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Dokfest Publikum 2000 

Das 41te Münchner Filmfest wird von Christoph Gröner geleitet, der für treue Filmfest-Fans seit Jahrzehnten eine bekannte Größe ist. Er hat sich Julia Weigl, ebenfalls schon länger beim Filmfest tätig, als künstlerische Leitung an die Seite geholt. Grundsätzlich wird an vielen bewährten Pfeilern des Filmfests festgehalten, was gut ist, wie etwa die Programmverantwortlichen,- das garantiert ein gewisses Qualitätsniveau der einzelnen Reihen. Trotzdem möchte Christoph Gröner den Wechsel an der Spitze auch sichtbar machen. Das ist natürlich gar nicht so einfach, so eine erfolgreiche Veranstaltung wie das Filmfest, welches von Eberhard Hauff, Andreas Ströhl und Diana Iljine geleitet wurde, sichtbar zu erneuern.

Manches sind Umbenennungen, wie etwa das Kinderfilmfest, welches jetzt CineKindl heißt, manche Dinge, die beliebt waren, aber abgeschafft wurden, kommen wieder zurück, wie etwa der gedruckte Festivalkatalog oder auch der Koproduktions-Preis (100.000 €). Offenbar wurde viel Aufwand getrieben, um einen neuen Look ein neues CI zu kreieren, eine Isarwelle soll das Filmfest visuell erneuern. Passend dazu ist auch die Preistrophäe umgestaltet worden, ein gebogenes Metall symbolisiert eine Isarwelle. Spannend wird sein, welche Neuerungen es beim eigentlichen Kern des Filmfests, dem Filmprogramm geben wird.

Wir stellen Euch das Programm der 41ten Ausgabe vor, berichten von Veranstaltungen und werden für Euch wieder zahlreiche Interviews mit Gästen des Festivals führen.

Seit das frühere Festivalzentrum, das Kulturzentrum Gasteig nicht mehr zur Verfügung steht und absurderweise schon jahrelang praktisch ungenutzt leersteht und viel Geld verschlingt, ist das Amerikahaus das neue Festivalzentrum und die Isarphilharmonie ist Veranstaltungsort für die feierliche Eröffnung und mehr. Nicht wenige vermissen den Gasteig, weil er viel größer und vielfältiger war als das Amerikahaus und große Kinosäle aber auch Räume für Panels und Diskussionen bereitstellte. Neue Veranstaltungsorte wie das Deutsche Theater und das Münchner Cinema Kino sind hinzugekommen. Die Wege um von Kino zu Kino zu gelangen, sind länger geworden.

 

DOKfest 01 PORNFLUENCER c Salzgeber 4000

Was wäre ein Publikumsfilmfestival ohne roten Teppich?

 

Das Programmangebot ist mit 150 Filmen in 10 verschiedenen Reihen wieder sehr breit gefächert und viele spannende Filme warten darauf, vom 28. Juni bis 7. Juli in den Kinos entdeckt zu werden. Fast die Hälfte der Filme sind Premieren. Einige der Filme sind kurz zuvor erst in Cannes, Karlovy Vary oder auch NY Tribeca zu sehen gewesen. Wie man all das am Besten findet, zeigen wir Euch an dieser Stelle.

Es lohnt sich auf jeden Fall! Über diese Buttons könnt Ihr die verschiedenen Filmfest München -Themenbereiche öffnen und schließen:

 

Das Programm FFM 24

pressekonferenz 4000

Das Programm wurde auf der Pressekonferenz von Festivaldirektor Christoph Gröner und der Künstlerischen Leiterin Julia Weigl vorgestellt.

 

Das Filmfest München startet Ende Juni

Am 28. Juni starten die ersten Vorstellungen und auch dieses Jahr gibt es wieder unzählige nationale und internationale Premieren zu sehen. Bis zum 7. Juli können insgesamt 150 Filme und weitere Veranstaltungen, Gespräche und Podiumsdiskussionen besucht werden.

In den Wettbewerben CineMasters, CineVision und CineRebels werden dieses Jahr hochdotierte Preise an erfahrene Regisseure und Regieneulinge vergeben. Aber auch viele weitere Preise, wie zum Beispiel der „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ für die besten Nachwuchsleistungen aus der gleichnamigen Reihe, der mit 70.000 Euro dotiert ist, werden dieses Jahr verliehen.

