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Interview mit Sean Walsh

Das Movie-College im Interview mit dem Regisseur Sean Walsh

 

Interviews werden immer wichtiger. Wie macht man die journalistisch perfekten Interviews? Interviews sind eine journalistische Methode der Informationsbeschaffung und der Recherche. Es ist eine gezielte Befragung von einer oder mehreren Personen, die je nach Medium für welches man arbeitet in einer eigenen medialen Form dargeboten wird. Interviewt werden Personen, die zu dem gewählten Thema besonders gut Auskunft geben können.

 

Ein Interview besteht immer aus mehreren Fragen und Antworten, eine einzelne Frage und deren Beantwortung wird noch nicht als Interview bezeichnet.

 

Typisch ist der Wechsel zwischen der Frage des Journalisten und der Antwort des Interviewten. Rede und Gegenrede. Da man das aufgezeichnete Interview vor allem für ein Publikum führt, ist auch die Art der Interviewführung wichtig für die Wirkung beim Zuschauer.

 

Vorlauf

Eigentlich beginnt es lange vor dem Interview, mit der Vorbereitung. Wie oft kommt es vor, dass die Interviewer unvorbereitet sind, dass sie den Starregisseur interviewen, von dem sie noch nie einen einzigen Film gesehen haben und bis eine Stunde vor dem Interview auch noch nie gehört haben. Mit einem anderen Menschen quasseln und die Kamera drauf halten, das kann jeder, aber versuchen eine Person, Inhalte, Zusammenhänge für Zuschauer begreifbar zu machen, das ist Handwerk und Intelligenz.

 

Es gibt keine guten Interviews ohne gute Vorbereitung. Auch wenn einen diverse Sender glauben machen wollen, dümmliche Fragen hätten etwas mit Professionalität zu tun, gute Journalisten fragen selten Unsinniges. Andererseits sind die meisten Interviewten so höflich, auch auf dümmliche Fragen noch etwas halbwegs Sinnvolles zu antworten, wodurch dem Zuschauer die fehlende Vorbereitung der Interviewer kaum auffällt. Ging doch, lautet die Devise, die weitere Erkenntnisse vermeidet.

 

Gründliche Recherche, Vorbereitung und Beobachtung sind unerlässliche Voraussetzungen für ein gutes Interview. Die Ergebnisse der vorbereitenden Recherche sollten zu sinnvollen Fragen für das Interview führen. Nur so kann man möglichst umfassende und aussagekräftige Informationen vom Interviewten erhalten. Zur Vorbereitung gehört auch die erste Kontaktaufnahme mit dem Interviewten und erste Absprachen über das zu führende Interview.

 

Raum und Zeit

Der Schauspieler Richy Müller im Interview

 

Suchen Sie sich eine geeignete Örtlichkeit für Ihr Interview. Dabei sollten Ton und Kameraleute ein Wörtchen mitreden, schließlich liefern weder unruhige Bilder noch laute Hintergrundgeräusche sinnvolle Ergebnisse. Der Hintergrund der interviewten Person soll ruhig und angenehm sein und der Ton gut verständlich ohne Hintergrundlärm. Der Raum sollte so gewählt sein, dass möglichst keine Störungen (auch nicht durch andere Personen) zu erwarten sind.

 

Zudem sollte der Aufnahmeraum nicht zu klein sein, mindestens 6, 7 Meter Länge sollte er schon aufweisen, damit man genügend Abstand zwischen Interviewtem und der Kamera (ca. 3 -4 Meter) sowie zum Hintergrund (ca. 2-3 Meter) herstellen kann.

 

Je nachdem, ob sie das natürliche Licht, welches falls Fenster vorhanden, tagsüber in den Raum fällt mitnutzen wollen, benötigen Sie für sinnvolle 3-Punkt Lichtführung mindestens 2 weitere Scheinwerfer wovon unter Umständen einer durch einen Reflektor ersetzt werden kann.

 

Falls das Tageslicht nicht genutzt werden soll, muss das Fenster mit Mollton abgehängt werden und mit 2-3 Scheinwerfern ausgeleuchtet werden. Für Interviews sollte man weiches Führungslicht verwenden, also ggf. mit Frostfolie arbeiten.

 

Je nachdem, ob der Interviewer im Bild zu sehen sein soll oder nicht, wird er platziert, stets jedoch möglichst neben die Kameraachse, damit der Blick des Interviewten fast in die Kamera gerichtet ist.

 

Um den Interviewten optisch vom Hintergrund zu lösen, sollte man eine längere Brennweite verwenden, die gemeinsam mit dem Abstand zum Hintergrund und evtl. einer größeren Blendenöffnung zu Unschärfe im Hintergrund führt. Man soll sich auf die Person konzentrieren, sonst nichts.

