Startseite
Nach oben Filmschule Aktuell Community Seminare
 
 
Suche Startseite Druckansicht E-Mail ans Movie-College

Ein Projekt von

Das Movie-College sucht Partner und Sponsoren! mehr...

< alle Kritiken von A-Z

< zurück zu den aktuellen Filmkritiken

 

Thumbsucker- Bleib so, wie du bist

Filmstart: 05. Oktober 2006

Thumbsucker

Daten

Thumbsucker- Bleib so, wie du bist

94 Min., USA 2004

Buch und Regie: Mike Mills, Romanvorlage: Walter Kirn, Kamera: Joaquín Baca-Asay, Schnitt: Haines Hall, Angus Wall, Musik: Tim DeLaughter, Elliot Smith, Kostüme: April Napier. Darsteller: Lou Pucci, Tilda Swinton, Vincent D'Onofrio, Vince Vaughn, Keanu Reeves, Benjamin Bratt, Kelli Garner

Offizielle Website

Das Movie-College haftet nicht für den Inhalt externer Seiten.

Zunächst einmal ist man froh, dass sich hinter der Kombination des Titels „Daumenlutscher“ mit Schauspieler Vince Vaughn kein gängiger Klamauk a la Ben Stiller versteckt, sondern eine liebenswerte amerikanische Independentproduktion. Justin Cobb ist eigentlich ein ganz normaler Jugendlicher – mit dem Unterschied, dass er Stress und Frust durch Daumenlutschen abbaut. Ihn selbst stört eher seine Unsicherheit als das Lutschen, doch sein Vater Mike (Vincent D’Onofrio) hätte gerne einen „normalen“ Jungen. Justins Kieferorthopäde und Hobby-Esoteriker Dr. Perry (Keanu Reeves) versucht, durch Hypnose den Drang zum Daumen zu unterbinden. Und die Methode funktioniert, allerdings etwas zu gut. Denn Justin wird immer aggressiver und ruheloser, da er kein Ventil mehr für seine Gefühle hat. Eines Tages geht er zu weit, und die Schulpsychologin bietet den überforderten Eltern (ADHS, ganz klare Sache…) Ritalin an.

Ausgerechnet Justin selbst hofft, mit der Wunderpille sein Innenleben in den Griff zu bekommen. Scheinbar behält er damit auch Recht – nur dass sich Ritalin und das jetzt arg übersteigerte Selbstbewusstsein gegenseitig hochpuschen. Justin zieht die Notbremse und setzt das Ritalin wieder ab. Die entstehende Leere versucht er, durch Sex und Drogen auszugleichen - bis er lernt, dass Unsicherheiten zum Leben gehören. Und dass, während er alle mit seinen Problemen beschäftigte, jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hatte – sein Vater, der einer abgebrochenen Football-Karriere nachtrauert, seine Mutter, die von einer Affäre mit dem schmierigen TV-Schönling Matt Schramm (Benjamin Bratt) träumt. Und nicht zuletzt sein Bruder, der darunter leidet, die Neurosen des älteren Bruders durch übersteigertes Normalsein ausgleichen zu müssen. Diese Lektion wird in nette Bilder gebettet. Gut, manchmal klugscheißern die Figuren schon arg und halten sich gegenseitig Vorträge, die man in dieser Form drucken könnte. Und man merkt, dass sich (bei den bekannten Schauspielern wie Keanu Reeves) die Synchronstimmen als Manko erweisen: eigentlich nutzen die Schauspieler die kleinen Rollen, um auch einmal gänzlich ungewohnte Charaktere spielen zu können. Durch die deutsche Stimmfassung werden die liebenswerten Außenseitercharaktere jedoch dem bekannten Schubladenschema einverleibt; Keanu Reeves beispielsweise wird so zu einem Neo in Gestalt eines Kieferorthopäden. Absolut gerechtfertigt scheinen auf jeden Fall der Silberne Bär 2005 sowie der Sonderpreis der Jury beim Sundance Film Festival 2005 für Lou Taylor Pucci, der es wunderbar versteht, eine breite Palette von verletzlich bis aggressiv auszuspielen und keine Sekunde unglaubwürdig zu werden.

Gesehen von Johannes Prokop

 
© 1999-2007
Movie-College

Allary Film,
TV & Media
 
 
 

Titel:  
Zugriff:
Adresse:

Quelle: Movie-College (www.movie-college.de)

Allary Film, TV & Media (München) – Alle Rechte vorbehalten