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Es ist schon erstaunlich, wie viele Irrtümer und Schwächen Produktdesign und Entwicklung haben können. Warum häufen sich die Probleme in den letzten Jahrzehnten so deutlich, dass die Internet-Foren voll sind von enttäuschten Kunden, die sich gegeseitig warnen oder Tipps für Workarounds geben?

 

Ursachen

  • Kurze Innovationszyklen sind ein Grund, viele Hersteller stehen unter großem Druck, ihre Produkte schnell auf den Markt zu bringen, um vor ihrer direkten Konkurrenz einen technischen Vorsprung zu markieren. Die Eile verhindert manchmal, dass Produkte ausreichend getestet werden.
  • Kostengründe sind ein weiterer Grund: Einsparungen bei den Kosten bedeuten auch Einsparungen beim internen Testen. Nicht selten werden die Tests sogar auf externe Firmen ausgelagert, die billiger arbeiten, aber nicht so gewissenhaft sind.
  • Viele Geräte sind inzwischen hochkomplex. Sie bestehen aus zahlreichen Komponenten, die miteinander über Prozessoren und Software interagieren. Damit steigt das Risiko von Fehlern und Abstürzen.
  • Software spielt eine immer größere Rolle bei den Geräten, Softwarefehler kommen oft vor und sie sind schwer zu identifizieren und zu beheben.
  • Häufig müssen die für den Weltvertrieb produzierten Geräte je nach Territorium unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben genügen, da können Fehler passieren.
  • Die wenigsten Unternehmen haben eine große Fertigungstiefe. Das bedeutet, sie stellen nicht alle Teile eines Gerätes selbst her, sondern arbeiten mit Zulieferern zusammen. Missverständnisse in der Abstimmung zwischen Herstellern und Zulieferern oder Auftragsfertigern sind nicht selten Ursache für Probleme.
  • So seltsam es klingt, einige Unternehmen nutzen ihre Kunden ganz bewusst als Beta-Tester ihrer Produkte, um so mit Hilfe von echten Nutzerdaten Verbesserungen bei ihren Geräten vorzunehmen. Das ist billiger, als aufwändige Testverfahren aufzusetzen. Sarkastisch ausgedrückt handelt es sich um das "Prinzip Banane",- das Produkt reift beim Anwender.

Jeden kann es treffen

Was auch immer die konkreten Ursachen sein mögen, es kommen erstaunlich viele fehlerhafte Produkte in den Verkauf. Das trifft selbst Unternehmen, die ihre überhöhten Verkaufspreise vor allem mit ihrem Produktdesign rechtfertigen, wie etwa Apple. Viele Firmen haben Produkte hervorgebracht, die wenn man sie nüchtern betrachtet, einfach große Schwächen mit sich bringen. Sei es eine Uhr, die nur einen Tag lang läuft, bevor ihr Akku wieder aufgeladen werden muss, ein Mobiltelefon, dass so glatt und rutschig ist, dass es leicht von Tischen, Ablagen etc. fällt und dessen dann gebrochenes verklebtes Glas nur mit großem Aufwand ausgetauscht werden kann, oder eine Funkmaus, deren Ladebuchse auf der Unterseite ist, die man also wenn sie lädt, nicht benutzen kann. Die allerersten RED ONE Kameras (2007) kämpften mit Systemabstürzen und Überhitzung die auf zahlreiche Firmware-Problemen und Hardwarefehler zurückzuführen waren. Canons 1D Mark III hatte einen unterirdischen Autofokus. GoPro versuchte sich 2016 im Drohnen-Markt, doch die erste Karma Drone hatte ein gravierendes Problem mit der Stromversorgung, weshalb Drohnen während des Flugs einfach abstürzten. Die ersten Ausgaben von Arris Alexa Mini litten unter Überhitzung und Ausfällen bei der Stromversorgung. Die allererste Blackmagic Cinema Camera (2012) hatte Schwierigkeiten was die Akkulebenszeit, das Display und die Zuverlässigkeit anging. Als in analogen Zeiten, Agfa ein neues analoges Filmmaterial auf den Markt brachte, kam es teilweise zu Schichtablösungen, was teure Spielfilmdrehtage schlagartig unbrauchbar machte. Der weltgrößte Hersteller für Computer CPUs muss nach zahlreichen alarmierenden Meldungen von Anwendern zugeben, dass es bei den letzen beiden Genrationen an Prozessoren wegen Problemen mit der Stromversorgung häufig zu Abstürzen und zu Beschädigungen der Chips kommen kann.

Die Liste ließe sich noch deutlich verlängern, es hat also durchaus auch Premium Hersteller getroffen. Diese haben meist schnell reagiert und mit Firmware-Updates oder Folgemodellen reagiert. Derartige Vorfälle sind natürlich für jedes Unternehmen belastend, weil damit Kundenvertrauen verspielt wird.