 

Die Reihen

PK FFM24 Team 1 small 4000

Programmer & Scouts v.L. Tobias Obermeier,Tobias Krell, Bernhard Karl, Sandra Engler, Florian Borchmeyer, Ulrike Frick, Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi. (Karen Arikian und Urs Spörri waren nicht bei der Pressekonferenz des Filmfests 2024 anwesend)

 

Wettbewerb CineMasters

Wettbewerb CineVision

Wettbewerb CineRebels

Förderpreis Neues deutsches Kino

Neues Deutsche Fernsehen / Bernd Burgemeister Fernsehpreis

CineKindl Award

International Independents

Hommage Jessica Lange

Hommage Shinýa Tsukamoto

Hommage Sohrab Shahid Saless

Focus on Ukraine

Wettbewerbe & Preise FFM 24

WettbewerbePreise 4000

 

CineMasters

Auch dieses Jahr wurden wieder zahlreiche und teils hochdotierte Preise verliehen. In dem Wettbewerb CineMasters konkurrierten die besten aktuellen Spielfilme internationaler Regisseur:innen um den ARRI Award, dessen Gewinner mit einer Prämie von 50.000 gefördert wird.

Als bester internationaler Film wurde der Film „Eine Erklärung für Alles“ von Gábor Reisz ausgezeichnet, der an die Produzentin Júlia Berkes von Proton Cinema Llc geht.

Folgende Filme nahmen am CineMasters Wettbewerb teil:

100 YARDS
ALL WE IMAGINE AS LIGHT
CAUGHT BY THE TIDES
EINE ERKLÄRUNG FÜR ALLES
EUROPA
FRAU AUS FREIHEIT
HOLLY
KINDS OF KINDNESS
MEMORY
O CORNO
SHADOW OF FIRE
SUJO
THE SUBSTANCE
WHEN THE LIGHT BREAKS

 

CineVision

Auch für neuere Regisseur:innen blieb die Spannung hoch. Eine dreiköpfige, unabhängige Jury verlieh den CineVision Award, welcher mit 15.000 € dotiert ist.

Mit dem CineVision Award für den besten internationalen Nachwuchsfilm wurde „Simón de la Montaña“ von Federico Luis ausgezeichnet.

Folgende Filme nahmen am CineVision Wettbewerb teil:

ALLEN SUNSHINE
BORROWED TIME
DIAMANT BRUT
EEPHUS
EL LADRÓN DE PERROS
GINA
HOARD
KRISHNAMURTI, LA RÉVOLUTION DU SILENCE
LA MUJER SALVAJE
LES MIENNES
NATATORIUM
SEM CORAÇÃO
SIMÓN DE LA MONTAÑA
WE STRANGERS
Film - Wettbewerb CineVision
WE STRANGERS

 

CineRebels

Bereits erkennbar durch seinen Namen, wurde der CineRebels Award an die beste Regieleistung von Produktionen mit rebellischen und experimentellen Ansätzen verliehen. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Der in diesem Jahr zum dritten Mal verliehene CineRebels Award geht an „Viêt and Nam“ von Minh Quý Trương

Folgende Filme nahmen am CineRebels Wettbewerb teil:

CONTINENTE
DOPPELGÄNGERS³
FRAGMENTS OF ICE
KALAK
LOS CAPÍTULOS PERDIDOS
LOS HIPERBÓREOS
MISERICORDIA
O DIA QUE TE CONHECI
REALM OF SATAN
SCHIRKOA: IN LIES WE TRUST
STRESS POSITIONS
THE NIGHT VISITORS
VENI VIDI VICI
VIÊT AND NAM

 

Weitere Preise

Der CineMerit Award, der seit 1997 vergeben wird, ehrt auch dieses Jahr wieder internationale Filmschaffende für ihre Verdienste. Dieses Jahr wird dieser Award an Jessica Lange und Kate Winslet verliehen.

 

FFM24 SAD JOKES 4000

Szenenfoto aus "Sad Jokes" von Fabian Stumm, der in der Reihe "Neues Deutsches Kino" gezeigt wurde /FILMFEST MÜNCHEN

 

Mit dem „Förderpreis Neues Deutsches Kino“ werden die besten Nachwuchsleistungen aus der gleichnamigen Reihe ausgezeichnet.

