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Hände können viel erzählen, was können Schauspieler und Regisseure damit in Filmen zum Ausdruck bringen?

 

Mit unseren Händen berühren wir einander, aber auch uns selbst und signalisieren damit wie es um uns und um unser Verhältnis zu einem Anderen bestellt ist. Das ist nicht nur im richtigen Leben so, sondern mindestens genau so und vielleicht noch mehr im Film. Denn wenn wir Geschichten erzählen wollen, werden viele Dinge komprimiert, verdichtet, kurz intensiviert. Hier können die Hände der SchauspielerInnen einen wichtigen Beitrag leisten, um den Zuschauern schnell und zuverlässig zu signalisieren, was die Filmfiguren gerade empfinden und wohin sie sich bewegen. Der Autor und Filmemacher Harun Farocki hat ihnen sogar einen Film gewidmet: "Der Ausdruck der Hände" (1997)

 

Verlegenheitsgeste oder Coolness

Unsere Körpersprache. Man kennt das von öffentlichen Auftritten oder Fotos, regelmäßig stellt sich da die Frage nach dem Wohin mit den Händen. Nicht Jede-r raucht und kann sich am Glimmstengel festhalten, die Hand in der Hosentasche ist zwar gut versteckt, sieht aber auch nicht wirklich clever aus sondern eher arrogant. Das wilde Gestikulieren erzeugt stets den Eindruck von Vorlesung oder Vortrag. Die vor der Brust verschränkten Arme lösen zwar die Frage des Wohin der Hände, aber der Eindruck wirkt eher abweisend, arrogant. In die Hüften gestützt wirkt das Ganze schon fast nach Posen,- unnatürlich wie auf einem Laufsteg. Frauen können  wenigstens noch mit einer Hand die Hüfte etwas vorschieben, doch ganz entspannt wirkt auch das selten. Nun,- das Thema ist also bekannt,- doch wir wollen ja darüber nachdenken, was man mit Händen im Leben und im Kino, noch so anstellen kann, außer sie zu verstecken oder ruhig zu stellen.

 

Gefühlsgesten

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Wie wir uns äußerlich geben, was wir mit unserer Haltung, unseren Gesten machen, hängt ganz stark mit unserem Denken und Fühlen zusammen. Das Gehirn lenkt die Körperhaltung und unsere Körperhaltung das Gehirn. Wenn wir beispielsweise stehen, fühlen wir uns meistens stärker, als wenn wir irgendwo auf einem Sessel hocken. Und wenn unsere Körperhaltung dieses Gefühl erzeugt, wird es auch von unserem Gehirn unterstützt.

Hände sind ein Mittel der Sprache,- ganz gleich ob sie wild gestikulieren oder auch sich gar nicht bewegen. Sie können mit kleinsten Verädnerungen oder Bewegungen unsere Gedanken zum Ausdruck bringen.

Wenn wir uns nicht sicher fühlen, werden das unsere Hände verraten.

Die Hände in der Hosentasche, während man mit einer anderen Person spricht, verraten ein Gefühl der Überlegenheit, ja vielleicht auch Überheblichkeit. Sind allerdings nur die Daumen in den Hosentaschen und die restlichen Finger draußen, so steht es um das Selbstvertrauen nicht allzu gut, Unsicherheit in der Situation wird signalisiert.

 

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Beispiele

Reibt man die Hände aneinander, signalisiert das Unsicherheit, Zweifel und Nervosität

Sind die Hände verschränkt, zeigt sich damit eine Steigerung der Nervosität und des Drucks

Wenn gar die Finger verschränkt sind, ist ein besonders großer Stress erkennbar.

Die Hand, die an den eigenen vorderen oder seitlichen Hals gelegt oder gestreicht wird, bedeutet Unsicherheit und Nervosität. Der Mensch versucht sich selbst zu beruhigen.

Die Hand, die den eigenen Nacken berührt, signalisiert Zweifel und Unsicherheit

Die Hand im eigenen Gesicht, etwa an der Wange, signalisiert Sorge und Nervosität.

Der Finger, der die Nase seitlich berührt, erzählt von konzentriertem Nachdenken

Die Hand am Auge signalisiert eine kritische Haltung, Missfallen oder Distanz

Die Hand, die das Kinn reibt, steht für Zufriedenheit und Nachdenken

Die Hände über dem Kopf, wenn man sich zurücklehnt, erzählen von großer Selbstsicherheit

Wenn die ausgestreckten Finger und Daumen sich an den Spitzen berühren, wie ein Dach, dann zeugt das von Selbstbewusstsein, jemand steht hinter einer bestimmten Aussage oder Haltung.

