Filmset 11 2000

 

Eine weitere Seite mit älteren, aber immer noch relevanten Tipps unserer User zur Frage, wie man in Filmberufe hinein kommt...

Wie wird man...

 

...Regisseur – und in welchem Bereich?

 

Grundsätzlich kann man zwei Wege gehen: Filmschulen oder Praxis. Abgesehen davon ist das Abitur keine Garantie, auf den Filmschulen auch angenommen zu werden. Andererseits ist es durchaus hilfreich, sich für den Regiejob viel Wissen auch in Kunst, Geschichte, Philosophie oder Deutsch anzueignen. Regieassistenzen am Theater sind auch nicht schlecht.

 

Am besten ist wohl die Methode, sich langsam hoch zu arbeiten, am besten durch alle Abteilungen hindurch, damit du möglichst viele Erfahrungen sammeln kannst. Mein Tipp: Willst Du so schnell wie möglich selbst Regie führen, dann wende dich einfach mal an die Offenen Kanäle, die nehmen erfahrungsgemäß auch Leute ohne besondere Erfahrung oder Ausbildung. Aber, damit wir uns nicht falsch verstehen: Filme wie „Saving Private Ryan“ oder „Titanic“ kannst du dann noch nicht drehen!

 

Das ist ein ernstes Problem bei der Regie-Ausbildung. Die Festlegung und Teilung verschiedener Bereiche bei der Regie ist nur bedingt sinnvoll. Alle Filmhochschulen in Deutschland verlangen gleich bei der Bewerbung eine Entscheidung, in welche Abteilung (Doku, Spiel, Produktion, Kamera) man gehen möchte. Wir halten zum Beispiel eine Dokumentar-Ausbildung für eine wichtige Grundlage für gute Spielfilmarbeit. Gerade, wenn man jung ist, verfügt man nicht über genügend Lebenserfahrung, um aus dem Bauch heraus Geschichten über das Leben zu schreiben oder umzusetzen. Wenn man aber die journalistischen Techniken, Recherche etc. gelernt hat, kann man sich aus der Realität den nötigen Background erarbeiten, um eine realistische, klischeefreie Umsetzung eines Themas zustande zu bringen. So haben etwa viele deutsche Spielfilmregisseure oder auch Kameramänner die Dokumentarabteilung der Münchner Filmhochschule besucht. Wer in den Spielfilmabteilungen der Filmhochschulen (München, Berlin, Ludwigsburg) studiert, sollte auf jeden Fall Wert darauf legen, etwas über Recherche und Dokumentarfilm zu lernen. In wenigen Ausnahmefällen sind auch Wechsel während des Studiums möglich, es ist aber sehr kompliziert.

 

Um Werbung zu drehen, sind vor allem technische und tricktechnische Kenntnisse gefragt. Ein Regiestudium ist sicher eine gute Grundlage. Die Filmschule in Ludwigsburg ist besonders auf Trick spezialisiert, wenn Werbung das Ziel ist, wäre diese Schule besonders interessant. Die drei vorgenannten Schulen sind staatlich, das heißt das Studium ist kostenfrei.

 
...Dokumentar-Filmer

 

Dokumentarfilm und die benachbarten Gebiete wie Filmjournalismus, Feature etc. lernt man ziemlich gut an den Filmschulen. Ziemlich gut ist die Münchner Dokumentarabteilung der HFF, dort kann man ohne größere Probleme sogar Spielfilmformen erproben. Man lernt auch alles über die Doku-Klassiker, was sehr wichtig ist, weil die Kultur des Dokumentarfilms früher sehr hoch war. Die Basisausbildung Technik und was dich speziell interessiert, die Kamera macht man dort auch sehr intensiv. Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass viele Dokumentarfilmer bei ihren Filmen die Kamera selbst führen. Man kann also beides gleichzeitig!

 

Praktika bei Sendern bringen für die Ausbildung selbst recht wenig, lesen sich aber meist ganz gut in der Vita. Besser: Will man praktische Erfahrung beim Drehen machen, sind Dokumentar-Produktionen sinnvoller. Doch Vorsicht: Die Doku-Gemeinde ist recht diffus, da sollte man die Augen aufhalten nach Firmen, die sich durch Qualität einen Namen gemacht haben. Z.B. Denkmal-Film in München oder Lichtblick in Köln.

