Studiobau zu "Stau" Foto: Dietrich Brüggemann

 

Feierabendstau auf der Stuttgarter Weinsteige. Nichts Besonderes eigentlich. Doch für die zwei Stuttgarter Tatort-Kommissare Lannert und Bootz wird der Stau an diesem Tag sehr wichtig. Ein Mädchen wird tot am Straßenrand aufgefunden, und der einzige Augenzeuge ist ein dreijähriger Junge. Vom Fahrer des verantwortlichen Wagens fehlt jede Spur, doch bald wird klar, dass er sich im Stau befinden muss, denn die einzige Straße aus dem Wohngebiet führt in diese Richtung. Während Bootz sich also an die mühselige Befragung des Jungen macht, beginnt Lannert eilig mit der Suche nach Augenzeugen im Stau, bevor dieser sich wieder auflöst. Und als Bootz von dem Jungen erfährt, dass das Mädchen nicht angefahren, sondern aus dem Wagen geworfen wurde, und außerdem die Leute im Stau langsam misstrauisch werden, spitzt sich die Lage noch weiter zu.

 

„Stau“ ist Dietrich Brüggemanns erster Tatort. Zuvor machte er sich bereits einen Namen mit Filmen wie „3 Zimmer Küche Bad“ oder „Kreuzweg“, für den er und seine Schwester Anna Brüggemann 2014 den Silbernen Bären für das beste Drehbuch erhielten. Nebenher produzierte er mehrere Musikvideos, musizierte selbst und widmete sich mit seinem Langzeit-Kunstprojekt PANORAMAPEOPLE.COM auch der Fotografie.

 

Brüggemann wollte keinen „Standard-Tatort“ produzieren, sondern eine auffällige Folge für die Erfolgsserie. Als er nach einer Idee für einen Tatort gefragt wurde, kamen ihm seine eigenen Erfahrungen im Stau auf der Weinsteige in den Sinn und er begann, diese mit Daniel Bickermann  in ein Drehbuch zu verwandeln. Auch die Musik zu „Stau“ stammt von Brüggemann selbst.

 

Die Dreharbeiten zu den Szenen auf der Weinsteige wurden jedoch nicht vor Ort, sondern in einer Messehalle in Freiburg gedreht. Die Fahrbahn sowie die Stützmauer wurden mit großem Aufwand in fünf Tagen nachgebaut, 30 fahrtüchtige Autos standen auf der Fahrbahn und simulierten den Stau. Auf der anderen Seite der Straße war eine blaue Leinwand angebracht, mit deren Hilfe in der Nachbearbeitung das Stuttgarter Panorama eingeblendet wurde. So konnte 13 Tage lang die Kulisse an der Weinsteige gefilmt werden, ohne dabei vom Verkehr oder Wetter beeinflusst zu werden.

 

Doch die Dreharbeiten und die Vorbereitung in der Messehalle waren nicht der einzige Aufwand, den der Film verursachte. Etwa 100 Leute gehörten letzten Endes zur Besatzung, die Dreharbeiten wurden groß angelegt, obwohl die Geschichte hauptsächlich an zwei Orten spielt. Dennoch hatte Brüggemann das Gefühl, ein "intimes Kammerspiel" zu produzieren, bei dem er die Beziehungen und Bewegungen einer ganzen Gruppe von Charakteren beschreiben konnte. Dabei half ihm, dass er die Schauspieler frei wählen durfte, die er meist in ungewohnten Rollen einsetzte. Seine Idee hat er nicht bereut.

 

Die Premiere, bei der auch die beiden Hauptdarsteller Felix Klare und Richy Müller anwesend waren, fand im Juni auf dem SWR Sommerfestival statt. Im Fernsehen wird der Tatort „Stau“ erstmals am Sonntag, den 10. September 2017 im Ersten gesendet.