 

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Kameras

Jede Kamera besitzt ihre eigenen Stärken und Schwächen, das ist normal und oft genug ein Kaufargument im Vergleich mit anderen Kameras. Schwierig wird es, wenn Konstruktionsmängel die kreative Arbeit spürbar erschweren. Oft erfährt man von den Mängeln erst durch eigene Erfahrung oder wenn man tief in die Ebenen der Erfahrungsberichte und Tests hinabsteigt, denn schließlich sind die Hersteller daran interessiert, die Mängel zu kaschieren. Da gibt es beispielsweise Mirrorless Kameras, bei denen man die Kamera erst vom Stativ abgenommen werden oder die Bodenplatte abgeschraubt werden muss, um den Akku zu wechseln, was bei Dreharbeiten mehrmals am Tag notwendig wird. Oder sehr kompakte, mit energiehungrigen Sensoren und Prozessoren vollgepackte Kameras haben aus Designgründen so kleine Akkus, dass man diese gefühlt alle 10 Minuten wechseln muss.

Es ist auch schon vorgekommen, dass sich bei Mirrorless Kameras der Joystick und die Augenmuschel beim Sucher zu leicht gelöst haben und im ungünstigsten Fall verloren gingen. Oder es gibt Kameras, bei denen die Abdeckung des Akkufachs so fragil ist, dass es leicht beschädigt werden kann, was zum Totalausfall der Kamera führen kann. Ein Kameramodell hatte eine zu hohe Infrarot-Empfindlichkeit des Sensors und man war gezwungen um Farbverschiebungen zu vermeiden, entsprechende Filter vor die Objektive zu schrauben. Ein anderes Kameramodell hatte konstruktionsbedingt ein Lichtleck im Batteriefach welches bei Langzeitbelichtungen zu Fehlern führen kann. Oder die Überhitzungsprobleme bei diversen Kameras, welche zu Aussetzern und Selbstabschaltung führen.

 

Objektive

Ja, Objektive sind aufwändig in der Berechnung und der Herstellung. Kein Wunder, wenn es auch dort immer wieder zu Schwächen und Konstruktionsfehlern kommt. Manche sind dafür bekannt, dass sie bei Weitwinkel und großen Blendenöffnungen (k=kleinen Blendenzahlen) vignettieren, also in den Bildecken das Bild verdunkeln. Andere Objektive zeigen bestimmte Abbildungsfehler, konkret Farbfehler, die sich als farbige Ränder an kontrastreichen Objekten bemerkbar machen (=chromatische Abberation) und die zu den Bildrändern schlimmer werden. Eine weitere Konstruktionsschwäche ist eine übermäßige kissenförmige Verzeichnung, vor allem bei Zoom Objektiven wenn man in den Weitwinkel-Bereich geht. Gerade Linien werden gebogen. Zu den Schwächen mancher Objektive gehören auch Astigmatismus und Feldkrümmung, das sind Unschärfen in den Ecken des Bildes, welche unregelmäßig auftreten.

 

Sound

Bei einigen Digitalmischpulten kam es zu Ausfällen der Vorverstärker und sogar sporadischen Abstürzen des Systems. Einige sehr beliebte kompakte Digitalrecorder zeigten Schwächen bei den Mikrofonanschlüssen und den Vorverstärkern, sobald man sie bei niedrigeren Temperaturen verwendet. Hinzu kamen Softwarefehler und Probleme beim Abspeichern auf SD Karte. Wieder andere Recorder wurden mit fehlerhaften Treibern ausgeliefert, was Kompatibilitätsprobleme und Instabilität zur Folge hatte. Zudem waren die Vorverstärker minderwertig, was zu Rauschproblemen führte. In allen Fällen haben die Hersteller mit Firmware Updates reagiert und in Nachfolgemodellen Änderungen vorgenommen.

 

Technische Fehler bei Filmgeräten können trotz sorgfältiger Planung und Entwicklung immer passieren, kaum eine der großen Marken blieb davon verschont. Die Herstellerfirmen müssen dann schnell reagieren und Lösungen anbieten, damit sie nicht das Vertrauen der Kunden verlieren oder gar mit gerichtlichen Auseinandersetzungen konfrontiert werden, weil ihre Produkte die versprochenen Leistungen nicht erbringen. Auf jeden Fall sollte man neu erworbene Geräte stets gründlich selbst testen, bevor man damit in Dreharbeiten einsteigt. Wenn ein Dreh platzt, weil das Equipment fehlerhaft ist, hat man noch viel größere Probleme geschaffen, als eine simple Reklamation beim Hersteller. Und dieser wird garantiert nicht für ausgefallene Drehtage haften.

 

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