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Regie: Peter Jackson

Produktion: WingNut Films, New Zealand Filmcommission

Darsteller: Timothy Balme, Diana Penalver, Elizabeth Moody, Ian Watkin

 

Mit „Der Herr der Ringe“ brachte Peter Jackson 2001 die als unverfilmbar geltende Buch-Trilogie von J. R. R. Tolkien auf die Leinwand – und setzte Maßstäbe für das Hollywood-Blockbusterkino. Jackson, der nie eine Filmschule besucht hatte, hatte den großen Durchbruch geschafft, den ihm wohl einige Jahre zuvor niemand zugetraut hätte – hatte der Filmemacher doch seine Anfänge im B-Horror gemacht. Jackson, 1961 in eine nach Neuseeland emigrierte, britische Mittelstandsfamilie geboren, startete als Kind mit Super-8-Kurzfilmen, die schließlich in Jacksons Spielfilmdebüt „Bad Taste“ von 1987 mündeten. Die Low-Budget-Horrorkomödie, in der Aliens eine Stadt zu ihrem Mittagessen erklärt, entstand im Laufe mehrerer Jahre Wochenendarbeit bei einem Budget von umgerechnet gerade einmal 25.000 US-Dollar. Durch Unterstützung der Neuseeländischen Filmkommission konnte der Film, der heute längst Kult ist, fertiggestellt werden. Schon damals zu erkennen: Jacksons Mix aus schwarzem Humor und Gore in einer stylistisch klaren Bildsprache.

Dieses Erfolgsrezept sollte der Neuseeländer 1992 mit dem Zombiefilm „Braindead“ auf die absolute Spitze treiben. Darin wird 1957 ein Rattenaffe von Skull Island entführt, um im Zoo von Wellington ausgestellt. Dort trifft sich der schüchterne Lionel mit der Spanierin Paquita auf ein Date. Lionels herrische und kontrollsüchtige Mutter Vera verfolgt das Paar. Dabei wird sie von dem Rattenaffen gebissen und infiziert.

 

Mother isn’t quite herself today

All das passiert in den ersten 20 Minuten des Films in einem wahnsinnigen Tempo, das auch Jacksons kreativen wie durchdachten Inszenierung geschuldet ist, die an einigen Stellen durchaus auch an eines seiner Vorbilder, „Evil Dead“-Schöpfer Sam Raimi erinnert – nur eben zum Anschlag aufgedreht. Mit der immer grotesker kränkelnden Mutter (der wirklich nach allen Regeln der grotesken Kunst nichts erspart bleibt) beginnt ein Feuerwerk, das die Eskalationsstufe immer weiter anhebt – und dabei immer mehr vor absurden Einfällen wie auch Kunstblut sprüht. Erst giert Vera nach dem Steak des hohen Besuchs (der in der wahrscheinlich ekelhaftesten Puddingverkostung mündet), ehe sie Paquitas Hund verschlingt und anschließend nach Menschenfleisch hungert.

Der überforderte Lionel parkt die nicht mehr ganz so frische Dame wie auch im Laufe des Films weitere Infizierte im Keller seines Anwesens, die er mit Tierberuhigungsmittel unter Kontrolle hält und mit Brei füttert.
Schließlich muss Lionel auf ein Zombie-Baby im Park aufpassen, ehe bei einer, von Lionels schmierigem Onkel angesetzten, Hausparty alle Dämme rechen und das wahrscheinlich exzessivste letzte Drittel eines Films überhaupt einläutet, in dem sich unter anderem die Gedärme eines Untoten verselbstständigen und ein Rassenmäher Schild und Schwert zugleich wird. Es lässt sich schwer in Worte fassen, man muss es einfach gesehen haben.

 

Jenseits des „guten“ Geschmacks

Genüsslich werden sämtliche Grenzen des guten Geschmacks durch- und Tabus gebrochen. Das geschieht aber nie auf eine zynische Art, sondern mit einer schieren, ansteckenden Freude – insbesondere an den Effekten-, jede Menge Slapstick, einem schrulligen Ensemble – und auch einer überraschenden Tiefe, die sowohl in der zwar parodistisch schnell von statten gehenden und doch glaubhaften Romanze als auch dem Mutter-Sohn-Konflikt steckt. Gerade letzterer schafft eines der wohl absurdesten, ekelerregendsten und zugleich urkomischsten Filmmonster, die man auf der Leinwand bestaunen durfte.

Das „Braindead“ eine eigene hohe Kunst innewohnt, ist beim Publikum nach dem initialen Flop an den Kinokassen längst durchgedrungen – nicht jedoch bei der FSK, weshalb der Film hierzulande bis heute beschlagnahmt ist. Lediglich eine zerschnittene 16er-Version existiert auf dem deutschen Markt. Wer das absolut sehenswerte Frühwerk von Peter Jackson, dessen Einflüsse auch im „Herr der Ringe“ durchschimmern, in Gänze selbst erleben möchte, muss also auf alternative Quellen ausweichen.

Gesehen von Tristan Rembold

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