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Der Potsdammer Platz im Regen

Regennasses Herz der Berlinale, der Potsdamer Platz

Für zwei Handvoll Tage denken zumindest die Filmmenschen, alles drehe sich ums Kino und machen Berlin zur Kinohauptstadt. Ja es stimmt, die Auswärtigen schimpfen gerne über das winterliche Wetter in Berlin, aber kann man das nicht nachvolziehen, wenn man in München bei frühlingshaften 10 Grad ins Flugzeug steigt, über den Wolken dann Sonne pur und blauen Himmel aus nächster Nähe sieht, und dann bei Sinkflug schlagartig realisiert, dass man die Stadt, die man besucht, erst kurz vor dem Aufsetzen der Maschine auf der Landebahn überhaupt erst sehen kann, weil sie von einer grauen, regnerisch kühlen Dunstwolke eingehüllt ist.

 

Bestes Kinowetter also, wären da nur nicht die Wege zu den und zwischen den Kinos sowie dieses jährlich zunehmende Problem, dass es zu wenig Tickets für Akkreditierte gibt. Am Potsdamer Platz findet man sich sogleich zurecht, sämtliche Berlinale-Banner, Beschilderungen sogar die Weihnachtsdeko in den Bäumen ist wie in den Vorjahren identisch, vielleicht wird all das übers Jahr ja gar nicht abgebaut...?

 

Sinnstiftende Taschen

Potsdamer Platz

Rund um den Potsdamer Platz dreht sich wieder fast alles ums Kino

Eine der wichtigsten Fragen soll an dieser Stelle sogleich geklärt werden- die Berlinale Tasche. Nun, nachdem es im vergangenen Jahr nach so vielen praktischen, verwegenen, schrillen oder auch stilischen Taschen ein simpler Jutesack war, ist es dieses Jahr eine Filztasche, die durchaus nett anzuschauen ist, aber möglichst nicht bei Regenwetter zu tragen ist, sonst wird sie wegen des überaus saugfähigen Materials nicht nur immer schwerer, sonderen deren Inhalt auch immer nasser...

 

Wie aus Protest, oder aus unerschütterlicher Liebe zu den einstmals liebevoll gestalteten Exemplaren, laufen viele Berlinale Besucher mit älteren Berlinale-Taschen herum, die praktischer, schöner und wetterfester waren, eine Eigenschaft, die Berlin gerade jetzt, deutlich einfordert.

 

Counter-Strike

Roter Teppich, Potsdamer Platz

Der rote Teppich, die Schaulustigen und die Fotografen sind eine feste Inszenierung der Berlinale

Nach den Erfahrungen der Vorjahre fragt man sich, ob es das Festival geschafft hat, an der Ticketknappheit wenigstens ein wenig nachzubessern. Beim Versuch, an den Ticket-Countern für die Filmindustrie auch nur für einen einzigen gewünschten Film ein Ticket zu bekommen, trifft einen der Schlag. Nein, nicht nur die Wettbewerbsfilme, praktisch für 90% aller Filme gibt es in dem Kontingent gegen Mittag keine Karten mehr. Man habe um 7:30 morgens in der Schlange zu stehen, wird man pädagogisch eindeutig auf das eigene Verschulden hingewiesen.

 

Wegen der Filme wird man dann sich dann wohl eher nicht auf dem Festival aufhalten. Oder man reiht sich in die Verkaufsschlangen, da soll es deutlich mehr Kinokarten geben, wissen leidgeprüfte Berlinale-Gänger.

 

Kino längst eingeholt

Abends beim Thailänder so ein Bild, was sich einprägt, eine junge Familie, die sofort die Assoziation an Flüchtlinge auslöst, kauert an einem der Tische, diskutiert leise und unsicher, braucht lange, aus der Karte zu wählen, ist völlig übermüdet, unpassend für das Wetter gekleidet. Der kleine Sohn kann sich nicht mehr wachhalten, schläft, die Mutter, ebenfalls sehr übermüdet, legt immer wieder den Kopf auf die Tischplatte und der Vater tippt in sein Handy. Als das Essen, ein Gericht für alle drei, dann kommt, versucht der Vater dem Jungen ein paar Gabeln Reis zu geben, doch das Kind mag nicht wach werden, die Mutter isst nur zaghaft, wird schließlich gar nicht aufessen. Aber wenigstens lachen die beiden zaghaft, bei dem Versuch ein wenig Normalität zu leben.

