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Lisa Ray als die hübsche Kalyani |
Indien 1938. Ein kleines Mädchen wird zur Witwe. Und obwohl sie noch
nicht einmal weiß, was es heißt verheiratet zu sein, wird sie von ihrem
Vater in ein Ashram, einem Heim für Witwen gebracht, wo sie den Rest
ihres Lebens mit Sühne verbringen soll. Ein achtjähriges Mädchens, das
noch nicht begreift warum man ihr die Haare abrasiert und warum sie nun in
einem Heim mit alten Frauen leben soll. Sie hat kein Verständnis für die
Rituale und Gebete, die ab jetzt ihr Tagesinhalt sind. So entstehen durch
ihre kindliche Neugier und ihren Trotz komische Situation, die einem bei
allem Ernst zum Lachen bringen. Die kleine Chuyia schließt schnell
Freundschaft mit Shakuntala (Seema Biswas), die schließlich eine Art
Mutterrolle übernimmt.
Auch mit Kalyani (Lisa Ray), einer jungen hübschen Frau, die das gleiche
Schicksal wie Chuiya teilt, kommt sie sich bald näher. Zusammen vergessen
die beiden für wenige Momente ihr trauriges Dasein. Und als Kalyani dem
jungen Mann Narayani (John Abraham), einem Anhäger Mahadma Gandhis
begegnet, verlieben sich die beiden. Während Kalyani für diese Liebe
keine Hoffnung sieht, will Narayani sie zu seiner Frau nehmen, was ein
kürzlich erlassenes Gesetz ermöglicht. Doch das Glück hält nicht lange
an, denn als Kalyani das Elternhaus ihres Verlobten besuchen will, wird
sie von ihrer Vergangenheit, der Zwangs-Prostitution zur Finanzierung des
Ashrams, eingeholt. Der Traum von einem Leben in Freiheit nimmt ein
tragisches Ende. Shakuntala, die im Lauf der Geschichte beginnt sich
innerlich gegen dieses erniedrigende System zu sträuben, ist es zu
verdanken, dass es zumindest für Chuyia eine andere Zukunft gibt.
Obgleich ihr die Kindheit bereits genommen wurde.
Mit "Water" hat Deepa Mehta ihre Trilogie nach "Fire"
und "Earth" schließlich beendet. Dieses mal bringt sie dem
Publikum die Situation der Witwen die den Rest ihres Lebens in einem
Ashram verbringen müssen unangenehm nahe. Ihr Film zeichnet sich nicht
durch viel Handlung und auffälligen Einstellungen aus, sondern durch
exzellentes Schauspiel. Besonders beeindruckend ist das junge Mädchen,
das weder Englisch noch Hindu spricht und zuvor nie schauspielerte. Und
auch wenn die Regisseurin aus politischen Gründen, den Film in Sri Lanka
und nicht an seinem eigentlichen Spielort drehen musste: das Szenenbild
ist perfekt und es ist ihr durch und durch gelungen eine Geschichte
authentisch zu erzählen und damit zu berühren. Nach diesem Film geht man
bestimmt nicht auf ein Plauschchen Kaffee trinken.
Äußerst sehenswert.
Gesehen von Anna Maier
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