Die heutigen Spiele haben mit den hüpfenden Leuchtpunkten der ersten Spielegeneration nichts mehr gemeinsam. Herausragende Grafiken und realistische Visualisierungen lassen viele Games ähnlich anmuten wie Kinofilme. Denn hier haben unzählige Spiele ihre Vorbilder gefunden, ob Star Wars oder Jäger des verlorenen Schatzes, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dass die Bilderwelten des Kinos in die interaktive Welt der Spiele herüber gezogen wurden, steht außer Frage.
Viele Spiele sind geradezu eine Hommage an bestimmte Kinogenres, Film Noir etwa wird in Spielen wie L.A. Noire, das Western-Genre in Red Dead Redemption imitiert. Manche Spielewelten-Hintergründe entstammen direkt aus ihren Kino-Vorbildern, so etwa verwendet "Alien: Isolation" Motive des Alien Films aus dem Jahr 1979.
Interessanterweise hören damit die Verwandtschaften nicht auf, genau wie der Film in seiner Anfangszeit auf den Jahrmärkten, den Penny Arcades zuhause war, so waren die frühen Videospiele auch zunächst vor allem in Spielautomaten-Hallen vertreten.
Und natürlich konnten erfolgreiche Games zumindest als die Game Engines noch nicht so leistungsstark waren, in Kinofilmen eindrucksvoller visualisiert werden. Tomb Raider mit Angelina Jolie als Lara Croft hat es im Jahr 2001 vorgemacht. Natürlich gab es auch Negativbeispiele, wie etwa so manche Game-Verfilmungen von Uwe Boll oder auch der Kinofilm "Doom" der Minus machte.
Auch der umgekehrte Weg war nicht immer erfolgreich, Filmtitel, die zu Games wurden, ohne eigene dramaturgische Spielregeln zu entwickeln, scheiterten. Ein besonders prominentes Beispiel war ET aus dem Jahre 1982. Das daraus abgeleitete Spiel wurde ein Flop, die nicht verkauften Spiele wurden in der Wüste von Neu Mexico verscharrt. Andererseits wurde das Spiel zur TV Serie Akte X ein großer Erfolg.
Inzwischen hat die Gameindustrie die Filmindustrie in Sachen Umsatz deutlich überholt. Und viele aktuelle Spiele erlauben es, wie bei einem Kinofilm, aber eben in Eigenregie, den Kamerawinkel in einer Szene zu verändern. Und natürlich wissen ihre Macher, wie viele Anleihen sie beim Kinofilm gemacht haben. Doch die Big Player der Szene denken weiter und planen inzwischen zu ihren Bestsellern auch Kinofilme zu produzieren.
Eigenproduktionen
So gründete Ubisoft 2011 die Tochterfirma Ubisoft Motion Pictures in Paris um bekannte Game-Titel zu verfilmen. Jean-Julien Baronnet, früherer Chef von Luc Besson's EuropaCorp leitet das Unternehmen. Geplant oder bereits gedreht sind Titel wie: Assassins Creed, Splinter Cell, Ghost Recon, Far Cry, Ravin Rabbits und Watch Dogs. Der Ansatz ist nicht ganz neu. Der Film zu "Prince of Persia" mit Jake Gyllenhaal kostete ca. 150 Millionen Dollar und spielte weltweit ca. 330 Millionen ein. Bei der Verfilmung arbeitete der Games-Designer Jordan Mechner direkt mit.
Auch die "Rayman's Raving Rabbids"-Serie die in Frankreich für das TV-Programm entsteht zeigt deutlich, dass die Gameindustrie hochtrabende Pläne hat.
Microsoft etwa entwickelt in einem eigenen Studio in Kalifornien interaktive TV Inhalte und auch Sony arbeitet an einer Kinoversion von "Gran Turismo".
Ein durchaus praktisches Kalkül. Die Bekanntheit von Spielen kann die Kinofilme attraktiver machen und die Kinofilme machen indirekt Werbung für Spiele. Bei all dem bleiben dennoch gravierende Unterschiede zwischen beiden Medien. In den Spielen werden Pseudo-Entscheidungsebenen erschaffen, in denen der User die Illusion hat, interaktiv alles entscheiden zu können, was geschieht. Beim Film entscheiden Drehbuchautoren und Regisseure, wie die Geschichte verläuft.
Unterschätzte Kosten
Gerne wird in diesen Zeiten, in denen Fernsehsender und Kinos mit ihrer eigenen Zukunft hadern, viel über Transmedialität, Trimedialität und sonstige mediale Verknüpfungen geredet. Dabei wird sehr gerne verschwiegen, dass die meisten erfolgreichen Game-Produktionen ähnlich teuer waren, wie Hollywood-Blockbuster. Wer sich diese dreistelligen Millionenbeträge vor Augen hält, wird nicht mehr so leichtfertig postulieren, zu dem TV,- oder Kinofilm mal eben noch ein Game mit herstellen zu wollen.
Häufig, wenn Spiele in Kino umgesetzt werden, versuchen die Regisseure Elemente aus den Spielen zu übertragen. Das können Erzählebenen sein, in denen man hin und herwechselt, oder auch visualisierte Level, wie etwa in "Dark Knight".
Die Unterschiede zwischen den Medien bleiben deutlich spürbar. Versuche, Filme interaktiv zu machen, waren bisher relativ beliebig und erfolglos. Vielleicht wird sich daran etwas ändern, wenn es intelligente Virtual Reality-Filme gibt, aber wer weiß, vielleicht gibt es dann auch wieder viele User, denen es wie beim 3D Kino einfach nur schwindelig wird.
Und wir wollen uns nichts vormachen, auch im reinen Kinofilm, der ganz linear ohne Interaktivität erzählt wird, gibt es viele misslungene Exemplare. So mancher halbinteressanter Film der mit aufwändigen Effekten statt mit einer starken Story brillieren möchte, wäre vermutlich als Spiel besser umzusetzen gewesen.