Wo ist denn die Truhe mit den Goldstücken...?
Die Beschaffung, Organisation und Dekoration der Dinge, der Objekte, die im Motiv vorkommen, gehört zu den Hauptaufgaben eines Requisiteurs (Set Decorator). Dabei geht es nicht darum, irgendwie einen vorgefundenen oder vom Ausstatter gebauten Raum mit Alltagsgegenständen zu füllen, sondern vor allem darum, der Emotion, dem visuellen Stil des Films sowie historischen Aspekten gerecht zu werden.
Ob die Schauspieler sich mit den Dingen, die bespielt werden, wohlfühlen, den Gläsern, aus denen sie trinken, den Telefonen, mit denen sie anrufen, oder den Stiften, mit denen sie schreiben, dies hängt vom Geschick des Requisiteurs ab. Außerdem prägen die Objekte im Bild durchaus auch die Anmutung einer Szene und tragen zur Charakterisierung der Filmfiguren bei.
Aufgaben
Anhand des Drehbuchs werden in Besprechungen mit der Regie alle erforderlichen Spielrequisiten besprochen. Der Requisiteur führt eine genaue Liste mit Szenennummern und Bezeichnungen für alle Objekte, die benötigt werden, und stellt sicher, dass die erforderlichen Objekte für den jeweiligen Drehtag auch am Set sind (Requisitenfahrzeug). Ob der Zuschauer einen mittelalterlichen Markt mit unzähligen Produkten wirklich im Film akzeptieren mag, ist Ergebnis gründlicher historischer Recherche und kreativer Beschaffung.
Je nach Film können auch Waffenkunde (Attrappen), Militaria, Farblehre, Fahrzeugkunde (z. B. Oldtimer) etc. erforderlich sein. Vor allem aber bedarf es der Fantasie, die, eng an die Notwendigkeiten der Geschichte und des Bildkonzepts gelehnt, auch mit kleinem Budget Großartiges zu schaffen vermag. Handwerkliches Geschick sollte auch vorhanden sein, Requisitenarbeit am Set ist immer auch ein wenig Improvisation. Dinge rasch und ohne etwas zu beschädigen anbringen oder entfernen ist angesagt.
Wie soll man Bilderrahmen an die Wände hängen, wenn man keine Nägel in die Wand schlagen darf? Ein sinnvoller Werkzeugkoffer muss am Set immer dabei sein. Lässt sich etwa ein in die Mauer eingelassenes Schild in der für den Mittelalter-Shot notwendigen Mauer nicht abschrauben, kann man es auch verdecken, abhängen oder schlimmstenfalls mit wasserlöslicher Abtönfarbe dunkel überstreichen.
Fundus
Es gibt “Scheckbuch“-Requisiteure, die grundsätzlich nur in einen Fundus gehen und dort alles finden und bestellen, was sie vorfinden. Da kann es schon vorkommen, dass Standard-Küchenhandtücher, die man im Kaufhaus für 8 Euro zu kaufen bekommt, beim Fundus nach 30 Drehtagen mit 95 Euro zu Buche schlagen. Oder Etagenbetten, die man gegen geringe Gebühr bei der Bundeswehr, dem Roten Kreuz oder in Jugendherbergen bekommen könnte, im Fundus 980 Euro Miete für 30 Tage kosten. Es gibt glücklicherweise aber auch solche Requisiteure, die auch in Geschäften, auf Flohmärkten und durch direkte Recherche (per Branchenbuch etc.) die optimalen und zumeist auch wirtschaftlichsten Lösungen finden. Und wenn sie Dinge im Fundus ausleihen, so wissen sie, was sie tun. Dann werden Requisiten nicht für die ganze Drehzeit, sondern nur wenige Tage länger als die Drehtage, in denen sie benötigt werden (Aufbau/Dreh/Rückbau), gemietet.
Teamwork
Ganz wichtig ist die Kommunikation mit den anderen Kreativen, insbesondere Kamera und Regie. Nur, wenn man den Ausschnitt kennt, der auch tatsächlich im Bild zu sehen ist, kann man die sorgfältig ausgewählten Objekte richtig platzieren. Oft muss auch in Zusammenarbeit mit dem Kameramann die genaue Position festgelegt werden. Kontakte und das Wissen, wo man was beschaffen kann, gehören zu den wichtigen Elementen des Jobs. Aber auch ein feinsinniger Umgang mit den Gegenständen des Alltags ist notwendig. Wer die Wohnung einer Rollenfigur ausstatten will, sollte auch ein Gefühl dafür haben, was für ein Mensch das wohl sein könnte.