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HFF Aussen 500

 

Um Euch einen Einblick in die Aufnahmeprüfung einer Filmhochschule zu geben, haben wir unseren Mitarbeiter Dominik Leiner ein wenig über seine Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Film und Fernsehen in München für den Studiengang Produktion/Medienwirtschaft befragt. Hier sein Erfahrungsbericht:

 

Hallo! Ich heiße Dominik und wie viele andere wollte ich auf die Hochschule für Fernsehen und Film in München (HFF). Genau genommen wollte ich zum Film - Werbung machen. Schließlich bietet das Arbeitsfeld eine Menge Abwechslung und im Gegensatz zu vielen anderen Studienrichtungen landet man mit dem Diplom nicht gleich hinter einem langweiligen Schreibtisch.

 

Kontaktaufnahme

Der erste Schritt war der „Tag der offenen Tür". Auch wenn das damals eher „mickrige Gebäude" in der Frankentaler Straße zunächst ganz und gar nicht meinen Vorstellungen von einer Universität entsprach, gefiel mir das, was die Professoren erzählten dagegen recht gut. Da ich meine Stärken weniger in der Kreativität als in der Organisation und Umsetzung sehe, war auch die angestrebte Abteilung schnell gefunden: Weder der Studiengang „Film und Fernsehspiel" noch „Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik" sollten es sein. Nein - „Produktion und Medienwirtschaft" wollte ich studieren. Also erkundigte ich mich nach den Formalitäten:

 

Die Bewerbung - formal

Die Bewerbung an der HFF München läuft in zwei bis drei Schritten ab, je nach gewähltem Studiengang. In der ersten Runde muss man schriftliche Aufgaben bearbeiten, deren Inhalt von der angestrebten Abteilung abhängt. Anhand der von den Bewerbern eingereichten Unterlagen und Aufgabenlösungen wird eine Vorauswahl getroffen. Ca. 30 bis 50 Bewerber kommen daraufhin eine Runde weiter. Während die Regie- und Dokumentarfilm-Bewerber noch eine praktische Aufgabe gestellt bekommen, die sich mit Recherche, kurzen Drehbüchern, Inszenierungsübungen, Kurzfilmen, Analyse von Film- und Fernsehproduktionen etc. beschäftigt und die innerhalb von kurzer Zeit bearbeitet werden muss, kommen die Produktionsbewerber direkt weiter ins Kolloquium. Dabei handelt es sich um eine 20 minütige mündliche Prüfung, bei der auch die Ergebnisse der vorangegangenen Prüfungen Thema sein können. Pro Abteilung werden schließlich ca. 12 bis 15 Bewerber an der HFF aufgenommen.

 

Die Bewerbung - Der erste Versuch

Bei dem Informationsgespräch erfuhr ich, das die allgemeine Hochschulreife zwar die Voraussetzung für eine Bewerbung an der HFF darstellt, ich aber „nur" mit Abitur noch lange nicht reif genug sei für ein Studium an einer Filmhochschule. Dies war der Moment, indem ich die HFF nicht mehr als normale Universität, sondern als die etwas andere Hochschule zu betrachten begann. Von Ausnahmen abgesehen scheint man ohne Praktikum und dem dabei erworbenen Wissen so gut wie keine Chancen zu haben. Dies sollte man bei einer Bewerbung berücksichtigen, denn jeder Bewerber hat nur zwei Versuche genommen zu werden..

 

Beim Anblick der Prüfungsaufgaben wurde mir ganz anders, denn sie erschienen mir auf den ersten Blick unlösbar. Fragen etwa wie „Schreiben Sie einen Film und sagen Sie uns, wie man ihn finanziert" oder „Welches ist ihr Lieblingsregisseur?" erschienen mir alles andere als objektive Kriterien für die qualitative Bewertung eines Anwärters zu sein. (Wer selbst mal einen Blick auf die vor kurzem veröffentlichten Prüfungsaufgaben werfen möchte, kann das hier tun.)

