MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

Berlinale 24 Schlange 4000

Die Schlange macht den Eindruck, als würde man hier für Kinotickets anstehen. Doch das hat die Doppelleitung abgeschafft, man kann Kinokarten physisch nicht mehr an eigenen Berlinale-Ticketschaltern kaufen, einzig online oder in den Kinos selber sind Karten käuflich. Die Menschen, die hier anstehen, wollen Berlinale-Merchandise Produkte kaufen.

 

Besucherschlangen an Berlinale-Ticketschaltern sucht man vergeblich, die wurden abgeschafft, es geht nur noch online oder an den Ticketschaltern der Kinos,- die werden sich bedanken für den Zusatzaufwand.

Die Bilanz des drittgrößten Filmfestivals in der Welt nach fünf Jahren des Führungsduos Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek ist durchwachsen. Es hat sich einiges geändert unter der Doppelspitze der Berlinale, doch vielleicht nicht das, was man sich erhofft hätte. Dass 2024 keine Weihnachtsbeleuchtung mehr in den Bäumen hängt, das geht ja noch ganz in Ordnung, irgendwann hatte man sich daran sattgesehen, aber so manches andere, was das Duo abgeschafft hat, ist zutiefst bedauerlich. So gibt es 2024 zum ersten Mal keine der legendären Berlinale-Taschen mehr.

Nun muss man wissen, dass die Taschen, die jedes Jahr mit Neugier erwartet und von vielen aus der Branche auch lange über die Berlinalezeit hinaus benutzt wurden, unter Chatrian und Rissenbeek immer murkliger und unkultiger wurden. Bereits 2022 gab es nur noch eine primitive Bauchtasche, die viele Akkreditierte und Gäste gar nicht erst am Akkreditierungsschalter mitnahmen. Das Festival blieb auf den Dingern sitzen. Und weil es viele so taten, hat man die gleichen Taschen 2023 noch mal verteilt. Psychologisch gesehen ist das schlau, man zeigt pädagogische Stärke und es fällt leicht, sich von diesen Dingern endgültig zu verabschieden.

Auch die Gasse mit den Food-Trucks, willkommene Stärkung zwischen den Filmen, gibt es nicht mehr, überhaupt wirken auch die Arkaden am Potsdamer Platz etwas blut,- und menschenleer. Was das Programm angeht, so schafft es die Berlinale, auch in diesem Jahr große Filme und Regisseur*Innen anzuziehen. Doch das verdankt sie einem Renommee, welches über viele Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurde. Dabei laufen die stärksten Filme zumeist gar nicht im Wettbewerb und die seit langem eingeforderte Fokussierung und Neuausrichtung des Festivals hat nicht wirklich stattgefunden.

 

Berlinale 24 Palast 4000

Keine Besucher mehr mit Berlinale-Taschen,- die wurden abgschafft wie so vieles Andere auch

 

Die Tickets seien im Vergleich zu 2023 kaum gestiegen, heißt es. Aber ist das der einzige Maßsstab? Wie sieht es denn im Vergleich zu 2020 aus? Können sich nur noch finanziell gut gestellte Berliner und Besucher den Festivalbesuch leisten? Auch in diversen anderen Bereichen hat sich das Festival ähnlich verhalten, wie der Imbiss um die Ecke. Der hat nämlich nicht nur die Preise erhöht, sondern auch die Portionen verkleinert. Bei Lebensmittelprodukten veröffentlichen Verbraucherzentralen dann Listen mit sogenannten Mogelpackungen, im Kulturbetrieb aber schweigt man einfach und fragt sich, was das sein soll.

Besonders übel stoßen den Fachbesuchern Regeln auf, wie jene, dass Akkreditierte Besucher den internationalen Filmmarkt nicht besuchen dürfen oder nur nach 17 Uhr, wenn der Markt praktisch schließt. Wenn sie auf den Markt wollen müssen sie sich einen teuren Badge dazukaufen. Umgekehrt müssen sich die Filmmarkt-Besucher, die bereits solch einen teuren Market Badge gekauft haben, noch eine zusätzliche Akkreditierung kaufen um an Tickets und Zugang zu anderen Festival-Bereichen zu bekommen.

Abzocke nennt man das beim Imbiss und im Supermarkt, eine der Erneuerungen des Führungsduos, die in Erinnerung bleiben wird.

Der Eröffnungsfilm, in diesem Jahr  "Small Things Like These" war sehr konventionell und wenig mutig gewählt. Es hätte sicher nichts geschadet, hier etwas ungewöhnlicher, etwas überraschender auszuwählen. Doch Eröffnungsfilme haben ja meist die Funktion, prominente Gäste wie in diesem Fall Cillian Murphy und den Co-Produzenten Matt Damon auf den roten Teppich zu locken.

