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Deutschlands Kabelnetze sind ein Quasi-Monopol

 

Monopolis

Wenn Anbieter von Dienstleistungen ihr Angebot verändern, Leistungen reduzieren, Preise erhöhen, dann bleibt es den Kunden stets frei gestellt, zu einem alternativen Anbieter zu wechseln. Das ist beim Telefon so, beim Strom, beim Gas, doch bei den Kabelnetzen für TV und Radioempfang in Deutschland geht das scheinbar nicht so einfach, denn aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen herrscht dort ein Beinahe-Monopol.

Das bedeutet, dass dieser Monopolist, in unserem Fall Vodafone, sich so ziemlich alles erlauben kann, ohne dass er allzu viel Gegenwind befürchten muss. Das beginnt bereits bei der völlig sinnfreien Verteilung der Sender auf Programmplätze. Dafür kassieren Kabelanbieter nämlich Geld und machen ungeniert Millionen von Zuschauern jede Menge Arbeit, die Senderplätze halbwegs sinnvoll zu verschieben. Ganz zu schweigen von all den Senioren, die diese technische Umprogrammierung der Sendeplätze zumeist nicht ohne fremde Hilfe hinbekommen. Fairerweise muss man dazu sagen, dass andere Netzbetreiber wie Unity Media oder Kabel Deutschland (jetzt Vodafone) dieses üble Spiel mit den Senderpositionen ebenfalls betrieben.

Da sind mehrheitlich Bezahlsender oder Sender, welche die meisten TV Zuschauer*Innen gar nicht sehen wollen auf den niedrigeren Programmnummern. Wer aber Sender der ARD, das ZDF, Arte oder 3Sat sehen möchte, muss sich dreistellige Zahlen merken um zu diesen Sendern zu gelangen. Und das weiterzappen von Sender zu Sender wird mit dieser Verteilung völlig obsolet. Doch der Kabelanbieter treibt es noch viel bunter...

Die analogen Sender brauchen eine größere Bandbreite als die digitalen, deshalb sind Kabelanbieter daran interessiert, diese aus ihrem Angebot zu streichen, um mehr Platz für digitale Signale, darunter auch Internet oder Rückkanäle zu gewinnen. So weit, so nachvollziehbar, doch dass man die Kund*Innen bei der Migration hin zum Digitalen kaum bis gar nicht unterstützt, das ist äußerst fragwürdig.

So hat Vodafone vor ein paar Jahren einfach die analogen Fernsehsender aus dem Kabelangebot herausgenommen und damit Millionen von Fernsehgeräten unbrauchbar gemacht bzw. downgegradet. Damals gab es zumindest noch die Option, das Gerät mit Hilfe eines preiswerten externen digitalen Kabelempfängers weiterhin verwenden zu können, doch zahlreiche Funktionalitäten standen einfach nicht mehr zur Verfügung.

 

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FM Receiver wie dieser wurden Mitte Januar 2024 für den Rundfunkempfang plötzlich weitgehend unbrauchbar, weil im Kabelnetz die analogen Radiosender einfach abschaltet wurden

 

Nun also hat Vodafone Mitte Januar 2024 auch die analogen Radiosender in Hessen, Baden-Württemberg und NRW aus dem Kabel gestrichen und damit Millionen alter Radios in Stereoanlagen zu Schrott erklärt. Schon mal was von Nachhaltigkeit und Umweltschutz gehört? Diesmal gibt es nur ein viel geringeres und teureres sinnvolles Angebot, um die alten Geräte weiter verwenden zu können, denn die dafür notwendigen alten Fernsehantennen sind längst nicht mehr aktiv, abgebaut oder die Antennenkabel und Antennenverstärker nicht mehr vorhanden.

