Das Verfahren ist nicht neu, doch die Umsetzung mit stark gebündelten Scheinwerfern eröffnet stabile Lichtsituationen. Bereits in den 80er Jahren arbeitete ein Kameramann beim Südwestfunk häufig bei der Ausleuchtung von Innenräumen mit Sonnenlicht, welches durch Umlenkspiegel in die Innenräume gelenkt und dort weiter verteilt wurde. Der Außen befindliche Hauptspiegel musste natürlich mit der wandernden Sonne nachjustiert werden.

 

Innen in den so ausgeleuchteten Räumen brauchte es viel weniger Lichtstative und die Hitzeentwicklung die sonst von Schweinwerfern produziert wurde, blieb aus. Während Scheinwerfer schwer sind und nur mit Hilfe von stabilen Stativen etc. in Position gebracht werden können, kann man kleine Umlenkspiegel und Reflektoren mit leichten Magic-Arms oder an biegsamen Schwanenhälsen überall im Set leicht befestigen.

 

Altes Verfahren modernisiert

Anfang des neuen Jahrhunderts hat der österreichsiche Kameramann Christian Berger das Verfahren aufgegriffen und dank stark bündelnder Scheinwerfer des einstigen Projektorenherstellers Pani, vom Sonnenlicht unabhängig gemacht. Er nennt sein zusammen mit dem Lichtlabor Bartenbach entwickeltes System CRLS (Cine Reflect Lighting System) und bietet alle Arten von Reflektoren, Spiegeln etc. an.

 

Der Projektor kann im Set oder auch Außen aufgestellt werden und wirft extrem helles, gebündeltes Licht auf einen oder mehrere im Set befestigte Spiegel, von denen aus das Licht weiter verteilt wird.

 

 

Der unbestrittene Vorteil liegt darin, dass die Lichtquelle weit von den Schauspielern entfernt ist, und sie somit keiner Hitzeentwicklung ausgesetzt sind. Auch sind kleine Umlenkspiegel im Set viel weniger aufdringlich als ganze Scheinwerfer, Schauspieler fühlen sich dadurch in den Räumen viel wohler, als wenn sie von lauter schweren Lichtstativen umgeben sind. Berger hat das Verfahren unter Anderem bei "Die Klavierspielerin", "Caché" oder dem dem preisgekrönten Haneke-Drama "Das weiße Band" eingesetzt und für seine Kameraarbeit eine Oscar-Nominierung erhalten.

 

Die Idee, dass man mit dem reflektierten Licht arbeitet, so wie es auch in der Realität geschieht, wo Wände, Tischplatten, Böden, Kleidung, eben alles im Raum das Licht von Außen reflektiert, ist bestechend. Man folgt dabei dem natürlichen Weg des Lichts im Raum und erhält damit sehr realistische Lichtsituationen.

 

Zwei Verfahren am Markt

Ein fast identisches System wird auch unter dem Namen Kflect RLS von der Firma Kaczek Visuals hergestellt und angeboten. Die leistungsstarken Parallel-Scheinwerfer heißen hier nicht Panibeams sondern K-Beams. Letztlich sind es leistungsstarke HMI Scheinwerfer, die das Licht über Parabol Reflektoren stark bündeln. Man kann also auch andere, durch Linsen und Parabolreflektoren gebündelte Scheinwerfer verwenden, diese sind allerdings weniger effektiv.

 

Es gibt sie mit 40 und 70 cm Durchmesser. Bei größerem Durchmesser kann man natürlich auch mehr Umlenkreflektoren im Lichtstrahl platzieren und damit Licht in das Set umleiten. Beide Systeme gehen von der Idee einer einzigen Lichtquelle, ähnlich der Sonne aus, von der aus das Licht in den Räumen verteilt wird.

 

 

Der Pani-Scheinwerfer, der recht groß und leistungsstark ist und den die Firma Panibeam nennt, wird entweder auf einem Stativ befestigt oder mit der Lichtaustrittsöffnung nach oben, auf dem Boden platziert. Direkt darüber, in Deckenhöhe wird dann der erste Umlenkspiegel platziert, der das stark gebündelte Licht in Richtung der Aufnahmesituation umlenkt. Für die Befestigung und Ausrichtung wurde ein eigenes Grip-System entwickelt, das sogenannte Panigrip.

 

An diesen können die verschiedenen Reflektoren, die das Licht in unterschiedlichster Weise reflektieren, es modulieren, und gestalten, befestigt werden. Die kleinen Reflektoren sind leicht, sie nehmen wenig Platz in Anspruch und belassen auf diese Weise viel mehr Freiraum für die Schaupieler-innen.

 

Sie sind in der Regel aus Alu hergestellt und besitzen unterschiedlichste Größen, Formen und Oberflächen bis hin zu Spiegeln. Mit Hilfe von runden Reflektoren kann man zugleich runde oder ovale Lichtformen realisieren.

 

 

 

Zugegeben, Kameraleute und Beleuchter müssen umlernen, um mit diesem System zu arbeiten. Doch die Vorzüge, die am Set durch diese besondere Form der Lichtgestaltung entstehen, sind offensichtlich.