 
...Kameramann

 

Was Mediengestalter und Kamera angeht, so sind das nach unserer Erfahrung zwei ganz unterschiedliche Wege. Mediengestalter ist noch sehr schwammig, die Bandbreite reicht von Fantasiegebilde der Arbeitsämter bis zu relativ solider Wissensvermittlung. Aber zur Kamera kommt man so nicht! Der klassische Weg ist die Kameraassistenz bei Projekten, man kann sich auch über Beleuchtung dort hinarbeiten. Es gibt aber auch Fachschulen sowie an den Filmhochschulen (z. B. München) kleinere Kameraklassen.

 

Ob man noch auf richtigem Film arbeiten kann, kommt ganz darauf an, in welcher Firma man die Ausbildung macht. Öffentlich rechtliche Sender z. B. produzieren ihre Serien (Tatort, Polizeiruf, etc.) teilweise noch auf Film. Wer nach der Ausbildung im Kamerabereich angestellt wird, hat eventuell die Möglichkeit, über Materialassistenz in den Filmbereich zu kommen. Der klassischere Weg geht jedoch über Praktika. Problem dabei ist nur, dass man entweder einen Finanzier oder einen Lottogewinn haben muss, um diesen Weg zu beschreiten...

 

Probleme wegen Sehschwäche: Solange wir von ganz normalen Sehkorrekturen wie 1,5 Dioptrien sprechen, gibt es überhaupt keinen Anlass, am Berufswunsch zu rütteln. Profikameras beim Film etwa haben Sucherlupen, bei denen sich die Dioptrien direkt mit einem Rädchen einstellen lassen, und wenn, wie bei Studiokameras mit einem Kontrollscreen geschwenkt wird, dann schaut man da mit Brille oder Kontaktlinsen drauf. Schwierigkeiten machen nur richtige Sehfehler wie Farbenblindheit oder wenn durch extrem dicke Brillengläser das Sehfeld stark eingeschränkt wird.

 
...Film- und Video-Cutter

 

Ich würde Dir empfehlen zuerst einmal ein Praktikum in einer Filmproduktionsfirma, im Sender bzw. in einer größeren Werbeagentur zu machen. Dort gewinnst Du einen genaueren Eindruck, was heutzutage alles im Bereich Film möglich ist. Zudem kannst Du dort viele Kontakte knüpfen und Leute kennen, die schon etwas länger mit Film zu tun haben. Vorab aber: es ist nicht leicht ein Praktikum zu bekommen, du solltest aber hartnäckig bleiben und möglichst viele (wirklich viele!) Bewerbungen schreiben... Der Beruf an sich hört sich sehr verlockend an, jedoch gibt es auch Alternativen, die du dort sicherlich kennen lernen wirst! Wenn du direkt auf der Suche nach so einer Ausbildung bist, dafür gibt es Webseiten wie: crewunited.de, dubbing.de, ihk.de (Industrie und Handelskammer). Das mit dem Englisch ist nur insofern wichtig, weil die meisten Programme bzw. Geräte englisch beschrieben sind.

 
...Tonmann/Tontechniker für Film

 

Tontechnik für Film lernt man vorzugsweise in der Praxis. Es ist ein Handwerk und benötigt vor allem Erfahrung und natürlich ein gutes Gehör und Musikalität. Für eine „amtliche“ Ausbildung haben wir hier einige Adressen:

Studium

  • HDK Berlin (Fasanstr. 1, 10623 Berlin, Tel.: (030) 3185-0)
  • Hochschule für Musik Detmold (Allee 22, 32756 Detmold, Tel.: (05231) 975-639)
  • FH Düsseldorf (Josef-Gockeln-Straße 9, 40474 Düsseldorf, Tel.: (0211) 43 51-300)
  • Robert-Schumann Hochschule (Fischerstr. 110 , 40476 Düsseldorf, Tel.: (0221) 49 18-100/200)
  • HFF Konrad Wolf (Karl-Marx-Straße 33/44, 14482 Potsdam, Tel.: (0331) 74 69-0)
  • TU Graz (Rechbauerstraße 12, A-8010 Graz, Tel.: +43 (316) 873 51 05)
  • Uni für Musik und Darst. Kunst Wien (Anton von Webern Platz 1, Tel.: +43 (711) 556 914)

Schulen

  • Schule für Rundfunktechnik (SRT) (Wallensteinstr. 121, 90431 Nürnberg, Tel.: (0911) 96 19-0)
  • SAE School of Audio Engineering (Hoferstr. 3, 81737 München, Tel.: (089) 675 167)
  • SfT Schule für Tontechnik (Hessische Str.11, 42389 Wuppertal, Tel.: (0202) 604 045)
 
Maske oder Ausstattung?

