Wer mit seiner Kamera stationär arbeitet, ist mit einer Studiokamera besser bedient als mit einer auf Mobilität optimierten Kamera. Das Nachdenken über Fernsehstudio-Kameras führt unweigerlich auch ein wenig in die Technik-Geschichte. Früher waren Studiokameras schwerer als Kühlschränke und die Pumpenstative, die sie trugen, so genannte Pedestals wogen Zentner. Zu diesen Zeiten befanden sich in den Kameras auch komplizierte 3-Röhren oder 3-Chip Systeme mit denen es möglich war, farbige Fernsehbilder herzustellen. Sie trugen Teleprompter und kleine Röhrenmonitore als Sucher und ihre Objektive waren massiv. Die Pedestals haben eine Hubsäule, die man stufenlos und ruckelfrei in der Höhe ändern kann und lassen nur bestimmte Lenk,- und Fahrbewegungen zu, die für eine sanfte Bildveränderung sorgen.
Noch früher, nämlich in der Anfangszeit des Fernsehens, arbeiteten elektronische Kameras mit rotierenden Scheiben, den nach ihrem Erfinder benannten Nipkow Scheiben. Das war etwa zu Beginn des 20ten Jahrhunderts und war die Zeit des mechanischen Fernsehens. Streng genommen waren bereits diese ersten Geräte Studiokameras. In den Zwanziger Jahren konnte dann die Mechanik durch die so genannte Ikonoskop Kamera ersetzt werden, die bereits komplett elektronisch arbeitete. Auch diese Kamera war eine Studiokamera, denn Aufzeichnungen konnte sie nicht festhalten.
In den 50er und sogar noch den 60er Jahren gab es viele Fernsehspiele, die nicht aufgezeichnet, sondern live gesendet wurden. Die Kameras waren schwer und riesig und es war eine hohe Kunst, so zu drehen, dass man einen dramaturgisch überzeugenden Erzählfluss herstellen konnte.
Vieles hat sich inzwischen grundlegend geändert, die Studiokameras sind leichter geworden, doch viele Merkmale sind nach wie vor gleich, genau wie bei den alten Kameradinosauriern der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. So sind reine Studiokameras nicht mit Speicherlaufwerken ausgestattet. Statt dessen haben sie diverse Ausgänge mit denen die Bildsignale per Kabel (Triax- oder Glasfaserkabel) in die Studioregie oder die Ü-Wagen Regie transportiert und erst dort auf Recorder aufgezeichnet oder auch live übertragen werden können. In der Regie werden übrigens auch wichtige Bildeinstellungen vorgenommen, etwa die Belichtung, Kontrast usw. Das entlastet die Kameraleute und erlaubt es, die verschiedenen Studiokameras zu "matchen", also aneinander anzupassen. Es gibt allerdings auch mobile Kameras, die man mit Hilfe von Kameraadaptern als Studiokameras gebrauchen oder auch dazu umbauen kann.
Die Kabel haben in der Regel auch einen Rückkanal über den die Regie mit den Schwenkern (ein anderer Begriff für die Kameraleute hinter der Kamera) kommunizieren können (Interkom), etwa um bestimmte Wünsche zu äußern, welche Bilder sie gerne hätten. Außerdem kann über den Rückkanal das sogenannte Tally-Light gesteuert werden, eine rote Anzeige, welche der Studiokameras gerade auf Sendung ist.
In großen Fernsehstudios und bei Ü-Wägen kommen meist Broadcast-Studiokameras mit 2/3" Sensor und B4 Objektivmount zum EInsatz. Sie können je nach Typ, in SD, HD oder UHD/4K aufnehmen. Früher haben Firmen wie Bosch (später Grass Valley) oder Philips den hiesigen Markt dominiert, heute sind Kameras von Sony, Ikegami, Panasonic und Blackmagic in den verschiedenen Studios anzutreffen.
Leichtere Kameras lassen sich auch leichter mit Remote-Heads bedienen, so gibt es inzwischen auch Fernsehstudios, insbesondere bei Nachrichten,- oder Magazinmoderationen, in denen die Kameras automatisiert und gänzlich ohne Schwenker arbeiten. Inzwischen werden auch diverse digitale Kinokameras so gebaut, dass man sie sowohl als eigenständige mobile Kamera mit angeflanschtem Recorder-Rückteil, als auch als reine Studiokamera betreiben kann.
Die modernen Studiokameras sind jedenfalls viel flexibler als ihre Urahnen. Man kann sie auf die Schulter setzen, sie haben einen elektronischen Sucher, man kann sie auch mit Sendern betreiben um kabellos das Bild zu übertragen. Auch heute noch arbeiten viele Studiokameras mit drei Sensoren, das führt zu einer besseren Auflösung gegenüber Kameras mit nur einem Sensor.