"SAD JOKES" von Regisseur Fabian Stumm gewinnt den Hauptpreis.
In der Kategorie "Produzentische Leistung" für "Milch ins Feuer" geht der Preis an Semih Korhan Güner
Aaron Arens und Lukas Loose wurden für ihr Drehbuch zu "Sonnenplätze" ausgezeichnet.
Für die "Beste Schauspielerische Leistung" wurde Atika Jumaih Bashiru für ihre Leistung im Film "O Chale" ausgezeichnet.

 

CineCoPro Award (100.000 Euro)

für deutsche Koproduzent:innen, gewinnt der Film „To a Land Unknown“ von Mahdi Fleifel.  

 

Audience Awards

In der Kategorie National für „Führer und Verführer“ von Joachim A. Lang
In der Kategorie International an „Samia“ von Yasemin Şamdereli, in Zusammenarbeit mit Deka Mohamed Osman.
Den CineKindl Audience Award erhielt „Dìdi“ von Sean Wang.

 

-FIPRESCI Preis

„Sad Jokes“ von Fabian Stumm

 

-Bernd Burgemeister Fernsehpreis

Ausgezeichnet wurden:

Produzentin Maren Knieling und Produzent Lars Jessen (Florida Film GmbH) für die Komödie „Micha denkt groß“ mit Charly Hübner in der Hauptrolle als besten TV-Film.

Produzentin Katrin Haase und die Produzenten Oliver Arnold (U5 Filmproduktion GmbH & Co.KG) sowie Lasse Scharpen (Studio Zentral) für die Vampir-Serie „Love Sucks“ für den besten Mehrteiler/Serie

 

-CineKindl Award

„Lars ist LOL“ von Eirik Sæter Stordahl gewann den CineKindl Award für den besten Kinderfilm. 

 

Young Jury Award

Der in diesem Jahr zum ersten Mal verliehene Young Jury Award geht an „Hoard“ von Luna Carmoon.

 

Workshops

Dokfest Preise 2000

 

Auch in diesem Jahr wird es wieder ein breites Angebot an Workshops und Panels geben, welches aus verschiedenen Formaten, besteht.

Das Angebot will helfen, Medienkompetenz zu schulen, ein Verständnis für die Erzählsprache  zu entwickeln. Filmbildung im Kino und online.

 

BvE Milano Faltinat 4000

Letícia Milano und Johanna Faltinat vom Büro für vielfältiges Erzählen, (c) Hannah Strohmann

 

Das Begehren der Anderen - eine Masterclass zum vielfältigen Erzählen

Geschichten entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie sind geprägt von der Gesellschaft und den Narrativen ihrer Zeit. Ein Ergebnis der anhaltenden Debatte zu Diversität, Inklusion und Antidiskriminierung der letzten Jahre in der Medienbranche zeigt: Der Cast wird zwar vielfältiger, aber die Geschichten bleiben oft dieselben.

Im Rahmen des Filmfest München lädt Creative Europe Desk München zu einer Masterclass von Letícia Milano und Johanna Faltinat vom Büro für vielfältiges Erzählen ein, die sich seit Langem mit der Frage beschäftigen, was die angemessene Dramaturgie unserer Zeit ist. Wie kann ein Narrativ unserer pluralen Gesellschaft aussehen, in der Vielfalt nicht allein für Repräsentation steht, sondern für eine neue, kongruente Form des Erzählens marginalisierter Perspektiven?

Durch einen theoretischen Impuls, unterfüttert mit Beispielszenen, werden Einblicke in ein Storytelling ermöglicht, in dem Diversität als Instrument für neue Geschichten und auch neue Narrative eingesetzt wird.

2.7., 10.00-11.30, Amerikahaus (Theatersaal)
Die Teilnahme an der Masterclass ist für alle akkreditierten Gäste des Filmfests München ohne Anmeldung möglich.

Wer nicht akkreditiert ist, kann sich gerne bis zum 30. Juni beim Creative Europe Desk München anmelden.

 

Kritiken FFM 24

"Touch" (Regie: Baltasar Kormákur)

TOUCH Foto Lilja Jonsdottir FOCUS FEATURES LLC 4000

Pálmi Kormákur als junger Kristofer und Kōki als junge Miko. (Foto: Lilja Jonsdottir / © 2024 FOCUS FEATURES LLC /FILMFEST MÜNCHEN)

 

Die Filmkritik zu dem Film findet Ihr hier

 

"Simón de la montaña" (Regie: Federico Luis)

SIMÓN DE LA MONTAÑA 4000

Szenenfoto aus "Simón de la montaña" /FILMFEST MÜNCHEN

 

Die Filmkritik zu dem Film findet Ihr hier

Die Liste der Veranstaltungen beim Internationalen Münchner Filmfest ist lang, man kann eigentlich nur eine kleine Auswahl wahrnehmen, deshalb ist unser kleiner Überblick wie immer nur ein winziger Ausschnitt. Auf der Seite des Filmfests findet Ihr eine Übersicht unter "Events & Talks".