 

Die Berlinale ruft auf verschiedenen Wegen zum Spenden für Flüchtlinge auf, das Thema ist spürbar in der Stadt. Im Forum laufen einige Filme zum Thema

 

Studenten in Berlin

Filmstudenten aus München

Ein Teil der Filmstudenten aus München bei ihrer Berlinale-Exkursion

Wie in jedem Jahr, waren auch diesmal nahezu alle Erstsemestler des Studiengangs Film aus München mit auf der Berlinale-Exkursion mit, wo sie mit Regieprofessor Mathias Allary an verschiedensten Veranstaltungen teilnehmen. Am Montagnachmittag stand eine Führung über den internationalen Filmmarkt auf dem Programm, wo sich die Institutionen und Mechanismen des Produzierens und Vermarktens von Filmen hervorragend aufzeigen lassen.

 

Am Dienstag wird ein Meeting mit Studierenden englischer Filmschulen besucht. Auch aus Köln sind Filmstudenten in der Stadt, die am nächsten Tag bei der Führung dabei sein werden.

 

HFF Empfang in der Homebase

HFF Präsidentin Bettina Reitz

Bettina Reitz, Präsidentin der HFF begrüßt die Gäste des Home-Base Empfangs

Die HFF lädt alljährlich die aktuellen und ehemaligen Studierenden sowie Freunde der Hochschule zu Kaffee und Kuchen in die Home-Base ein.In diesem Jahr begrüßte erstmalig die Präsidentin der Hochschule, Bettina Reitz die Gäste. Dabei wusste sie gekonnt, die Erfolge der eigenen Absolventen und Studierenden hervorzuheben, als auch allgemeine Informationen zur Fördersituation speziell für den Nachwuchs zu vermitteln.

 

Auch für das niedrige Helligkeitsniveau in der Home-Base fand Sie eine charmante Erklärung. Die Home-Base füllte sich im Verlauf des Nachmittags immer mehr,- eine Art Familientreffen in ungezwungener Atmoshpäre.

 

No Communication ist auch Communication

Verwaiste U-Bahnstation mitten am Tag und mitten unter dem belebten Hauptbahnhof

Verwaiste U-Bahnstation mitten am Tag und mitten unter dem belebten Hauptbahnhof

Wer meint, er könne, wie gewohnt mit dem Bus vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor fahren, der irrt. Denn der Bus biegt einfach ohne jede Vorwarnung ab, nimmt eine Schnellstraße samt Tunnel und hält erst wieder am Haupbahnhof. Man kennt das aus Filmen wie "Harry Potter" oder "North by Northwest", Spione, die Filmhelden entführen, aber hier ist es einfach nur ein Staatsbesuch, wegen dem man ohne jede Ankündigung an der Haltestelle die Gäste ein wenig entführt und ganz woanders, als geplant, wieder ausspuckt.

 

Das Filmgefühl setzt sich dann fort, wenn man am Hauptbahnhof per U55 zurück zum Brandenburger Tor möchte. Der Bahnsteig erinnert an Filme aus dem kalten Krieg, fühlt sich, leer und unbehaust wie er ist, ein wenig nach DDR an, nur modern. Doch dann kommt tatsächlich ein winziges U-Bähnlein und fährt zwei Haltestellen unter der Erde bis zu ihrer Endstation. Die ganze Linie. Drei Haltestellen.

 

Arte Empfang

Aufgang zum arte Empfang

Eine alte Tradition,- der arte Empfang in der Akademie der Künste

Ab 17 Uhr lud der Deutsch-Französische Kulturkanal wieder in die Akademie der Künste am Pariser Platz. Das Essen, kleine leichte Häppchen vermochte auch Vegetarier glücklich zu machen, dafür fiel es richtig schwer, nicht alkoholische Getränke zu finden.

 

Die Stars und Sternchen lassen sich von den Fotografen ablichten. Sibel Kekilli, Katja Riemann, Johann von Bülow und so viele Andere,- ohne Foto war man nicht da. Jedenfalls nicht wirklich. Seltsam ist das.

