Ich will aber…
Starallüren
Es geht um Haltungen, welche die Berufsbilder des Schauspielers oder Regisseurs massiv verfälschen, obwohl sie eher selten anzutreffen sind. Erwachsene benehmen sich manchmal wie Kinder, manchmal ist das ganz zauberhaft aber nicht wirklich immer. Für Dreharbeiten und enge Budgets sind manche Feinheiten, die einige wenige Kolleg-inn-en an den Tag legen, äußerst erschwerend, wenn nicht sogar bedrohlich.
Immer wieder geistern Berichte durch die Medien etwa wenn Russell Crowe wieder mal ein Hotelzimmer oder ein Restaurant zerlegt hat oder Will Smith bei Szenen mit künstlichem Regen kein Leitungswasser erduldet und das halbe Team damit beschäftigt ist, fässerweise Mineralwasser heranzuschaffen.
Ob es nur um die schlichte Bequemlichkeit geht, oder ob da das Selbstbewusstsein unterfüttert werden soll, kann man letztlich kaum beantworten, aber beinahe jeder Produktions- oder Aufnahmeleiter könnte so manche Geschichte von exotischen Forderungen und Verhaltensweisen erzählen. Zum Glück sind dies die Ausnahmen.
Drusen, Diven und Allüren
Geschichten wie jene von Marlon Brando, der sich in seinem letzten Film "The Score" schlicht weigerte mit dem Regisseur Frank Oz zu drehen, ihn als "Miss Piggy" beschimpfte und ihn vom Drehort verbannte. Der am Set die Hosen runterließ, damit man nur Nahaufnahmen von ihm drehte. Kollege Roberto de Niro führte schließlich in den Szenen mit Brando die Regie.
Oder die notorisch Unpünktlichen, die erst nach Stunden am Set erscheinen und mit unbewegter Mimik (Vorsicht: Emotionen machen Fältchen) lapidar wissen lassen, dass sie einen anstrengenden Tag hatten. Sharon Stone lässt eine fünfseitige Liste zum Vertrag beifügen auf der sie ihe kleinen Wünsche fixiert. Dazu gehören: Privatjet, Leibkoch, bewaffnete Bodyguards, Wagen mit Chauffeur, und eine Präsidenten-Suite im 5 Sterne Hotel.
Nicht nur internationale Stars wie Frau Lopez oder Frau Spears nerven ihre Umgebung mit Pressegerechten Allüren, auch bei uns gibt man sich hier und da größte Mühe, ein Star zu sein. Auch einige wenige deutschsprachige Schauspieler oder Regisseure leiden unter einem Mittelpunktsyndrom. Kaum jemand wagt es öffentlich darüber zu sprechen, man darf es sich schließlich mit den Stars nicht verderben. Unvorstellbar, wenn eine Produktionsfirma keinen Folgeauftrag bekäme, weil ein Hauptdarsteller oder ein beliebter Regisseur sich weigert, mit dieser Firma noch einmal zu drehen...
Da gibt es die Regisseurin, die immer einen persönlichen Praktikanten-Sklaven am Set benötigt, der ihr nach strengem Ritual zu festgelegten Zeiten aus festgelegten Kannen bestimmte Tees kredenzt und bei minimalen Irrtümern der Teesorte oder Zubereitung massivem Terror ausgesetzt ist.
Den Aktion-Schauspieler, der praktisch nur noch Nahaufnahmen selbst macht und jede Renn,- Verfolgungs,- oder Autofahrszene nur von Doubles machen lässt in der Presse aber behauptet alles selbst zu drehen.
Weihrauch in eigener Sache
Es gibt hierzulande auch den selbstverliebten TV-Darsteller, der neben absurden Gagenforderungen stets am Set einen Anhänger mit seinem Motorrad mitgeführt haben will, ebenso einen Laptop mit überall nutzbarem Internetzugang sowie eine Hotelsuite.
Es gibt den Sohn eines deutschen Altstars, der auch selbst spielt und auf Produktionskosten für seinen Hund für die Dauer der Dreharbeiten eigens einen klimatisierten Wohnwagen einfordert.
Oder die beinahe fast schon halbberühmten Schauspieler, die exakt darauf schielen, welche Vergünstigungen der Kollege am Set genießt und jeweils noch größere Vorteile für sich einfordern. Ein Großteil ihrer Energie geht denn auch nicht in die Schauspielarbeit, sondern in die Durchsetzung der eigenen Ansprüche. Hat der eine die noble Zigarrenkiste, will der andere sie auch.
Da werden plötzlich Rechte eingefordert, welche die Herren Darsteller niemals hatten oder haben werden. Da muss es plötzlich zum Abholen vom Nobelhotel die Luxuskarosse mit Fernseher und Chauffeur sein, welche der Herr Schauspielkollege sogleich ebenfalls einfordert. Man schaukelt sich gegenseitig hoch und hält Teammitglieder, die den Dreh organisieren müssten, für den Weihrauch in eigener Sache auf Trab.
Schauspielerehre
So nett es auch ist, mal rauszukitzeln, was man erzwingen kann, es bleiben doch stets Produktionsgelder, die da verzockt werden und an anderer Stelle dann fehlen. Produzenten sprechen nicht darüber, aber das Einfordern vieler Fernsehredaktionen, nur ganz bestimmte Schauspieler zu besetzen, öffnet jenem Missbrauch Tür und Tor. Häufig genug reduziert der Luxus Einzelner dann sogar die Qualität des ganzen Filmes weil das Produktionsbudget in die Knie geht.
Merkwürdigerweise nehmen die Allüren oft mit der Qualität der schauspielerischen Leistung proportional ab. Die wirklich guten Schauspieler sind oft ganz normale, bescheidene Menschen, denen daran gelegen ist, zusammen mit ihren Kollegen und dem technischen Stab, möglichst hervorragende Arbeit zu leisten. Sie betrachten, wie die Mehrzahl ihrer Kollegen ihren Beruf als Handwerk und verschwenden die Energie des Teams und das Budget nicht für überflüssige Selbstdarstellungen.