 

Eröffnungsveranstaltung

eroeffnungFFM2023 1 4000

 

Das diesjährige Filmfestival wird nun zum dritten Mal in der Isarphilharmonie, der neuen inzwischen gut angenommenen Konzerthalle der Stadt München, diesmal mit dem Film "Zwei zu Eins" von Natja Brunckhorst mit Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth, Martin Brambach, Uwe Preuss, Kathrin Wehlisch und Olli Dittrich eröffnet. Die Story des Films spielt im Sommer des Jahres 1990. Maren (Sandra Hüller), Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld), die in Halberstadt leben, finden in einem alten Schacht die heimlich eingelagerten Millionen der DDR – wegen des Falls der Mauer inzwischen wertlos. Doch sie haben eine Idee, wie sie daraus dennoch Kapital schlagen können... Ein heiter melancholischer Rückblick auf die Menschen zwischen tiefsitzender DDR Sozialisierung und all den neuen, westlichen Seltsamkeiten, der sich in verschiedenen Genres bewegt, von denen die sympathisch nachdenkliche Komödie besser funktioniert, als der Action-Anteil.

 

Opening FFM24 1 4000

Regisseurin Natja Brunckhorst mit Teilen ihres Ensembles aus "Zwei zu Eins" bei der Opening-Veranstaltung 2024

 

Das Wetter war heiß, aber nicht gewittrig also perfekt und die Stadt in ruhiger bis nervöser Anspannung wegen des parallel stattfindenden EM Spiels Dänemark gegen Deutschland. Die eingerichteten Fanmeilen und Public Viewing Stationen in der Stadt waren längst überfüllt, als sich die Gäste zur Eröffnungsveranstaltung in der Isarphilharmonie einfanden. Da waren für Manchen wahrscheinlich schwierige Entscheidungen zwischen Film und Fußball zu treffen. Doch die Filmgemeinde kam, die Isarphilharmonie war gut besucht und das Event ein willkommenes Wiedersehen mit Kolleg*Innen aus der Filmbranche und ein gelungener sommerlicher Auftakt für das größte Deutsche Publikumsfilmfestival.

 

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Ehrengast Jessica Lange, Michael Cristofer, gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin Julia Weigl und Festivaldirektor Christoph Gröner

 

Auf dem roten Teppich, der in München beim Opening überraschend Türkisfarben ist, zeigten sich zahlreiche Akteure des Kinos, Schauspieler*Innen, Regisseur*Innen, aber auch Politiker*Innen und viele andere mehr oder weniger Prominente.

Mehrheitlich waren es Schauspieler*Innen, viele eher dem Fernsehen als dem Kino zuzuordnen, die das Blitzlichtgewitter sichtlich genossen. Es gab auch internationale Gäste wie Jessica Lange, Aaron Altaras oder Daniel Donskoy. Die Schlange der Promis vor dem türkisfarbenen Teppich war so lang und das Ensemble von "Zwei zu Eins" so spät erst auf dem türkisen Teppich, dass die Eröffnungsveranstaltung mit deutlicher Verspätung begann.

(Weshalb das den Hauttönen von Menschen nicht zwingend gut tut, wenn das neutrale weiße Licht der Filmscheinwerfer rund um die Fotowall, grünblau vom Boden reflektiert wird, erfahrt Ihr hier. Die Profiblitze der Fotografen werden die Reflexionen vermutlich weitgehend überdeckt haben, für die Videokameras und Fotokameras ohne Blitz dürfte das Blaugrün in den Gesichtern und auf heller Kleidung deutlich spürbar geworden sein. Helle Kleider oder Hosenanzüge werden da nach unten hin immer grünlicher und auch die Schatten in Gesichtern haben einen Blaugrünstich. Unsere beiden oberen Bilder belegen das deutlich. Aber dies erwähnen wir auch nur, weil das Movie-College nun mal solche und andere Phänomene in seinen Fachbeiträgen über Lichtsetzung und Farbdramaturgie erläutert und mancher sich vielleicht fragt, warum er/sie auf den Fotos am Teppich so aussieht. Wichtig ist letztlich, dass sich die Menschen auf dem Teppich wohlgefühlt haben und das war definitiv der Fall.)

