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In jeder Katastrophe liegt auch eine Chance, so sagt man,- was das Online-Lernen angeht, so werfen viele Hochschulen diese gerade weg...

Man mag es kaum glauben, aber selbst Medien,- ja Filmhochschulen, die technisch gut aufgestellt wären, sind in diesen seltsamen Zeiten, in denen der Präsenzunterricht nicht gewährleistet ist,- kaum gewillt oder in der Lage, die neue Herausforderung Online-Vorlesung mit hochwertigem Lernmaterial zu beantworten. Sicherlich kann man angesichts einer Krise nicht sofort mit entsprechenden Angeboten reagieren, doch inzwischen sind seit dem ersten Lockdown 9 Monate vergangen, in denen aus Notlösungen echte Online-Vorlesungen hätten werden können. Da wird Vieles schöngeredet, man spricht von einem gelungenen Wechsel in die Online-Lehre, wer genauer hinsieht, gewinnt einen anderen Eindruck.

 

Akademischer Stumpfsinn

Liebe Hochschulen, den Dozenten und Professoren Webcams zu geben, sie aufzufordern Skype, Zoom & Co zu benutzen und Powerpoints vorzulesen, ist keine moderne Lehre, sondern hilfloses Onlinegetue. Das war schon als Präsenzveranstaltung eine Zumutung, online wird es zu akademischem Stumpfsinn,- bitte etwas mehr Kreativität in der Lehre!

Theoretisch würden die medialen Möglichkeiten des Internets eine Menge Möglichkeiten anbieten, welche sich in einem Hörsaal gar nicht so einfach herstellen ließen. Das würde aber Vorbereitung bedeuten, würde erforderlich machen, dass Teile des Online Unterrichts hochwertig und aufwändig vorproduziert wären. Das nämlich wünschen sich, mehreren Studien zufolge, 60% aller Studierenden.

Aber wie sieht denn die Mehrzahl an Online Vorlesungen und Seminaren real aus? Grundlagen-Videos die anspruchsvoll vorproduziert sind? Fehlanzeige. Statt dessen Webcam-Feeling und zumeist einseitige Ansprache. Intensiver Dialog zwischen Lehrenden und Studierenden auf digitalem Weg? Fehlanzeige. Auf den Bildschirmen der Online-Vorlesungen sind die meisten Studierenden gar nicht sichtbar,- die Kameras sind ausgeschaltet, schwarze Rechtecke repräsentieren die Namen. Wer die Kamera nicht wegen zu geringer Bandbreite abgeschaltet hat, hat sie abgeschaltet, um entspannt anderes tun zu können während die Dozenten in ein schwarzes Nichts hinein dozieren. In der Kommunikation kommt es zu erheblichen Defiziten. Auf Fragen in die Runde kommt nicht selten digitales Schweigen.

 

Veränderte Rechtesituation

Die erweiterten medialen Möglichkeiten werden bei den Online-Veranstaltungen noch aus anderen Gründen oft sogar noch weniger genutzt, als bei klassischen Vorlesungen und Seminaren. Haben sich die ProfessorInnen und DozentInnen bei den Präsenzveranstaltungen zumeist etwas nachlässiger verhalten, was die Rechtesituation von Bild,- und Videobeispielen angeht, so verändert das teilöffentliche Übertragen über das Web die Situation spürbar. Viele haben alle Abbildungen aus ihren Vorträgen herausgelöscht, deren Rechte sie nicht abgeklärt / erbeten haben. Darunter leidet nicht selten die Qualität der Lehre.

 

Coolness-Faktor

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ProfessorInnen und DozentInnen, die in der Präsenzlehre schon gelassen und uneitel waren, sind dies auch bei gestreamten Veranstaltungen. Da gibt es eine Reihe Profs, welche mit dem unaufgeräumten Arbeitszimmer, dem Hund der durchs Bild tapst oder den spielenden Kindern im Hintergrund gelassen umgehen. Leider bedeutet das auch, dass die eher "Uncoolen" online oft noch verkrampfter daher kommen. Da gibt es Dozenten, die aus Eitelkeit, weil sie mit Ihrer Wirkung per Webcam oder auch ihren privaten Räumlichkeiten einfach unzufrieden sind, ihre Vorlesungen nur als Audiostream, Tonkommentar unter Powerpoint bzw. podcast anbieten.

Gerade für stillere, introvertiertere Studierende sind die Hemmschwellen, sich aktiv zu beteiligen, im Online-Unterricht noch viel höher. Vielen Studierenden ist es nicht Recht, wenn all die Kommilitonen und Dozenten per Webcam in den eigenen Privatraum hineinschauen können. Vielen wollen schlicht nicht in den eigenen Räumen "gefilmt" und "abgehört" werden.