 

Berlinale 24 Favorite Cake 4000

Mahin (Lily Farhadpour) und Esmail (Esmail Mehrabi), Hauptdarsteller in dem wunderbaren iranischen Film „My Favourite Cake“

 

Ein zauberhafter Film ist der iranische Film "My favourite Cake". Den beiden Regisseuren Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, wurden die Pässe weggenommen, sie durften nicht zur Berlinale reisen. 

Nach fünf  auch wegen Corona und dem Angriffskrieg auf die Ukraine schwierigen Jahren endet damit die Doppelleitung. Das Programm 2024 ist auf jeden Fall anspruchsvoll und breit gestreut, also von runtergerockt kann was das Filmangebot angeht, keine Rede sein. Aber weiterentwickelt wurde das Festival leider auch nicht.

Einige der Fragen, welche die Zukunft der Berlinale angehen, haben die beiden nicht angepackt. Möglicherweise endet bald auch die Zentrierung der Berlinale am Potsdamer Platz.  Die Verträge mit dem Musicaltheater, welches im Februar in "Berlinale-Palast" umbenannt wird, laufen 2025 aus und eine Reihe von Institutionen rund um den Film, so etwa das Kino Arsenal, (Forum), die Deutsche Kinemathek, das Filmmuseum und die dffb ziehen vom bisherigen Standort weg. Es bleibt spannend...

 

Banner K Kreativtraining pur 5000

Weitere neue Artikel

Nicht immer braucht es ein hohes Budget um an der Kinokasse viel Geld einzuspielen. Welches waren erfolgreiche Low-Budget Filme?

Kurzfilme auf Filmfestivals einreichen ist gar nicht so einfach,- wie kann man seine Chancen verbessern?

Sie gehören untrennbar zur Ikonographie des Horrors: Zombies. Die Rückkehr der – nicht mehr ganz so frischen – Toten ist ein popkultureller Dauerbrenner.

Adobe baut seine Firefly KI zu einem Produktionszentrum aus und erfüllt damit viele Wünsche...

Wie KI den Filmbereich verändert, wurde auf einem Panel der Medientage 2025 mit Yoko Higuchi-Zitzmann und Max Wiedemann diskutiert.

Viele frühe Horrorfilme sind verschollen oder zerstört, doch einer der frühesten Horrorfilme, Edisons "Frankenstein" ist noch erhalten

An Profisets will man mit wenigen, leistungsstarken Akkus arbeiten. Wie es gelingt, alle Geräte von einem Akku aus zu versorgen...

Wie es kam, dass die frühen Filmemacher, den Horrorfilm entdeckten und wie daraus eine kommerzielle Erfolgsgeschichte wurde...

Kaum zu glauben, aber es gab nicht nur in den USA und England eine Phase, in der man massiv gegen Horrorfilme ankämpfte...

Der Film erzählt über die tschechoslowakische Künstlerin Perla. Wir hatten Gelegenheit mit Alexandra Makarová (Regie) und Simon Schwarz (Cast) zu sprechen

Man kennt VFX aus aufwändigen Effekten, doch viel häufiger werden einfach unnötige Fehler korrigiert...

HMI, LED und Fluoreszenz. Welche Scheinwerfer sind sinnvoll, welche weiterhin brauchbar, und welche gehören aussortiert?

Seit der Wirtschaftsdienst Bloomberg gemeldet hat, dass Arri seine Optionen inklusive Verkauf prüft, brodelt die Gerüchteküche

Sie sind eng, hängen an wenigen Drahtseilen, führen Fremde schicksalhaft zusammen und bieten eine Menge Zuspitzungsmöglichkeiten- deshalb liebt sie das Kino

Wer auf den einschlägigen China-Plattformen Produkte direkt bestellt, kann für wenige Euros ganze Funkstrecken beziehen. Doch taugen die was?

Actioncams sind für rauhe Aufnahmebedingungen gebaut,- nur der Ton wird vernachlässigt. Wie kann man den Ton verbessern?

Während Polizei und Behörden oft hilflos vor Datenschutzregeln kapitulieren müssen, haben Social Media Unternehmen viele Schutzwälle eingerissen.

Sie haben Kopf und Kragen riskiert die Helden der frühen Action-Filme, erst Jahrzehnte später wurden Stunt-Ausbildungen und Sicherungssysteme eingeführt...