Rund um das Festival gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, über einige davon werden wir an dieser Stelle berichten...

 

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Montag, 1. Juli

Der arte Empfang im Garten des Münchner Institut Français, in der Kaulbachstraße (übrigens direkt gegenüber der Villa, die früher einmal die Spielfilmabteilung der HFF München beherbergte) war wieder einmal eines der angenehmsten und ungezwungendsten Events rund um das Münchner Filmfest. Und bis auf einen kurzen Regenschauer, der die Gäste vorübergehend in den großen Zeltpavillon im hinteren Teil des Gartens drängte, spielte das Wetter mit. Die Begegnungen und Gespräche mit Kolleg*Innen aus der Film,- und Medienbranche und natürlich vielen Redakteur*Innen nicht nur von arte, waren gewohnt entspannt, viele trifft man tatsächlich nur hier.

 

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Die Happy Hour von Austrian Film am Nachmittag in der Beergarden-Convention im Garten des Amerika Hauses stellte das österreichische Filmschaffen und die vielfältigen Möglichkeiten, in Österreich zu drehen, in den Mittelpunkt. Es war sommerlich sonnig, aber nicht zu heiß, also perfekte Bedingungen für einen Gartenempfang. Nina-Anica Keidies von der Austrian Business Agency begrüßte die Gäste und lud dazu ein, Filme in ihrem Heimatland zu drehen. Natürlich waren auch Österreichische Filmemacher*Innen unter den Gästen, mit denen man an den Biertischen und Bänken ins Gespräch kommen konnte.

 

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Beim Alumni-Empang an der HFF München kamen vor allem Absolvent*Innen der verschiedenen Studiengänge der letzten Jahrzehnte zusammen. Gefeiert wurde im Innenhof und es waren erstaunlich viele Gäste gekommen. Zu Beginn hatte die HFF ihre Studiengänge noch nach Buchstaben durchnummeriert, von A beginnend, doch irgendwann, lange vor dem Jubiläum reichten die Buchstaben nicht mehr aus und man musste auf Jahreszahlen ausweichen. Dem Augenschein nach waren Absolvent*Innen aller Buchstaben,- und Zahlenjahrgänge bei dem Event anwesend.

 

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40 Jahre FFM

40 Jahre Filmfest sind schon eine kleine Ewigkeit...


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Geschichtliches

40 Jahre Filmfest München, das fühlte sich im Jahr 2023 nach einer kleinen Ewigkeit an. Dabei war der Start durchaus holprig und von Streitigkeiten, Intrigen und einem handfesten Skandal begleitet. Die Idee eines eigenen Filmfestivals in der heimlichen Filmhauptstadt München geisterte in vielen Köpfen herum. Bereits 1977 gab es ein erstes "Münchner Filmtreffen" im ARRI-Kino in der Türkenstraße. Man zeigte Filme des jungen Deutschen Films, ein Begriff der aus der Oberhausener Generation stammte und dachte über eine Fortsetzung und Erweiterung nach.

München wollte schon immer leuchten und das galt auch und insbesondere in Zusammenhang mit Film und Kino. Bereits Ende der Siebziger Jahre gab es kulturpolitische Bestrebungen, in München ein Festival zu etablieren, was vom äußeren Anschein mit Cannes oder Berlin mithalten sollte. Glamour und Größe gehörten zu den Attributen auf dem Wunschzettel, der von Politik und Tourismusinteressen geprägt war.

Zur Umsetzung dieses großen Vorhabens gründete man 1979 die "Münchner Filmwochen GmbH". Gesellschafter wurden die üblichen "Verdächtigen", die Landeshauptstadt München, der Freistaat Bayern, der Bayerische Rundfunk und die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO). Diese verschiedenen Gesellschafter verfolgten höchst unterschiedliche Absichten, was ein solches Festival sein solle, es wurde viel diskutiert und gestritten.