 

Nun - die anderen hatten die selben Aufgaben zu lösen. Warum sollte ich mir also Sorgen machen? Also machte ich mich, mit dem sicheren Glauben daran, dass dies der beste Weg zum Film sei, von dannen und begab mich auf die Suche nach einem Praktikumplatz.  Einige Monate später im Herbst fand ich endlich eine Stelle und - was noch schwieriger war - auch eine Wohnung in München.

 

Nach etwa drei Monaten als der Bewerbungstermin der HFF wieder vor der Tür stand und ich mir durch mein Praktikum einen Überblick verschaffen konnte, worum es in einer Filmproduktion eigentlich geht, nahm ich mir die Prüfungsunterlagen noch einmal zur Hand. Doch leider überschätze ich mein Fachwissen ein wenig und ging trotz ausführlicher Erklärungen der Mitarbeiter mit meiner Arbeit baden. Dies wurde mir weitere drei Monate später schließlich auch in schriftlicher Form bestätigt: „...Leider ist die Kommission in der zusammenfassenden Beurteilung zu dem Ergebnis gekommen, Sie nicht in die engere Wahl einzubeziehen."

 

So etwas schlägt durchaus auf das Ego. Insgesamt hatte ich mit der Suche nach einem Praktikum und diesem selbst knapp ein dreiviertel Jahr verschenkt. Aber um aufzugeben war es zu früh.

 

Gasthörer - HFF-Studium auf Probe

HFF Treppe 2000

 

Bis zum heutigen Tage ist es ein Geheimtipp: Die Gasthörerschaft an der HFF. Eine gut gedichtete Begründung und das Wohlwollen der Professoren vorausgesetzt, darf man als Gasthörer der HFF München die meisten Vorlesungen besuchen und kann sich das Studium ganz aus der Nähe ansehen.

 

Ein nicht zu vernachlässigender Vorteil ist es dabei, dass man die Professoren und ihre Eigenheiten kennen lernt und mit dem Stoffgebiet vertraut wird. Kurzum: Die Gasthörerschaft diente schon vielen als Fahrschein zum Studienplatz. Also bewarb auch ich mich darum und wurde zugelassen.

 

Als erstes fiel mir auf, dass es in dieser Hochschule weitergeht, wie vorher am Gymnasium. Man hat kleine Klassen zu je 15 Leuten und vorne einen Professor, der den Stoff erklärt. Selbstständigkeit, wie sie von den Studenten anderer Fachrichtungen gefordert wird, ist in diesem familiären Rahmen eher ein Fremdwort. Dafür kennt man seine Kommilitonen, die Professoren und wer immer sonst wichtig ist oder es zu sein scheint. Wie bereits erwähnt: Die HFF ist eine etwas andere Hochschule...

 

Beim vermittelten Stoff liegt der Schwerpunkt - was auch oft kritisiert worden ist- auf dem technischen Aspekt. Die Qualität der Vorlesungen war - natürlich schwankend je nach Professor - hochwertig und vor allem unerwartet praxisnah. Übungen für Studenten verstärken diese uniferne Atmosphäre weiter. Aber schließlich geht es ja auch vorrangig um die Ausbildung von praxis-kompetentem Personal und nicht von Akademikern.

 

Meinen persönlichen Vorlieben folgend besuchte ich also Vorlesungen und reihte mich mit einigen anderen Gasthörern in den erlesenen Kreis der Film-Studenten. Der dortigen Wissensvermittlung kam dabei sehr entgegen, dass ich mein Praktikum nicht nur auf reduziertem Level weiterführen, sondern den Stoff auch gleich mit der Realität vergleichen und anwenden konnte. Denn sowohl durch mein Praktikum als auch die Gasthörerschaft konnte ich Kontakte knüpfen, die es mir ermöglichten bei verschieden Produktionen tätig zu werden.

 

So zog fast ein weiteres Jahr ins Land und schließlich fühlte ich mich an der HFF so heimisch, dass ich vollster Zuversicht auf die anstehende Bewerbung für das Wintersemester blickte.

