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Längen

Fernsehen

Gestaltungsfreiheiten oder enge Grenzen?

 

Einige Gedanken über die Länge und den Charakter von Film- und TV-Programm. Wer heute einen Film produziert und meint, der Film werde genau so lang, wie die Geschichte es erfordert, und seine Form so, wie es einem gerade einfällt, riskiert enorme Einschränkungen bei der Vermarktung. Denn so gut wie alle Vermarktungswege unterliegen gewissen Längenformaten, und Vorgaben, an die man sich weitgehend halten sollte. Die größte Freiheit, was Programmlängen angeht, haben im Fernsehen die Sendezeiten nach Mitternacht, doch wer möchte da schon laufen? Wer möchte, dass der Film vor Mitternacht ausgestrahlt wird, sollte die jeweiligen Programmslots genauer betrachten damit es keine unliebsamen Überraschungen gibt.

 

Fernsehen

Fernsehen: Je optimaler die Sendezeit (wann der Film im Programm ausgestrahlt wird), desto stärker die Einschränkung. Filme, die irgendwann spät im Nachtprogramm laufen, wie etwa das „Kleine Fernsehspiel“ im ZDF genießen die Freiheit, dass sie in kein vorgefertigtes Programmraster hineinpassen müssen. Die Sendelänge (Dauer vom ersten Bild und Ton bis zum letzten Bild und Ton inkl. Titel und Abspann) kann daher recht frei gewählt werden. Sobald aber ein Film im Vorabend- oder Hauptabendprogramm läuft, gelten sehr enge Richtlinien für die Programmlänge. Darüber hinaus verlangt auch das jeweilige TV-Format nach bestimmten Vorgaben. Versuchen wir eine vorsichtige Unterscheidung:

 

Fernsehen

Programmgedanken

Reihen, Fernsehspiele (TV-Movies)

Reihen haben einerseits einen thematischen Zusammenhalt, sind aber in sich abgeschlossen und werden jeweils an festen Sendeplätzen (z. B. jeden Sonntagabend) gesendet. Die Lücken zwischen Werbeblöcken und festen Nachrichtensendungen sind vorgegeben und selbst die Ankündigung des Filmes muss bei der Längenplanung berücksichtigt werden. Abendfüllende TV-Filme und -Reihen sollten im Idealfall 88:30 Länge haben. Dass diese Vorgabe nicht ohne Ausnahmen ist, belegen Abweichungen selbst so renommierter Reihen wie "Tatort". Die Überlänge einiger Folgen lag bei bis zu 119 Minuten (wir wollen nicht verschweigen, dass auch schon Tatorts mit nur ca. 60 Minuten gesendet wurden).

 

Fernsehspiele oder „TV-Movies“, wie sie von den Privatsendern seit einigen Jahren auch genannt werden, sind einzelne Werke, die voneinander unabhängig, individuelle Inhalte haben. Sie haben damit Ähnlichkeit mit Kinofilmen, werden aber mit kleineren Budgets produziert und eben auch nur im Fernsehen verwertet. Einige Fernsehspiele sind von sehr hoher Qualität, doch es gibt auch viele extrem überflüssige Produktionen. In wenigen Fällen wurden auch ursprüngliche Fernsehspiele ins Kino gebracht und haben dort Erfolg gehabt.

 

Serien

Serien bestehen aus in sich abgeschlossenen Geschichten, in denen einzelne Handlungsstränge angelegt sind, die in den weiteren Folgen mit den gleichen Hauptfiguren fortgesetzt werden. Die Häufigkeit der einzelnen Folgen ist unterschiedlich. Daily und Weekly sind die häufigsten Varianten, wobei die Sendetermine der Daily Soaps meist zwischen Montag und Freitag liegen. Eine komplett produzierte Anzahl von Folgen nennt man Staffel. Wegen der hohen Anzahl von Folgen ist die Qualität der Daily Soaps meist eine andere als die der Weekly Soaps. Es fehlt einfach die Produktionszeit, um aufwändige und sorgfältige Dreharbeiten einzuräumen. Daily Soaps werden daher eher wie Fußballspiele im Studio mit mehreren Kameras gleichzeitig aufgezeichnet.

 

TV-Serien im Hauptprogramm nach 20:15 haben häufig Längen zwischen 48 und 60 Minuten. Für das Vorabendprogramm sind Längen zwischen 25 und 60 Minuten verbreitet.

 

Reportagen, Dokumentationen

Reportage, Dokumentation, Dokumentarfilm, Feature, Interview, News und Porträt sind inhaltlich recht unterschiedliche Formen, äußerlich aber recht ähnlich aufgebaut. Als vom Grundsatz her journalistische Ansätze unterscheiden sie sich stark durch die Haltung gegenüber der Realität, die Örtlichkeit ihres Entstehens und die persönliche Bewertung durch die Macher. Die Bandbreite ist riesig, reicht von Wissenschaftsanalysen über Tierfilm oder historische Recherchen bis zu emotionalisierten Dokumentarfilmen. 43:30 ist zum Beispiel eine verbreitete Länge für Reportagen und Features im öffentlich-rechtlichen Deutschen Fernsehen. Für die Verwertung im Ausland aber wäre eine längere Fassung von 52:00 oder gar 58:30 wichtig. Viele Produzenten stellen daher, besonders bei internationalen Koproduktionen, mehrere Fassungen eines Filmes her.

 

Dokumentarfilme bekommen meist etwas mehr Zeit eingeräumt, sie haben bis zu 58:30 Sendelänge. Längere Dokumentarfilme sind im deutschsprachigen Fernsehen eher selten zu sehen.

 

Abendfüllende Kinofilme

Kinofilme werden, wie der Name schon sagt, vornehmlich für eine Kinoverwertung produziert. Das bedeutet erhöhten Aufwand bei den Dreharbeiten und der Postproduktion. Zwar werden die Filme nach der Kinoauswertung auch über Video, DVD, Stream und Fernsehen verwertet, doch hält man sich nicht zwingend an die Zeitrahmen des Fernsehens. Aber auch im Kino gibt es Zeitraster, die von 90 bis 100 Minuten Länge ausgehen. Filme mit Überlänge können für die Kinobesitzer Verdienstausfall bedeuten, weil sie weniger Vorstellungen während eines Tages unterbringen können. Auch logistisch bereitetete Überlänge zumindest bei analogen Filmkopien Unbehagen: So eine 35mm-Kopie besteht meistens aus fünf Akten, ein Akt hat maximal 20 Minuten Länge. Ist ein Film länger als 100 Minuten, werden es mehr als fünf Akte. Die üblichen Versandkartons genügen nicht mehr, die Versandkosten erhöhen sich, der überlange Film wird sprichwörtlich belastend. Das hat sich mit der Einführung der DCPs natürlich schlagartig geändert, die Masse, die bewegt werden muss, um einen Film ins Kino zu bringen, ist sprichwörtlich kleiner und leichter geworden.

 

 

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