 

Einige Fotografen, die noch neu sind, laufen verschüchtert lächelnd mit ihren DSLRs samt Blitz herum und fotografieren auf Verdacht jeden der irgendwie berühmt aussieht. Ein hartes Unterfangen bei solch einem Empfang.

Schauspielerin Sibel Kekilli wird fotografiert

Sibel Kekilli stellt sich souverän und sehr geduldig den Fotografen

Sind Sie jemand? Wie war noch mal Ihr Name? Schnell ins Smartphone getippt und zum Nächsten gejumpt. Wo spielen Sie nochmal mit? Hängasch, Tatort, noch krasser?

 

Strategien

Aber auch die "noch nicht Stars" versuchen, irgendwie aufs Foto zu kommen. Manche gehen zigmal an den Fotografen vorbei, verwirbeln die Haare, zupfen an Kleidern herum, vergebens. Wahrlich kein einfacher Beruf. Zu den erfolgversprechenderen Strategien gehört: Dort stehen wo alle vorbei müssen. Lange dort stehen, wo die Fotografen sind, lächeln, bescheiden und kamerascheu tun. Wirkt immer.

 

Und falls auch das nichts hilft, gäbe es noch den Plan B,- in guten Filmen mitwirken und gute Leistungen vorweisen. Dann klappts auch mit den Fotografen.

 

BETS Forum

Diskussionspanel über Festivals

Diskussionspanel über Filmfestivals und ihren Einfluss auf die Filmindustrie

Verschiedene englische Filmhochschulen luden, organisiert durch WEP UK Produktions, ein in die britische Botschaft zu spannenden Panels für Nachwuchsfilmer. Gleich beim ersten Panel diskutierten Vertreter wichtiger Filmfestivals wie Kim Yutani (Sundance), Michael Kutza (Chicago) Hebe Tabachnik (Seattle & Palm Springs) sowie Tricia Tuttle (BFI-LFF) und Diane Henderson (EIFF) unter der Leitung von Matt Müller (Screen International) über den Einfluss der Festivals auf die Filmindustrie. Dabei gaben die Programmer interessante Einblicke in die immer schwerer werdende Auswahl von Filmen für die jeweiligen Festivals.

 

Die allgemeine Einschätzung, dass viel zu viele eingereichte Filme einfach noch nicht gut genug, nicht fertig sind, teilten praktisch alle Teilnehmer-innen der Diskussion. Und dass man sich verdammt sicher sein solte, einen besonders guten Film abgeliefert zu haben, um ihn bei Festivals einzureichen, war eine der Forderungen an den filmischen Nachwuchs. Schließlich würde die Achtsamkeit der Programmer für die Arbeiten eines Nachwuchsregisseurs, einer Nachwuchsregisseurin nachlassen, wenn diese bereits mehrfach mittelmäßige Arbeiten eingereicht habe. Michael Kutza proklamierte die Anmeldegebühr, die sogenannte Entry-Fee als Schutzmechanismus für eine zu große Schwemme an Einreichungen, doch dies fand keine breite Zustimmung auf dem Panel.

Paul Brett

Paul Brett, britisches Urgestein der Filmfinanzierung, referierte auf humorvolle Weise über die Spielregeln und Widrigkeiten des Finanzierens und des Vertriebs von Filmen

 

Im zweiten Teil sprachen nacheinander Christoph Fey (Unverzagt & Have), Robert Franke (ZDF Enterprises) und Paul Brett (Prescience UK) über die Chancen und Veränderungen durch die neuen Wege des Filmvertriebs. Die drei Referenten waren sich weitgehend einig. Noch deutlicher konnte man es kaum sagen: Film ist auf Seiten der Produzenten, Finanziers und Vertriebe vor allem eines- knallhartes Geschäft.

 

Neben möglichst günstigen Deals wünschten sich die Finanziers vor allem Sicherheit, was dazu führe, dass man die jungen Talente und deren Ideen vorzugsweise mit erfahrenen Firmen, Teammitgliedern und "Bankable" Schauspielern umsetzen wolle. Die jungen Nachwuchsfilmer sollten sich keinerlei Illusionen hingeben, dass Talent und Kreativität die wichtigsten Argumente seien um Filme ans Laufen zu bringen.