 

Lösungsansätze

Wer nun meint, dass man einen der preiswerten Radioempfänger nutzen kann, um weiter aus dem Kabel Radiosignale empfangen zu können, täuscht sich, die meisten sind digitale Radios, die wie das Autoradio, stark komprimierte Sender (DAB) empfängt und eine Wurfantenne (für ca. 8 einigermaßen rauschfreie Sender) oder besser eine längere Stabantenne (für ca. 40 Sender) benötigen. Oder es handelt sich um WLAN Empfänger, also Internetradio, auch hier sind die Daten deutlich komprimiert.

Möchte man tatsächlich die noch verbliebenen digitalen Radiokanäle aus dem Kabelnetz in die alte Stereoanlage einspeisen, so gibt es gerade mal den Technisat CABLESTAR 100 und den Vistron VT855-N DVB-C Radio Tuner die dazu in der Lage sind, das Audio-Codierformat AAC-LC, welches von den ARD-Hörfunkprogrammen verwendet wird, zu empfangen und so umzuwandeln, dass man es auf der alten Stereoanlage wiedergeben kann. Leider sind die Tasten auf den Fernbedienungen recht winzig, einige User beschreiben es so, dass es keine „Seniorengeräte“ seien. Beide kosten theoretisch knapp 90,- €. Praktisch aber hat die Zwangsabschaltung durch Vodafone dazu geführt, dass etwa der Technisat CABLESTAR 100, der auf eigentlich einen UVP von 85,- € hat, im April 2024 mindestens 139,- € kostet. Soviel zu kreativer Preisgestaltung.

 

Alternativen zum Kabel

Nicht wenige haben auch die Nase voll von den regelmäßigen Downgrades durch Vodafone oder vormals Unitymedia bzw. Kabel Deutschland und ergreifen grundsätzlich die Flucht aus dem Kabel hin zu IP, also Internet-basiertem Fernsehen was es auch zum Nachrüsten gibt, etwa mit Streamings-Sticks. Denn so ganz fest gemauert ist das Kabelmonopol dann eben doch nicht. Wer Netflix oder Amazon Prime nutzt, hat diesen Schritt zumindest teilweise bereits gemacht. Das macht immer dann Sinn, wenn nicht nur ein Kabelanschluss sondern auch ein schneller Internetanschluss im Haushalt vorhanden ist. Die öffentlich rechtlichen Sender kann man mit einem streamingfähigen Fernseher automatisch ohne Abo etc. anschauen. Allerdings muss man sich darüber im klaren sein, dass überlastetes Internet dann zu Störungen beim TV Empfang führen kann. Wer also häufig Internet-Probleme hat, sollte sich ein schnelleres Netz zulegen.

Zudem fällt Mitte 2024 das sogenannte Nebenkostenprivileg. Das bedeutet, dass die Vermieter die Kosten für den Kabelanschluss nicht mehr auf die Mieter umlegen dürfen. Der Kabelanschluss wird dann nicht mehr von den Vermietern gestellt, sondern die Mieter müssen sich selbst darum kümmern. Diese Umstellung kann man also nutzen, um die eigene TV-Strategie gründlich zu überdenken. Denn vielleicht braucht man ja gar keinen Kabelanschluss mehr. Die Kabelanbieter fürchten bereits um ihre Kunden und locken mit großzügigen Einführungsangeboten. Da kann man das erste halbe Jahr kostenlos Kabel nutzen, bevor dann ca. 15 Euro monatlich abgebucht werden.

Wer auch Privatsender sehen will, muss sich einen entsprechenden Anbieter suchen. Das kann durchaus auch Kosten reduzieren, viele Anbieter (wie Zattoo, Magenta TV von der Telekom oder Waipu.tv) verlangen zwischen 6 und 10 Euro im Monat für ca. 100 Programme inkl. der ohnehin frei zugänglichen öffentlich rechtlichen Sender, so manches IP Fernsehangebot ist also günstiger zu haben als der Kabelanschluss.

Es könnte also sein, dass es sich im Sommer 2024 auch zeigen wird, wie zufrieden die Menschen mit ihren Kabelanbietern sind. Kabelanbieter müssten sich dann möglicherweise etwas wärmer anziehen.

 

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