 

Die Bewerbung II - Clone of the Attacks

Bei der Durchsicht meiner alten Aufgabenlösungen kamen mir diese - damals so aufwendig ausgearbeitet - plötzlich richtig schlecht vor. Die Geschichte hatte keine Handlung, das Layout war mies und die Seiten ohnehin weit über dem vorgegebenen Limit mit Buchstaben vollgestopft. Die Ausführungen der Fragen erschienen mir auf einmal sehr realitätsfern und ihre Argumente auf wackligen Beinen. Erstaunlich, wie man sich doch innerhalb eines Jahres weiterentwickeln kann. Diese Bewerbung sollte nun perfekt werden. Schließlich wusste ich um die Fehler des ersten Versuchs. Auch kannte ich Studenten, die es geschafft hatten und ihre Arbeiten.

 

Einige Bewerber benötigten für alle Aufgaben zusammen nur ein Wochenende - ich verbrachte zwei Monate allein damit, mir die perfekte Story für Aufgabe 1 (Expose für einen abendfüllenden Spielfilm) auszudenken. Ideen wurden formuliert, Freunden gezeigt und wieder verworfen. Auch dem Versuch sich einen Stift neben das Bett zu legen, um eventuell die besten Träume aufzuschreiben, konnte ich nicht widerstehen. Wäre das Ziel ein abstrakter Experimentalfilm gewesen - ich hätte die passenden Bilder dazu auf meinem Block gehabt. Doch schließlich machten drei Story-Konstellationen meiner Ideenfindung das Rennen. Nachdem ich allerdings mit der Formulierung begonnen hatte, blieb nur noch ein Konzept übrig, von dem dann letzten Endes auch nur noch das Grundgerüst stehen blieb...

Als schließlich eine tragfähige Story daraus gesponnen war, musste ich das Ganze noch soweit kürzen, dass ich die Formatvorgaben von 60 Zeilen á 60 Zeichen auch einhalten konnte. Der Rest der 1. Aufgabe war inzwischen Routine. Oft genug hatte ich in der Vorlesung gehört, wie man einen Film finanziert.

 

Bei Aufgabe 2 („Soll sich der deutsche Film Manitus Schuh anziehen?")war die freie Auslegung von ... ja... was auch immer gefragt.

 

Aufgabe 3 dagegen („Pay-TV in Deutschland - Stagnation auf niedrigem Niveau?") verlangte deutlich mehr Recherchearbeit, denn ohne mehr und minder zuverlässige Quellenangaben brauchte ich es gar nicht erst zu versuchen. Doch das Ergebnis stellte mich nach vielen Korrekturen und Änderungen auch hier durchaus zufrieden.

 

An der repräsentativen Bewerbungsmappe sollte es ebenfalls nicht scheitern. Da die Hochschule um die starke Konkurrenz der Bewerber weiß, bestehen ohnehin strenge Vorgaben und der Gestaltungsaufwand hält sich dadurch stark in Grenzen.

 

Anderthalb Jahre waren inzwischen vergangen, seitdem ich nach München umgezogen war und mich das erste Mal richtig mit der HFF auseinandergesetzt hatte. In dieser Zeit hatte ich nicht nur Freud und Leid einer Filmproduktion kennen gelernt, sondern ich konnte nun auch mit den meisten technischen Spielereien der Filmkunst umgehen und war mittlerweile in der Lage die Nagra vom Dat-Recorder und die Kinoflo von den Dedo-Lights zu unterscheiden.

 

Im März überreichte ich schließlich der stets freundlichen aber auch verplanten Sekretärin in der Telefonzentrale der HFF erwartungsvoll meine Bewerbungsmappe. Sie packte das Werk meines Herzbluts, die Hoffnung meiner Zukunft, die Essenz meiner Existenz natürlich nur in den großen Umzugskarton indem sich schon 300 andere Bewerbungen befanden und bestätigte mir den Eingang der Unterlagen. Wieder erreichte mich ca. drei Monate später ein Brief. Doch diesmal gefiel mir der Inhalt bedeutend besser: Man teilte mir meinen Termin für das Kolloquium mit!

Fortsetzung Erfahrungsbericht

Beispiel-Lösung ( Abteilung V )

PDF-Datei 194 KByte

 

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