 

Nachmittags folgten dann Veranstaltungen über Finanzierungen, den Markt für Dokumentarfilme und eine Diskussion über Förderung mit Vertretern wichtiger deutscher Fördereinrichtungen. Für die Nachwuchsfilmer eine rundum gelungene Veranstaltung mit sehr konkreten Tipps und Hinweisen erfahrener Branchenvertreter.

 

Filmanwälte Empfang

Gendarmenmarkt

Die Säulen am Konzerthaus des Gendarmenmarktes wurden wieder entpackt...

Der traditionelle Empfang der Filmanwälte im Capital-Club Berlin am Gendarmenmarkt offenbarte gerade wegen des frühen Beginns einen spannenden Blick auf die Abräumarbeiten einer Installation von Ai Weiwei an den Säulen des dortigen Konzerthauses. Beim genaueren Hinschauen entpuppten sich die organgefarbenen Umwicklungen der Säulen als tausende von Rettungswesten, ein tolles Sinnbild so vieler Fragen dieser Tage.

 

Beim Empfang von Schwarz & Co wurde an diversen Tischen unter anderem darüber diskutiert, was die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten so alles anstellten, um ihr Überleben zu sichern. Die Trimedialität, das transmediale Erzählen, - wirkliche Heilsbringer oder letztes hilfloses Aufbäumen gegen den absehbaren Bedeutungsverlust? Und wie steht es um die Ansätze, die Auswertung von Filmen online auszudehnen? Bekommen Regisseure, Autoren, Kameraleute etc. noch Tantiemen, wenn die Filme gar nicht mehr wiederholt werden müssen, weil sie jahrelang oinline sind? Und lassen sich durch aufwändige Leuchtturmprojekte mit Erzählansätzen in Internet, Fernsehen und Co, tatsächlich signifikante Steigerungen der Zuschauerzahlen bewirken? Mit konkreten Zahlen halten sich die Verantwortlichen mehr als nur zurück.

 

BETS-Business-Lunch

Business Lunch BETS

Im Bild von links nach rechts: Jack Lee (China Film (Shanghai), William Peschek (WEP Productions & WEP UK Productions) und Prof. Mathias Allary, (Studiengang Film & Fernsehen, Macromedia München). (Foto: R. Kevenhörster)

Beim Business Lunch am Mittwoch bot sich die Gelegenheit zum Gedankenaustausch für Studierende und Professoren britischer und deutscher Filmhochschulen und zahlreiche andere Gäste aus Kultur und Produktion.

 

Und natürlich wurden diverse Möglichkeiten diskutiert, wie man die junge Talente dabei unterstützen kann, in gemeinsamen Projekten zusammenzuarbeiten. Eine hervorragende Gelegenheit zum Networking in einem Europa der kurzen Wege auch in kreativen Bereichen.

 

FFF Empfang

Beim traditionellen FFF-Empfang kam nicht nur die bayerische, sondern beinahe die bundesweite Filmbranche zusammen. Wie gewohnt, war die Promidichte recht hoch, Burghart Klaußner, Senta Berger, Michael Verhoeven, Iris Berben u.v.a. fanden den Weg in die bayerische Vertretung

 

FFF-Empfang in der bayerischen Vertretung

Prof. Dr. Klaus Schaefer, Geschäftsführer des FFF Bayern, zieht eine positive Bilanz des Filmjahres 2015


FFF Geschäftsführer Klaus Schaefer bezeichnete den Empfang als wichtige Zäsur für Viele während der Berlinale, was man an den vielen Rollkoffern an der Garderobe ablesen könne.

 

Er zog eine durchweg positive Bilanz über das vergangene Filmjahr und hob hervor, welch hohen Anteil am deutschen Kinoerfolg bayerische bzw. FFF geförderte Filme hatten. Und dass auch die Budgets wieder ein wenig aufgestockt wurden, konnte man als positives Signal von Ministerin Ilse Aigner werten, die sich in ihrer Begrüßungsrede als großer Filmfan outete.

 

Beim anschließenden bayerischen Brunch konnte in ungezwungener Atmosphäre über die Höhen und Tiefen des vergangenen Filmjahres geplaudert werden.

 

 


 

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