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Vorgeschichte

Grad erst 18 geworden, habe mein Abi in der Tasche und was nun? Schon länger schwirrt mir der Gedanke im Kopf, Film studieren zu gehen. Immer öfter stelle ich in meiner Freizeit eigenständig Kurzfilmprojekte auf die Beine und auch für Fotografie habe ich großes Interesse: Ob durch Bewegtbild, Momentaufnahmen oder sogar durch Malerei und Tanzen – der visuelle Ausdruck liegt mir. Dann kommt da noch Musik als Hobby dazu…Und was mach ich jetzt mit dem Wissen? Zuerst einmal war mir klar, dass eine möglichst breitgefächerte Bildung in ALLEN Kunstbereichen mich enorm in meinem künstlerischen Schaffen bereichern kann. Man öffnet sich viele Türen im Kreationsprozess, wenn man in Hybridformen der verschiedenen Kunstarten denken kann.

So fange ich also an, nach passenden Studiengängen zu recherchieren. Ich stöbere das Internet durch: Von den großen Filmunis bis hin zu eher technischen Studiengängen, die Optionen stehen mir offen. Ich bekomme paar Zusagen und paar Absagen, doch entscheiden kann ich mich immer noch nicht. Auf die AKI ArtEZ University of the Arts komme ich letztendlich auf ganz andere Weise. Auf der Baden-Württembergischen Filmschau spielt der Film „Pelikanblut“ von der Regisseurin Katrin Gebbe im Programm. Unkonventionell, intensiv – die Bilder bleiben noch lange in meinem Kopf und ich möchte daraufhin mehr über den Hintergrund des Films und die Filmemacherin erfahren. So finde ich also heraus, dass die deutsche Regisseurin ihr Bachelor- Studium an der AKI im Bereich Crossmedia Design abgeschlossen hat. Und beschließe mein Glück auch dort zu versuchen.

 

Der Bewerbungsprozess

Da ich mich während der Corona Zeit bewerbe, fällt das Bewerbungsverfahren wohl etwas anders als sonst aus. Doch das Grundprinzip bleibt gleich:

Zuerst muss ich mich auf der Online-Plattform von „Studielink“ registrieren. In den Niederlanden wird der Online-Immatrikulationsassistent Landesweit benutzt, um seine Daten und Zeugnisse einzutragen, bevor diese anschließend von den Unis verifiziert werden können. Für die Eintrittsprüfung fordert die Kunsthochschule noch ein online-Portfolio aus ca. 20 verschiedenen Arbeiten. Diese dürfen Kunstwerke aller Art sein – auch Poesie und Musik ist willkommen. Denn was für die Schule zählt, ist, die Bewerber als gesamte Künstlerpersönlichkeiten zu erfassen und dazu gehört alles, was man an Kunst produziert hat. Ich schicke hauptsächlich Fotografien ein – viel Inszeniertes, ein paar surrealistische Photoshop Bearbeitungen – ein kurzes Video, ein Tanzfilm und ein gemaltes Bild. Paar Wochen später bekomme ich eine Antwort und bin ziemlich überrascht: Das Examkommittee hat ein Blick auf mein Portfolio geworfen und ist der Meinung, ich würde in den Studiengang „Moving Image“ besser reinpassen als in „Crossmedia Design“. Wenn ich also Interesse für den Ersteren hätte, würden sie mich gerne auf ein Bewerbungsgespräch einladen.

Nicht nur diese persönliche Herangehensweise an die Bewerbung überrascht mich positiv, sondern auch die ziemlich lockere Atmosphäre, in der das Bewerbungsgespräch stattfindet. Es fühlt sich nicht wie ein Verhör an, sondern wie ein Kennenlern-Gespräch auf Augenhöhe. Ich hatte schon Bauchkrämpfe bei dem Gedanken, dass ich jetzt meine ganzen Arbeiten auf Englisch verteidigen muss, doch zu meiner Erleichterung begrüßt mich meine Prüferin mit einem freundlichen „Hallo“ und das restliche Bewerbungsgespräch verläuft auf Deutsch. Ich erzähle, dass ich eine Leidenschaft fürs Tanzen habe und deswegen versuchen möchte, in meiner Praxis irgendwie Tanz und Film zu kombinieren. Ich würde gerne mit visuellen Medien experimentieren und meinen Horizont an kreativen Ausdrucksmöglichkeiten erweitern, denn ich kann mir schwer vorstellen mein Leben lang nur klassischen Film zu machen.