 

Krisengewinner

Man darf es kaum laut sagen, aber für einige private Hochschulen, insbesondere, wenn sie viele Standorte haben, ist Corona sogar eine willkommene Möglichkeit zur Gewinnmaximierung. Ein kommerzieller Glücksfall sozusagen. Da reiben sich einige Hochschulverantwortliche die Hände, weil die Studierenden sich nun unter dem Deckmäntelchen der Pandemie, Verschlechterungen in der Lehrqualität bieten lassen, gegen die sie normalerweise lautstark protestieren würden.

An einer an vielen Standorten in Deutschland vertretenen privaten, staatlich anerkannten Hochschule hatte man noch 2015 versucht, durch Bildschirm-Präsenzunterricht, also einen Dozenten mit Studierenden an einem Standort und Studierende vor einem Flatscreen an all den anderen Standorten kräftig Dozentenkosten zu sparen. Die Studenten saßen quasi in Seminarräumen vor Flatscreens statt vor Dozenten. Das Verfahren stieß nicht nur wegen Latenzzeiten des Systems und eingeschränkter Dialogfähigkeit bei so vielen Studierenden gleichzeitig, auf so viel Kritik bei den Studierenden, dass es wieder eingestellt wurde. Dank Pandemie, schlucken diese ein noch kosteneffektiveres und noch weniger dialogfähiges Verfahren notgedrungen.

Der so genannte Krisenmodus einiger Hochschulen ist zugleich zum Sparmodus geworden. Wo man sonst an jedem einzelnen Standort für die Präsenzvorlesungen und Seminare jeweils unterschiedliche Personen bezahlen musste, scheut man nun nicht davor zurück, eine-n Dozent-in die Vorlesung gleich für die Studierenden mehrere Standorte gleichzeitig in die Webcam halten zu lassen. Die Kursgrößen sind dann so unüberschaubar und die Anonymität der Studierenden so groß, dass die gute alte Bibliothek effektiver wäre und mehr Lehrqualität zu bieten hat.

 

Desaster für bildungsferne Studienanfänger

Ein großer Teil der Studierenden sieht Defizite bei den Online Angeboten der meisten Hochschulen. Wen es aber besonders hart trifft, sind Studienanfänger aus Familien, in denen niemand je studiert hat, Arbeiterfamilien, übrigens mehr als ein Drittel aller Studierenden. Diese Studienanfänger fühlen sich auch in Zeiten des Präsenzunterrichts oft außerhalb, irgendwie fremd. Doch der Kontakt zu anderen Studierenden, die Möglichkeit, Kommilitonen fragen zu können, mit den ProfessorInnen interagieren zu können, hilft ihnen, sich besser in das akademische Umfeld einzufinden. Ohne Sitznachbarn, Lerngruppen, die Gespräche in der Mensa, fallen die begleitenden Hilfestellungen vollständig weg. Doch genau diese Hilfen, fallen bei den Webcam-Unterrichten gänzlich weg.

 

Wünsche der Studierenden

Aufzeichnung von Vorlesungen, die dann online jederzeit zum individuellen Lernen oder auch Wiederholen, abgerufen werden können.

Kreativere Lehrformen als nur Videokonferenzen

Vorproduzierte Vorlesungs- bzw. Lehrvideos mit stärkerer Visualisierung und Beispielen. Diese haben neben leichterem Verstehen den Vorteil, dass man jederzeit stoppen und Dinge beispielsweise im Skript nachschlagen kann.

Mehr Videobeispiele statt nur statischer Fotos oder Grafiken

Keine festen Termine sondern frei wählbare Zeiten, wann man die Lernmodule anschaut und bearbeitet

Der Umfang des Lehrstoffs sollte gebündelt, konzentrierter werden

Es sollten keine zu komplexen Plattformen verwendet werden

Lernmaterialien, auch Fachliteratur sollten online zugänglich sein

 

Dies sind nur einige der wichtigsten Forderungen von Studierenden,- hier ist noch jede Menge Luft nach oben, was deren Umsetzung angeht. Liebe Hochschulen,- es lohnt sich, auf die Wünsche der Studierenden und im übrigen auch der meisten Lehrenden einzugehen. Dafür darf man aber nicht die ProfessorInnen allein lassen, man muss ihnen Zeit und Budget zur Verfügung stellen. Die hochwertige Produktion von visuellem Lehrmaterial ist nun mal teuer. Wir wissen, wovon wir sprechen, Lernmodule wie der Grundkurs Kamera oder der Grundkurs Licht in der Movie-College Akademie haben jeweils viele Monate Produktionszeit benötigt. Es kann keine Lösung sein, sich auf Webcam-Unterricht zu beschränken. Das sollte unbedingt anders werden, liebe Hochschulen, hängt Euch rein und zeigt, dass Ihr im 21. Jahrhundert angekommen seid. - wie gesagt,- jede Krise ist zugleich eine Chance...

 

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