The Big Bad Swim
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The Big Bad Swim USA 2006 REGIE: Ishai Setton |
American Independents
Regie: Ishai Setton
Wasserscheue Menschen nehmen an einem Schwimmkurs teil, lernen sich kennen und bauen Beziehungen zueinander auf.
Der Film beginnt seicht, vielleicht flach. Hat man doch das Gefühl in einer dieser typischen amerikanischen „Menschen-die-wie-aus- dem-Katalog-aussehen- agieren-in-gleichmässig- ausgestrahlten-Räumen- und-erzählen-sich- Banalitäten"-Filme zu sitzen.
Da gibt es die attraktive Blondine, die nachts per Perücke ihre Identität wechselt und in einem Nachtclub strippt, die immer frisch frisierte Brünette, die mit ihrem strahlenden Zahnarztlächeln ihre Schüler unterrichtet, den Naturburschen, der den Schwimmmeischter mit sexy Body mimt und noch allerlei andere Schönlinge, die den Film rahmen.
Aber es will einem einfach nicht gelingen sich über diese Oberflächlichkeiten zu ärgern. Langsam wickelt einen der Film mit seinem stillen Humor, guten Pointen und glaubhaft gezeichneten Charakteren ein. Man kann das Geschehen nachvollziehen und lässt sich fallen in die Welt der leichten Gefühle. An keiner Stelle versucht der Film krampfhaft etwas zu erklären, warum die Blondine zum Beispiel strippt usw. In dieser hermetischen Welt funktionieren die Figuren einwandfrei und lassen, durch ihr - zugegebenermaßen - nur größtenteils subtiles Spiel, Tiefe durchschimmern, welches das Interesse des Zuschauer aufrechterhält. Aber es wird niemals schwer und bleibt nie ganz oberflächlich, wird manchmal traurig, manchmal lustig und immer unterhaltend. Es gibt keine großen Probleme und es gibt keine großen Lösungen, aber man hat ein Dauerlächeln im Gesicht, so dass man über leichte Unsicherheiten in der Bildkadrierung hinweg sehen kann.
Der Film endet immanent zu seiner Erzählstruktur. Das latente Bedürfnis der Blondinen, Brünetten und sexy Bodies nach Beziehungen führt sie zueinander. Ihre angedeutete Beziehungsunfähigkeit jedoch lässt immer eine Ungewissheit. Ihre Beziehungen bleiben bis zum Ende in der Schwebe, während der Zuschauer sich vergnüglich aus seinem Sessel schwingt, um genüsslich, beflügelt von der ganzen Leichtigkeit des Seins, um die Ecke ein Schokoeis mit riesiger Sahnehaube zu verschlingen.
Wasserscheue Menschen nehmen an einem Schwimmkurs teil, lernen sich kennen und bauen Beziehungen zu einander auf. Das ist alles und doch so viel mehr als manch andere aktuelle „Ein-Pärchen-läuft-durch-eine-französische-Metropole-und-versucht-uns-die-Welt-zu-erklären"-Machwerke.
gesehen von Johannes von Alten
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The Case China 2006 REGIE: Wang Fen TON: Yang Jiang DARSTELLER: Wang Sifei, Wu Gang, Wu Yujian, Wang Hongwei |
Neues Asiatisches Kino
Regie & Buch: Wang Fen
Dasam ist ein Mann um die 40. Er lebt in der chinesischen Provinz, am Fuße des Schneeberges, von dem es heißt, das die Herzen Liebender, die von dort oben in den Fluß springen, gemeinsam den Fluß entlang in die Ewigkeit treiben. Dasam liebt den Berg, früher war er jedes Jahr dort, im Nirgendwo an der Grenz zu Tibet. Hinüber gegangen ist er jedoch nie.
Dasam ist kein mutiger Mann, er ist ein kränklicher Träumer. Den Großteil seiner Zeit verbringt er in einem kleinem Gewächshaus, eher ein begrünter Schuppen, im Hof der kleinen Pension die von seiner Frau und ihm bewirtschaftet wird. Die Pension gehört ihr und auch in der Ehe ist sie die dominante Persöhnlichkeit. Fortwährend bezichtigt sie Dasam des Fremdgehens, was auf einen ungeklärten Zwischenfall zurückzuführen ist, der in einem gewaltsam eingreifen ihres Bruders, eines örtlichen Polizisten, gipfelte. Böses Blut.
Beide Eheleute stecken voller wünsche und unerfüllter Sehnsüchte, die sie aber schon lange nicht mehr kommunizieren könnten. Ein jeder hat seine eigene Art damit umzugehen. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass Dasam einen Kofer, den er im Fluß treibend gefunden hat, vor seiner Frau verheimlicht, auch dann noch, als er entdeckt, dass sich darin sorgsam in Eisblöcke eingefrorene Körperteile befinden. Just an diesem Tag, quartieren sich auch noch eine bildschöne junge Frau, samt unpässlichen Ehemann in der Pansion ein und das Spiel kann beginnen.
Für einen Film über Träume und Sehnsüchte sind eingefrorene Körperteile ein eher ungewöhnliches Motiv. Und trotz des gelungenen Setups, entsteht immer wieder der Eindruck, der Film wisse selbst nicht so recht etwas mit den skurrilen Situationen anzufangen. Auch die sehr stilbewusste Montage der oft großartigen Bilder scheint hin und wieder ihres inneren Antriebs verlustig zu gehen. Gerade in den extremeren Situationen fehlt es an der Konsequenz, wie man sie zum Beispiel schon öfters in vergleichbaren Filmen aus Japan gesehen hat, etwa in den Werken von Hiroyuki Tanaka. Das gewählte Ende, obgleich von durchaus eigenem Charme, ist symptomatisch für diese Scheu, die zwar inhaltlich begründbar ist, dem Film aber trotzdem etwas an Kraft nimmt.
Am besten gelingen der jungen Regisseurin Wang Fen Szenen der Ehe, generell das Einfangen zwischenmenschlicher Spannungsfelder, wobei Sie sich sehr gekonnt des Mittels der Überzeichnung bedient ohne dabei die Figuren lächerlich geraten zu lassen. Da diese Momente den Film weitestgehend bestimmen, bleiben die moderaten 87 Minuten aber durchweg vergnüglich und auf die kommenden Film von Wang Fen darf man gespannt sein.
Gesehen von Georg Göttlich