 

Aufwärmen

Interview Barbara Schöneberger

Der interviewten Person muss das Gefühl vermittelt werden, dass ihr vollstes Interesse entgegen gebracht wird. Hier Kurzinterview Barbara Schöneberger am roten Teppich

 

Während die Technik mit dem Aufbau beschäftigt ist, kann der Interviewer mit dem Interviewpartner bereits ein kleines Vorgespräch führen. Hier geht es nicht zuletzt darum, grob den Bereich abzustecken, in dem sich die Fragen bewegen werden, also den Sachverhalt und das Thema anzusprechen.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Aufbau von Vertrauen um das berühmte "Eis" zu brechen. Wenn der Interviewer gut vorbereitet ist, erweckt dies im Interviewten das Bewusstsein, dass man ihm die erforderliche Aufmerksamkeit entgegenbringt.

 

Dazu gehören einige Small-Talk Sätze, aber auch so etwas Selbstverständliches wie den Namen des Interviewten (richtig) auszusprechen, während man ihn/sie anspricht. Ferner kann man dem Interviewten Vorgaben nennen, was den zeitlichen Rahmen angeht. (Bitte kurze Antworten geben…)

 

Das Interview

Barbara Auer und Christine Repond

Barbara Auer (Weibliche Hauptrolle) und Christine Repond (Regie) im Interview des Saarländischen Rundfunks anlässlich der Deutschlandpremiere von "Vakuum"

 

Der Interviewer sollte einen sinnvollen Abstand vom Interviewten haben, nicht zu distanziert, aber auch nicht zu nah, um die Privatsphäre des Interviewten einzuhalten. Man sollte die Anzahl seiner Fragen abstimmen auf das vorhandene Zeitlimit. Die Fragen sollten in ihrer Abfolge eine sinnvolle Struktur haben. Ihre Reihenfolge und ihr Inhalt können sinnvoll auf einen bestimmten Punkt hinführen. Für die Interviewführung gibt es eine Vielzahl von Fragetechniken, die wir an anderer Stelle behandeln werden. Grundsätzlich kann der Interviewer den Verlauf des Gesprächs steuern.

 

Nachhaken

Das bedeutet, dass man, wenn eine Frage nicht ergiebig genug beantwortet wurde, nachhaken kann, also nochmals vertiefend auf die Frage zurückgeht.

 

Erweitern

Taucht in der Antwort des Interviewten ein interessanter Aspekt auf, über den man mehr erfahren möchte, kann man darauf eingehen und eine erweiternde Frage dazu stellen.

 

Konzentrieren

Wenn der Interviewte zu ausschweifend antwortet, kann man mit leichter Strenge "wieder auf das Kernthema zurückkommen".

 

Abblocken

Antworten, mit denen man inhaltlich unzufrieden ist, die in die Irre führen, kann man anzweifeln. Man kann mit Unglauben reagieren, bewusst einen Konflikt innerhalb des Interviews erzeugen, den Interviewten möglicherweise aus der Reserve locken.

 

Unterschiedliche Interviewarten

Stefan Raab

Stefan Raab im Interview am roten Teppich

 

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Interviews, grob unterscheidet man jedoch drei verschiedene Arten:

 

Das Sachinterview

welches Fakten und Informationen vermittelt. Diese Interviews liefern als Antworten sachliche Fakten und keine persönlichen, emotionalen Haltungen. Man fragt aus einer Grundhaltung heraus, die etwas über einen bestimmten Sachverhalt erfahren möchte. Typische Fragehaltung: Was, wann, wer, wie, wo?

 

Das Meinungsinterview

welches die Meinung des Interviewten zum Inhalt hat  Diese Art von Interview zielt auf eine Stellungsname zu einem Sachverhalt ab. Wie denkt der Betreffende über eine Situation, ein Geschehen, ein bestimmtes Verhalten etc. Diese Art des Interviews geht über die sachliche Information weit hinaus, hier können durchaus Emotionen in die Antworten hineinspielen, können Konflikte hervortreten.

 

Das Personeninterview

wobei die Person des Interviewten erfahrbar werden soll. Im Mittelpunkt steht also das Leben, die Persönlichkeit und Arbeit des Interviewten. Künstler, Schauspieler, Sänger, Politiker aber auch Menschen jenseits der Prominenz antworten auf Fragen zur Person.

Diese theoretische Trennung wird allerdings oft überschritten, verschiedene Fragenkomplexe berühren mehrere Interviewbereiche persönlicher und sachlicher Natur.

 

Tabus

Interview mit Sean Walsh

Der irische Regisseur Sean Walsh im Interview

 

Ein guter Journalist sollte nie die Antworten oder die Interviewsituation während des Interviews kommentieren. Auch wenn der Journalist viel über das Thema weiß, sollte er/sie nicht versuchen, in jede Frage sein Wissen einzubauen, das ist egozentrisch und unangebracht. Journalisten sollen dem Interviewten die Antworten entlocken, sollten versuchen, das, was sie wissen, von dem Interviewten zu erfahren.

 

Vorurteile gegenüber dem Interviewten sind keine gute Basis für ein sachliches Gespräch. Wenn man das Interview anklagend wie ein Tribunal führt, macht der Interviewte möglicherweise "dicht" und beendet das Gespräch. Will man es darauf ankommen lassen, sollte man derartige Fragen an das Ende des Interviews legen, damit man wenigstens einige verwendbare Antworten vorher aufgenommen hat.

 

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