 

Die Wohnungssuche

Gleich nachdem ich die Zusage bekomme, fange ich mit der Wohnungssuche an, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Wohnungssituation in Enschede ist genauso kompliziert wie die in München: WG’s und Wohnungen sind teuer, das Angebot ist gering. Durch die AKI-Facebook Gruppe lerne ich meine zukünftige Mitstudentin kennen. Sie kommt aus Frankfurt und ist auch auf der Suche nach einem Zimmer, Wir schließen uns zusammen und suchen gemeinsam. Letztendlich einigen wir uns auf eine Wohnung für zwei, die wir als WG gestalten. Weiterempfehlen oder wiederholen würde ich das allerdings nicht. Die Isolation im holländischen Altbau ist schlecht und die Anordnung der Zimmer eigenartig (man musste durch mein Zimmer laufen um ins Bad zu kommen). Mit einer Mitstudentin zu leben gibt einem zwar mehr Sicherheit im ersten Jahr des Studiums, doch man lernt dadurch auch wenig Menschen von außerhalb kennen (vor allem während der Pandemie) und bei einer Film-Klasse von insgesamt 15 Personen ist man dann so gut wie 24/7 miteinander. Nach dem ersten Jahr ziehe ich also in eine größere WG an die deutsche Grenze, wo es mehr Wohnungs-Optionen gibt. Die 6-Personen WG taugt mir gut und in 15min mit der Bahn bin ich in Enschede.

 

Das Studium

Das Studium geht 8 Semester, davon ist eins für ein Praktikum oder Austausch im Ausland vorgesehen und ein weiteres Semester in dem man ein freies, eigenständiges full-time Projekt anmelden darf. Doch bevor man dazu im dritten Uni-Jahr kommt, muss man 4 unterrichtsgebundene Semester absolvieren. Das erste Jahr ist in den Niederlanden das wichtigste. Bei den Aufnahmeverfahren sind die Hochschulen gerne etwas lockerer und fast alle Unis nehmen ohne NC auf. Das heißt also, wenn man gerade anfängt muss man am Ball bleiben, sonst wird man „aussortiert“ – wer nicht mithalten kann bricht ab oder kommt nicht weiter. Auch bei uns haben 5 von 18 Personen am Ende des Jahres abgebrochen oder den Kurs gewechselt.

Auf dem Unterrichtsprogramm stehen Fächer wie Image Design, Software, Film&Video, Music Video, Sound Lab, Video Lab, Photostudio, Experimental Photography, Experimental Video, Filmhistory, Filmtheory etc. Dazu kommen verschiedene Workshops in Creative Training, Storytelling, Analogue Photography, Animation und die Liste geht weiter. Sehr breitgefächert also – wer tiefer in die Materie tauchen möchte, kann das aus eigener Initiative machen. Allgemein beruht während des Studiums viel auf Eigeninitiative und das wird bereits im Bewerbungsgespräch betont. Dadurch, dass die Uni ziemlich klein ist und auch klein bleiben möchte, ist viel Raum für individuelle Wünsche übrig. Wer einen Workshop in Regie bekommen möchte, darf das beim Studienleiter melden und es wird versucht, sich darum zu kümmern.

Auch wenn man sein Wissen in einer bestimmten Materie vertiefen will, darf man seine Prof’s im Gang oder auf Teams ansprechen und diese kommen einem gerne mit Unterstützung und Tipps entgegen. Wer wenig Eigeninitiative zeigt, kommt nicht weiter, denn Klausuren gibt es keine an der Kunsthochschule: Die Semesterprojekte werden zwar bewertet, theoretische Klausuren muss man allerdings nicht schreiben. Am Ende des Semesters gibt es ein Viewing, in dem man alle seine besten Arbeiten (auch gerne das, was man sonst noch in seiner Freizeit kreiert hat) in einem Raum zusammenbringt und wie eine Art Kunstausstellung nachsimuliert. So bekommen die einzelnen Lehrer einen Eindruck davon, was man in den anderen Fächern im Laufe des Semesters geschafft hat. Apropos Lehrer: Die Prof’s werden übrigens in den Niederlanden von den Studenten gedutzt.

 

Fazit:

In den Niederlanden, lässt es sich als Student gut leben – man kommt überall leicht mit dem Fahrrad hin, es gibt viele Angebote für Studierende, tolle Techno Raves und Kunstveranstaltungen. Enschede ist für mich ein süßes Studentenstädtchen, allzu viel gibt es dort nicht, aber die Studenten machen die Stadt sehr lebhaft. Mit meinem Studium bin ich sehr zufrieden. Vor allem die Freiheit die man dort bekommt, die persönliche Atmosphäre und die kreativen Aufgabenstellungen gefallen mir sehr.

 

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