 

Maske und Ausstattung sind zwei völlig verschiedene Dinge! Handwerkliche Begabung deutet nicht wirklich auf Maske hin. Für Maske sind Ausbildungswege wie Friseurlehre und anschließend 2-3 Jahre Volontariat an einem Theater nicht unüblich. Es gibt daneben auch noch ein Studium in Dresden für Maske ( www.hfbk-dresden.de). Die Einschätzung, dass ein 4-Tage-Kurs wenig bringt, ist übrigens absolut richtig. Versuche es doch über die Praxis in Richtung Requisite/Ausstattung. Um ein paar wenig oder nicht bezahlte Praktika kommt man nicht herum. Aber gerade im Bereich Requisite ist man auch relativ schnell drin. Ist aber anstrengend und selten mit 8-Stunden-Tagen verbunden.

 

Auch ein Weg zum Film: Script oder Schnittassistenz. Vielleicht solltest du versuchen, mehr über die verschiedenen Arbeitsbereiche herauszufinden. Wenn dann absolut klar ist, was Du mal machen willst, lässt sich der Weg auch besser ausloten. Im Saarland gibt es übrigens auch ein Filmbüro. Vielleicht haben die Ideen.

 
Anschluss

 

Es gibt es noch keinen einheitlichen Ausbildungsweg für Continuity. Das Kölner Filmhaus bietet ein zweitägiges Seminar zum Berufsbild „Continuity“ an. Nähere Infos bekommst du unter www.koelner-filmhaus.de. Aber hier ist es im Grunde besser, du suchst die Praxis bei Filmproduktionen. Studentenfilme oder andere Low-Budget-Produktionen suchen immer wieder Script/Anschluss. Auch denke ich, wäre es sinnvoll, ein Praktikum als Schnittassistent/in zu absolvieren oder zumindest den Leuten im Schneideraum über die Schulter zu sehen – hilft besonders beim Erstellen des Cutterberichtes.

 

Ein Praktikum bei einer Filmproduktion ist mit Sicherheit ein guter und sinnvoller Weg, diesem Beruf näher zu kommen. Allerdings habe ich im Laufe meiner mehrjährigen Praxis in der Continuity und auch als Regieassistentin die Erfahrung gemacht, dass der allgegenwärtige Zeitdruck, unter dem heute die meisten TV- aber auch Kino-Produktionen entstehen, einer wirklich fundierten Ausbildung des Nachwuchses oft im Wege steht. Auch einige Kolleginnen und Kollegen haben mir bestätigt, dass sie es während der Dreharbeiten einfach nicht schaffen, genau zu erklären und zu begründen, warum sie eine Sache nun so und nicht anders machen, warum sie welche Prioritäten setzen, warum ein Achssprung in einer bestimmten Situation funktioniert, wie man ein Drehverhältnis ausrechnet, eine Hochrechnung über die Filmlänge erstellt etc. etc. etc. ... Wir werden ja nicht primär als Ausbilder für den Nachwuchs engagiert, sondern vor allem für den Anschluss oder eben als Regieassistent/In. Viel Freiraum bleibt einem da nicht, denn die Drehzeit ist, wie gesagt, knapp bemessen.

 

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Praktikanten werden zu oft als Mädchen für alles engagiert. Sie müssen Kaffee kochen, Schauspielerfahrdienste und Botengänge übernehmen, als Absperrer herhalten oder Einkäufe machen. Ohne Zweifel bringt einem das Set-Erfahrung, und die soll man nicht unterschätzen, aber auf die Dauer ist das kein Ersatz für Ausbildung. Die Teilnehmer des Seminars im Kölner Filmhaus, von denen übrigens viele bereits ein Praktikum absolviert, einige sogar schon als Script gearbeitet hatten, bestätigten mir nach zwei Seminar-Tagen, dass ihnen die ausführliche Darstellung der Aufgaben von Anschluss und Script sehr wohl eine Menge gebracht hätte. Natürlich ist ein einzelnes Seminar nicht mit Berufsausbildung gleichzusetzen. Als Teil der Ausbildung, zum Beispiel und in Ergänzung zu einem Praktikum am Set oder im Schneideraum, ist es aber in jedem Fall von Nutzen.