Oberbürgermeister Erich Kiesel machte Alfred Wurm, einen Organisator von Modemessen zum Geschäftsführer. Zur Finanzierung der ganzen Veranstaltung entzog man einfach, ohne mit den Betroffenen zu sprechen, den bisher von der Stadt geförderten verschiedenen Filmgruppen die durch das Münchner Kulturreferat vergebenen Budgets und steckte sie kurzerhand in die Filmwochen GmbH. Dazu muss man wissen, dass es damals wie heute in München zahlreiche Vereine und Gruppierungen gab und gibt, welche die Filmkultur in vielen Facetten pflegen.

Das rigorose Vorgehen führte natürlich zu massiven Protesten der betroffenen Münchner Filmgruppen, doch sie wurden gänzlich ignoriert. Oberbürgermeister Kiesl organisierte für den 25. Januar 1979 eine aufwändige Veranstaltung, für die eigens Geraldine Chaplin eingeflogen wurde und präsentierte Alfred Wurm als Geschäftsführer der "Münchner Filmwochen GmbH", wie das Unternehmen übrigens noch heute heißt, allerdings unter anderen Vorzeichen. 

 

Chaplin Hauf 4000

Ursprünglich 1979 für Kiesels PR Aktion eingeflogen, kam sie dann 2003 noch einmal als Ehrengast zum Münchner Filmfest und wurde begeistert gefeiert- Geraldine Chaplin, hier im Bild mit Eberhard Hauff

 

Aus Protest gegen Kiesels Pläne fuhren Filmemacher wie Schlöndorff, Herzog, Kluge, Fassbinder und viele Andere im Mai 1979 nach Hamburg, um dort das „Filmfest der Filmemacher“ zu feiern. Vor allem der deutsche Film stand im Mittelpunkt und das Filmfest sollte so weit wie möglich von roten teppichen und Glamour entfernt sein. Im Folgejahr zog das Filmfest der Filmemacher weiter nach Düsseldorf.

Kiesel, Wurm und eine größere Entourage, zu der auch AZ Kolumnist Michael Graeter gehörte, genehmigten sich mit einem Budget von einer halben Million DM "Informationsreisen" nach Cannes und in die USA. Als die Machenschaften rund um die Festivalgründung bekannt wurden, befanden sich Alfred Wurm und Oberbürgermeister Erich Kiesl verdientermaßen mitten in einem politischen Skandal. Vorwürfe und Intrigen rund um die frühe Filmwochen GmbH wären gewiss einen eigenen Film wert gewesen. Man warf ihnen grobe Verschwendung von Steuergeldern zur angeblichen Vorbereitung des Münchner Filmfestes vor. 1980 trat Wurm von seinem Posten zurück und der Weg für einen gänzlich anderen Ansatz wurde frei.

Man bemühte sich, die Filmemacher einzubinden und 1983 fand erstmals tatsächlich ein Münchner Filmfest unter der Leitung von Eberhard Hauff, selbst Regisseur und Bruder des Regisseurs Reinhard Hauff statt. Er leitete das Festival daraufhin bis 2003. Das war ein Balanceakt, weil Hauff einerseits den zumeist links orientierten Deutschen Filmemacher*Innen einen Gegenentwurf zu den Glamourplänen von Kiesel & Co präsentieren musste, andererseits aber genau diese Hoffnungen von Seiten der Stadt und des Freistaates bedienen musste.

In diesem ersten Jahr war das Festivalzentrum im Künstlerhaus am Lenbachplatz angesiedelt. Doch bereits 1985 zog man um in das neue Kulturzentrum der Stadt, den Gasteig an der Rosenheimer Straße, welches bis 2019 Festivalzentrum geblieben ist. Die Deutsche Reihe wurde viele Jahre kuratiert von Ulrich Maass, die Reihe "American Indies betreute Ulla Rapp und das internationale Programm, sowie lateinamerikanische, asiatische und osteuropäische Filme von Klaus Eder, Robert Fischer und Uschi Reich.

 

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Das Foyer des Gasteigs im Jahr 2004 mit Filmfest-Dekoration

 

2004 übernahm dann Andreas Ströhl, der eigentlich vom Goethe Institut kam, die Festivalleitung, bis 2011 als dann Diana Iljine die Leitung übernahm. Wie schon von Beginn an waren die Entscheidungen, wer die Leitung des Filmfest übernehmen wird, stets von den verschiedenen Interessensgruppen und der Münchner und der Bayerischen Politik mitgeprägt. Die genaue Ausrichtung des Festivals wurde regelmäßig diskutiert und pendelte stets irgendwo zwischen der Idee, den Münchnern tolle Filme präsentieren zu können und dem Vorhaben, die bayerische Landeshauptstadt mit glamourösem Starzauber zu überziehen und den Filmstandort maximal zu bewerben.