Die gefalteten Hände hingegen erzählen von Unsicherheit und Zweifel.

 

Berührungen des Anderen

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Berührungen sind eine körperliche und zugleich auch geistige Erfahrung. Und fast immer haben Berührungen mit unseren Händen zu tun. Die Hand steht für Tasten, Fühlen und Berühren. Hände können eine andere Hand berühren, können ein Gesicht berühren und umschließen, einen Körper berühren.

Bei unserer Geburt ist der Tastsinn der am weitesten entwickelte Sinn, kein Wunder, dass die Berührung so ein große Bedeutung hat im Leben der Menschen. Wie man eine andere Hand, einen anderen Körper streichelt, muss niemand lernen, intuitiv tun dies alle Menschen mit der optimalen Geschwindigkeit. Im Allgemeinen empfinden wir einen Abstand von mindestens 45 Zentimetern zwischen Menschen als angemessen. Die Berührung eines anderen Menschen unterschreitet diesen Mindestabstand und setzt ein Einverständnis voraus. Kellner, die ihre Kunden leicht am Arm berühren, erzeugen ein Gefühl der Vertrautheit und bekommen mehr Trinkgeld.

Und natürlich geht es in einer Filmszene nicht nur um den Berührenden,- sondern auch um den Berührten und die Frage ob es sich angenehem oder unangenehm, vertraut oder fremd anfühlt. In dem Film "Systemsprenger" (Nora Fingscheidt, D 2019)  dreht die neunjährige Benny durch, als sie Jemand im Gesicht berührt. In dem Film "In meinem Kopf ein Universum" (Regie: Maciej Pieprzyca, Polen 2013, finden wichtige Schlüsselszenen im Leben des geistig gehandikapten Mateus über Berührungen durch Hände statt. Und in unendlich vielen Liebesfilmen ist der Moment, in dem sich Liebende ihre Gefühle eingestehen, nicht der Kuss, sondern die Berührung.

 

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Die wohl häufigste Berührung ist in unserem Kulturkreis der Händedruck. Wer uns die Hand gibt, sie mehr oder weniger fest drückt oder sogar streichelt, nimmt uns an.

Berührungen am Arm signalisieren Sympathie

Berührungen an der Schulter signalisieren Zuneigung, aber auch Beruhigung. Entscheidend ist dabei auch die Dauer. Bei fremden Menschen darf sie nur wenige Sekunden andauern, bei Vertrauten auch längere Zeit.

Manche Berührungen können auch, wenn es sich um ein Kennenlernen handelt, spielerisch verlaufen. Etwa wenn man die Hände aneinander legt um die Größe zu vergleichen. Auch das zufällige Streifen, flüchtige Berührungen, die wie aus Versehen wirken, aber natürlich nicht sind, können die Kennenlern-Rituale unterstützen.

Die Berührung des Gesichts eines Anderen ist bereits ein starkes Zeichen von Zutrauen. Bereits eine besondere Nähe stellt es dar, wenn man dem Gegenüber eine Haarsträhne, einen Krümel am Mund oder eine Wimper auf der Wange entfernt. Legendär ist da eine Szene aus "Unter den Brücken" (Helmut Käutner 1944), zwischen den Schauspielern Hannelore Schroth und Carl Raddatz, in welcher er ihr eine Haarsträhne wegpustet.

Viele Bereiche des Körpers sind, wenn es sich nicht um eine sehr nahestehende Person handelt, sowohl bei Frauen, wie auch Männern tabu. Die Hand, die kurz auf den Rücken gelegt, oder die Taille, die umfasst wird sind durchaus schon Übergriffe und es kommt sehr auf das Gegenüber an, wie die Reaktion ausfällt. Beim Straße überqueren kann die Berührung am Rücken auch sagen wollen,- dass der Andere auf die Person aufpasst, sich um sie kümmert, vielleicht auch, dass die beiden zusammengehören.

 

Unsere Gesten, unsere Berührungen sind ein ganz wichtiges Mittel, Emotionen sichtbar zu machen. Achtet beim nächsten Kinofilm mal auf die Hände der Filmfiguren...

 

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