MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

 

 

Accordion Tribe

Daten

Accordion Tribe

87 Min., Musikdokumentation CH, A 2004

REGIE: Stefan Schwiertert
KAMERA: Wolfgang Lehner
TON: Dieter Meyer
MONTAGE: Stephan Krumbiegel
MUSIKER: Guy Klucevsek, Lars Hollmer, Maria Kalaniemi, Bratko Bibic, Otto Lechner

Regie: Stefan Schwiertert

Kinostart: 14. April 2005

Die Idee an sich ist nicht bahnbrechend. Fünf Profimusiker schließen sich zu einer Gruppe (Accordion Tribe) zusammen und gehen auf Tournee; die Kamera begleitet sie. Eher ungewöhnlich daran: alle fünf spielen Akkordeon, ein Instrument, das seit Jahren eher mit sentimental-angestaubter Volkstümelei assoziiert wird und ein Nischendasein in Schrebergärten und Alpenregionen führt. Umso erstaunlicher ist, was diese Musiker ihren Instrumenten entlocken. Kein bisschen von altbackenen Evergreens in geselliger Runde. Es ist schlicht atemberaubend, welche Klänge von dieser Gruppe kreiert werden. Zum Glück gibt Stefan Schwietert der Musik auch genug Zeit und Raum, ermöglicht es dem Zuschauer, sich ganz in sie zu versenken. Er schafft es, dass Film und Soundtrack eine Einheit ergeben; kommentiert nicht die Musik mit seinen Interviews, sondern umgekehrt. Worte sind Schall und Rauch, die Musik aber kommt direkt aus dem Herzen. Man erfährt, was an Emotionen in Musik stecken, wie sehr eine Melodie berühren kann. Man beginnt zu ahnen, was die Musiker an- und umtreibt und sieht, wie sie verzweifelt versuchen, sich von den musikalischen Wurzeln zu lösen, um doch immer wieder auf raffinierte Art auf sie zurückzukommen.

Ihren ganz eigenen Charme hat die Gruppe der fünf Akkordeonspieler. Der Österreicher Otto Lechner, der wie eine Musikerversion von Klaus Maria Brandauer wirkt, der Slowene Bratko Bibic, der direkt aus Loriots Violinspielersketch entsprungen zu sein scheint, die sensible Maria Kalaniemi (Finnland), Lars Hollmer (Schweden) und Guy Klucevsek (USA)- sie alle wirken auf liebenswürdige Weise schrullig. Jeder hat längst seinen eigenen Stil entwickelt und extra für die Tournee von "Accordion Tribe" Stücke komponiert. Man merkt schnell, dass Guy Klucevsek Recht hat: "bereits die Zusammenführung der richtigen Leute zur richtigen Zeit kann schon eine künstlerische Tat bedeuten und im geglückten Falle Energien freisetzen, die sich jedem vorauseilenden Kalkül entziehen."

Den einzigen Vorwurf, den man dem Regisseur vielleicht machen kann, ist, dass er die Musiker nicht ganz gleichberechtigt behandelt. Er fokussiert stark auf den blinden Otto Lechner, der zugegebenermaßen ein Glücksfall für das Projekt war (und offensichtlich auch auf Tournee zum Publikumsliebling geworden ist) und der Dokumentation einen Hauch Intimität verleiht. Dadurch wirken vor allem Lars Hollmer und Bratko Bibic ein wenig wie unter "ferner liefen" abgestellt. Schade ist auch, dass der mit "Musik als Reise" umschriebene Film einen filmischen Schlusspunkt erhält. Das im Abspann eingespielte Stück fügt sich deshalb nicht schlüssig in das Gesamtkonzept ein, die musikalische Reise kann sich nicht in den Alltag fortsetzen. Insgesamt ist es aber bemerkenswert, wie sensibel und unaufdringlich Schwietert seinen Film gestaltet. Eine tolle Dokumentation- einfach zurücklehnen und genießen.

 

gesehen von Johannes Prokop

Banner K Kreativtraining pur 5000

Weitere neue Artikel

Nicht immer braucht es ein hohes Budget um an der Kinokasse viel Geld einzuspielen. Welches waren erfolgreiche Low-Budget Filme?

Kurzfilme auf Filmfestivals einreichen ist gar nicht so einfach,- wie kann man seine Chancen verbessern?

Sie gehören untrennbar zur Ikonographie des Horrors: Zombies. Die Rückkehr der – nicht mehr ganz so frischen – Toten ist ein popkultureller Dauerbrenner.

Adobe baut seine Firefly KI zu einem Produktionszentrum aus und erfüllt damit viele Wünsche...

Wie KI den Filmbereich verändert, wurde auf einem Panel der Medientage 2025 mit Yoko Higuchi-Zitzmann und Max Wiedemann diskutiert.

Viele frühe Horrorfilme sind verschollen oder zerstört, doch einer der frühesten Horrorfilme, Edisons "Frankenstein" ist noch erhalten

An Profisets will man mit wenigen, leistungsstarken Akkus arbeiten. Wie es gelingt, alle Geräte von einem Akku aus zu versorgen...

Wie es kam, dass die frühen Filmemacher, den Horrorfilm entdeckten und wie daraus eine kommerzielle Erfolgsgeschichte wurde...

Kaum zu glauben, aber es gab nicht nur in den USA und England eine Phase, in der man massiv gegen Horrorfilme ankämpfte...

Der Film erzählt über die tschechoslowakische Künstlerin Perla. Wir hatten Gelegenheit mit Alexandra Makarová (Regie) und Simon Schwarz (Cast) zu sprechen

Man kennt VFX aus aufwändigen Effekten, doch viel häufiger werden einfach unnötige Fehler korrigiert...

HMI, LED und Fluoreszenz. Welche Scheinwerfer sind sinnvoll, welche weiterhin brauchbar, und welche gehören aussortiert?

Seit der Wirtschaftsdienst Bloomberg gemeldet hat, dass Arri seine Optionen inklusive Verkauf prüft, brodelt die Gerüchteküche

Sie sind eng, hängen an wenigen Drahtseilen, führen Fremde schicksalhaft zusammen und bieten eine Menge Zuspitzungsmöglichkeiten- deshalb liebt sie das Kino

Wer auf den einschlägigen China-Plattformen Produkte direkt bestellt, kann für wenige Euros ganze Funkstrecken beziehen. Doch taugen die was?

Actioncams sind für rauhe Aufnahmebedingungen gebaut,- nur der Ton wird vernachlässigt. Wie kann man den Ton verbessern?

Während Polizei und Behörden oft hilflos vor Datenschutzregeln kapitulieren müssen, haben Social Media Unternehmen viele Schutzwälle eingerissen.

Sie haben Kopf und Kragen riskiert die Helden der frühen Action-Filme, erst Jahrzehnte später wurden Stunt-Ausbildungen und Sicherungssysteme eingeführt...