 

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Festivalchef Andreas Ströhl in seinem ersten Jahr als Festivalchef, 2004 in Diskussionsrunde mit Aki und Mika Kaurismäki

 

Eigene Erinnerungen

Als Autor dieses Artikels (Prof. Mathias Allary) waren meine eigenen Begegnungen mit dem Münchner Filmfest durchwegs erfreulich und inspirierend. Bereits 1986, ein Jahr nach meinem Abschluss an der HFF München, zeigte ich in der "Deutschen Reihe" meinen Kurzfilm "Keinerlei Besorgnis", einen der wenigen deutschen Spielfilme zum Reaktorunglück in Tschernobyl und 1989 dann meinen ersten abendfüllenden Spielfilm "Franta" mit Nicole Ansari, Jan Kurbjuweit und Ben Hecker in den Hauptrollen.

Ich erinnere mich noch sehr genau an die Premiere des Films im Münchner Rio Palast am Rosenheimer Platz. Schauspieler*Innen, Teammmitglieder, die Redakteurin Susan Schulte (SWF), wir alle saßen im großen Saal des Rio, verteilt auf den ganzen Saal. Ich saß ganz vorne, lauschte auf jede Reaktion und hatte 89 MInuten lang Herzklopfen vor Aufregung. Dann war der Film zu Ende, die Lichter gingen an im Saal und es herrschte eine gefühlte Ewigkeit lang Stille. Ich dachte, der Film sei durchgefallen, wir am Film Beteiligten, schauten uns ängstlich an. Doch dann plötzlich setzte ein tosender Applaus ein, der nicht mehr enden wollte. Das Filmfest selbst wusste offensichtlich gar nicht, was für eine Zufallsentdeckung es da gemacht hatte. So schrieb etwa der Filmkritiker Wolfgang Brenner: "Daß es nach Fassbinder dieses Kino nicht mehr gegeben hat, ist schlimm genug, es muß nicht auch noch der Skandal hinzukommen, daß es bei seinem zufälligen Aufflackern übersehen wird. Wenn sich das Filmfest München doch gelohnt hat – dann vor allem wegen diesem Film". Damals besuchten noch viele Programmer anderer Festivals das Münchner Filmfest (heute ist das anders) und so begann "Franta" eine jahrelange erfolgreiche Reise zu den großen Filmfestivals in der Welt, darunter Toronto, Montreal, Edinburg, Cork, São Paulo u.v.a. 

In den Folgejahren war das Filmfest stets der ideale Ort für Begegnungen mit Kolleg*Innen aus der Filmbranche, Ort um neue Projekte anzustoßen und einfach auch ein Stückweit Familientreffen. Das hat sich bis heute nicht geändert.

 

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Director´s Talk 2005 im Gasteig

 

Seit 1999 begleitet das Movie-College das Münchner Filmfest, anfänglich in Wort und Bild, seit 2002 auch mit Videointerviews. Viele Jahre lang war das Movie-College Medienpartner des Filmfests und hat unter anderem die Reihe "A Film by" (Kurzsstatements der beteiligten Regisseur*Innen) auf der Webseite des Filmfests mitproduziert.

Ein wichtiger Schachzug um internationale Prominente aus dem Film nach München zu holen, war der Cine Merit Award, mit dem das Festival Filmgrößen auszeichnet. Auf diese Weise konnten über die Jahre Stars wie Stanley Donen, Audrey Hepburn (Laudatorin für Donen), Susan Sarandon, Jules Dassin, Francesco Rosi, Marin Karmitz, Miloš Forman, Jacqueline Bisset, Manoel de Oliveira, Barbara Hershey u.v.a an die Isar geholt werden.

 

FFM 2007 4000

Festivalausgabe 2007

 

Was wären Filmfestivals ohne Stargäste? Durch verschiedenste Reihen und Retrospektiven gelang es ebenfalls, prominente Größen aus dem internationalen Filmgeschäft nach München zu holen. Zu den Gästen gehörten Quentin Tarantino, Robert De Niro, Robert Rodriguez, Salma Hayek, Otar Iosseliani, Spike Lee oder Jean-Luc Godard.

 

Michael Haneke 4000

Michael Haneke, der 2009 Ehrengast des Münchner Filmfests war

 

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