 

...Film-Handwerker: Baubühne und Ausstattung

 

Wer eine Schreinerausbildung macht und zum Film will, für den wäre ein sehr naheliegender Bereich beim Film die so genannte Baubühne. Beim Film werden sehr häufig Kulissen, Bauten aller Art benötigt, es gibt sogar Betriebe, die im Auftrag der Ausstatter oder Requisiteure Dinge Anfertigen. Das können irgendwelche Vorbauten sein, mit denen man etwa in einem Raum aus einer Balkontür ein einfaches Fenster werden lässt, oder der komplette Nachbau einer mittelalterlichen Werkstatt oder ein Baumhaus oder eine Hundehütte etc. Oft müssen auch auch irgendwelche modernen Dinge kaschiert werden. In historischen Filmen müssen die heute auch an alten Gebäuden üblichen Regenrinnen z. B. durch Holzblenden verdeckt werden. Wichtig sind vor allem viel Fantasie und Improvisationsgabe. Um in den Job reinzukommen, sollte man vielleicht erst einmal bei Nachwuchs-Projekten Anschluss suchen (z. B. im New-Talent-Bereich). Vielleicht sucht ja jemand in Deiner Nähe Hilfe für seinen nächsten Kurzfilm! Oder man versucht bei Baubühnen-Firmen einen Job zu bekommen. Es ist auf jeden Fall ein spannender Arbeitsbereich. Darüber hinaus sind natürlich auch mit wachsender Erfahrung andere Bereiche wie Requisite oder Ausstattung etc. denkbar. Für den Beruf Ausstattung wäre Innenarchitektur, Geschichte etc. Voraussetzung. Wer in diese Richtung will muss etwas entsprechendes lernen.

 
...Filmmusiker

 

Die meisten Filmkomponisten haben nicht speziell Filmmusik studiert. Mit spezialisierten Studiengängen Filmmusik ist Deutschland auch nicht allzu reich gesegnet. Man kann an der Musikhochschule München (Robert Schneider) Filmmusik studieren. Darüber hinaus bietet auch die Filmhochschule Ludwigsburg Filmmusik als Studienzweig an, mit dem nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass hier auch die technisch-gestalterischen Aspekte des Films (nicht unwichtig für Filmmusik) intensiv vermittelt werden. Außerdem kann man versuchen, bei einem arrivierten Filmmusik-Komponisten eine Art Hospitanz zu machen. Es gibt auch Kurzseminare über Filmmusik etwa an der Sommerakademie Gauting (EEFF). Wichtig ist aber in jedem Fall Begabung, und der Wille, auch sich selbst über die entsprechenden Recherchen und Kontakte das Handwerkszeug zu organisieren, welches für diesen Berufszweig erforderlich ist.

 
Grafik und Design

 

Der Hinweis auf Grafik-Design würde Ludwigsburg zur ersten Wahl machen, weil dort besonderes Augenmerk auf Filmtricks und Bearbeitung auf Workstations gelegt wird. Dann gibt es auch noch die German Filmschool in Elstal (12 km westlich von Berlin). Die monatlichen Gebühren allerdings sind ebenfalls sehr hoch. Siehe auch Schulen: German Film School. In den USA gibt es einige ebenfalls auf diesen Bereich spezialisierte Universitäten, die Kosten dort (Studiengebühren) sind allerdings heftig und nicht Jedermanns Sache.

 
...Media-Designer

 

Die nächstliegendste Schule wäre die LAZI-Akademie in Stuttgart-Esslingen (hab ich übers Internet gefunden: www.lazi.de).

 

War selbst auf der Akademie und kann dir nur abraten!!! Viel Geld für schlechte Dozenten. Suche dir lieber etwas woanders.

 
...Schauspieler

 

Es gibt verdammt viele Schauspieler, darunter auch einige, die nie eine Schauspielschule besucht haben. Besonders Seifenopern, die Herz-und-Schmerz-Geschichten verbreiten, engagieren häufig Schauspieler ohne Ausbildung, die daraus resultierende nicht selten unprofessionelle Darstellung wird bewusst als besonderer Stil akzeptiert. Solange man als Typ weitgehend sich selbst darstellt, kann das relativ gut gehen. Schwieriger wird es, anspruchsvolle Rollen umzusetzen. Es gibt allerdings nur ganz wenige Ausnahmen, wo Schauspieler ohne Ausbildung wirklich herausragende Charaktere dargestellt haben. Oft half ihnen dabei die Arbeit an Theatern, wo sie indirekt auch eine Art Schauspielausbildung bekamen.

 

Wenn man wirklich herausragende Arbeit in diesem schwierigen Beruf leisten will, dann kommt man um eine gute Schauspielschule eigentlich nicht herum. Die Betonung liegt auf gute, denn auch hier gibt es Unterschiede. Vielleicht wäre ein Praktikum an einem Theater nicht schlecht zur Orientierung, denn auch wenn man zum Film möchte, ist Theater eine hervorragende Basis.

 

Vorsicht: Wenn es dann darum geht, einen Job zu bekommen, ist Sorgfalt bei der Wahl der Agentur angebracht! Mehr dazu im Movie-College unter „AgEnten“...