Fall geklärt, der Schuldige bestraft- aber keiner will wissen, wie es wirklich war. Denn die Salzburger Gesellschaft hat ihre eigenen Vorstellungen von Recht und Unrecht- Hauptsache, der Festspielbetrieb kann reibungslos weiterlaufen. Um eines gleich zu sagen: wer zu religiösen Empfindlichkeiten neigt,
sollte sich einen anderen Film ansehen. Wenn man sich aber bewusst macht,
dass in diesem Film kein Ist-zustand gezeigt wird, sondern die (fraglos
vorhandenen) negativen Seiten eingefahrener Institutionen satirisch
übertrieben werden, erlebt man einen vergnüglichen Abend, bei dem einem
das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. In teilweise sehr drastischen,
derben Szenen wird die Dekadenz der High Society gezeigt und die
Machtlosigkeit der Menschen, die in der sozialen Hierarchie unten stehen.
Auch wenn der Kamera Mord und Vergewaltigung beinahe voyeuristisch
präsentiert werden, fühlt man sich doch selten davon berührt, da der
Schrecken ständig durch den sarkastischen Humor gebrochen wird. Erst
gegen Schluss, als auch die Protagonisten sprachlos dastehen, kommt kurz
Mitgefühl auf, als das vergewaltigte philippinische Mädchen mit einer
kleinen Geste ihre ganze Scham und Traurigkeit zeigt. Gesehen von Johannes Prokop |
|