Umsetzung auf DVD
Seit die Welt im Streaming-Rausch Filme konsumiert, sind DVD und BluRay fast schon Auslaufmodelle. Wer sie dennoch liebt, kann hier mehr über die letzten physischen Filmmedien erfahren. Auch wenn sie zu Beginn vornehmlich als Vertriebsmedium betrachtet wurde, ist die DVD (Digital Versatile Disc) trotz der BluRay ein wichtiger und in ihrer Verbreitung enorm gewachsener Baustein in den Medien. Nicht nur als Träger für Spielfilme, auch für Corporate-, Verkaufs-, Schulungs- oder Musikvideo wurde die DVD immer bedeutender. Welche Arbeitsschritte sind erforderlich, wenn eine Film-, oder Videoproduktion auf DVD umgesetzt werden soll?
Pre-Mastering
Kombination der verschiedenen Bausteine (Assets), aus denen eine DVD besteht. Da werden Menüs, Untertitel, verschiedene Tonfassungen (Fremdsprachen), Video (inkl. Making-of etc.) und ggf. andere multimediale Inhalte aufbereitet.
Video
Trotz der hohen Speicherkapazität können die Daten nicht unkomprimiert auf die DVD aufgezeichnet werden. Das Bildmaterial muss daher im MPEG-2-Format komprimiert werden. Video-Codierung kann softwaremäßig oder auch mit Hardwareunterstützung (Encoder-Karte) geschehen, was den Vorgang bis hin zu Echtzeit beschleunigen kann. Man sollte möglichst hochwertiges Ausgangsmaterial verwenden, z.B. Digi-Beta, aber auch für 24p gibt es inzwischen „Options“. Evtl. kann auch eine Nachbearbeitung (Filterung, Rauschminderung) des Video-Masters erforderlich sein.
Der Video-Datenstrom einer DVD liegt in der Regel bei 3,5 bis 4,7 Mbit in der Sekunde. (Zum Vergleich: Eine Audio-CD liefert in der Sekunde ca. 1,4 Mbit.) Je nach Anforderung des Videomaterials kann die Datenrate aber auch auf bis zu 9,8 MBit/s erhöht werden.
Untertitel
Authoring Programme bieten zumeist auch einen Subtitle- Editor in welchem eine Vielzahl von Sprachfassungen erfasst werden können. Sind die Ein- und Ausblendzeiten für eine Version erst mal erfasst, ist der Aufwand weitere Sprachfassungen einzugeben nicht mehr sehr hoch.
Das Audio-Encoding bereitet den Ausgangston, der in möglichst hochwertiger Qualität vorliegen sollte, für die DVD auf. Unterschiedliche Audioformate wie PCM, AC-3 (Dolby Digital 5.1) oder DTS stehen zur Auswahl. Je nach Audio-Decoding-Verfahren beträgt die Sample-Rate 48 oder (bei PCM) wahlweise sogar 96 kHz. Bis zu acht Audio-Streams können zu einem Video-Stream wiedergegeben werden.
Varianten des Tonspuraufbaus
Eine IT-Tonmischung (alle Töne ohne landesspezifische Elemente wie Dialoge) wird vorzugsweise im 5.1 oder 7.1 aufgezeichnet. Dazu wird jeweils eine Mono-Dialogspur, die in mehreren Sprachfassungen auf der DVD vorhanden ist, gemeinsam mit dem Center-Kanal der IT-Tonmischung abgespielt (Datenstrom des Multikanaltons: 384 KBit/s, der des Dialogs: 64 KBit/s).
Eine IT-Tonfassung (5.1 oder 7.1) wird gemeinsam mit jeweils einer Stereo-Dialogspur abgespielt. Die landesspezifische Dialogspur wird dabei mit dem linken und rechten IT-Mixkanal gemeinsam abgespielt. (Im Vergleich zur oberen Mono-Dialogspur hat die Stereo-Dialogspur einen Datenstrom von 128 KBit/s.)
Drei komplette Landes-Fassungen, bei denen Sprache und IT gemeinsam sind, werden auf der DVD als 5.1 oder 7.1 abgelegt und wahlweise abgespielt. (Alle drei Fassungen haben jeweils einen Datenstrom von 384 KBit/s.)
Authoring
Neben recht differenzierten Authoring-Programmen wie DVD-Creator, DVD Studio Pro oder Encore DVD, gibt es auch unkomplizierte Lösungen, bei denen der Funktionsumfang auf die wichtigsten Standards reduziert ist (z. B. Auto DVD und DVD Fusion).
Während des Authoring-Vorgangs werden z.B. Menüs und Kapitel gestaltet oder Schleifen programmiert, die einzelne Clips wiederholt abspielen. Kapitelanwahl, Untermenüs, Statistiken, diverse Anzeigen von Spieldauer, Länge, unterschiedliche Versionen (Director‘s Cut/Kindersicherung/verschiedene Kameraperspektiven) können hier programmiert werden. Die ansprechende Oberflächengestaltung und einfache Bedienerführung sind wichtige Qualitätskriterien in diesem Bereich.
Besonders die Einhaltung der Normen entscheidet darüber, ob das Authoring funktioniert oder die User zur Verzweiflung treibt. So müssen selbst erstellte Menüseiten genau das Pixelformat des jeweils sichtbaren TV-Bildes haben und auch die Menübuttons nach bestimmten Regeln und mit definierten Ebenen erstellt sein. Klare Beschriftungen der jeweiligen Grafiken erleichtern die Übersicht im Authoring-Programm.
Authoring-Programme erlauben es, Menüs mit einzelnen Videotracks zu verknüpfen. Dabei können bis zu 100 Parameter eingestellt werden. Wegen der hohen Komplexität werden aber meistens nur 10% der Möglichkeiten, die in einer DVD stecken, tatsächlich genutzt. In diesem Arbeitsgang werden auch die ungeliebten Regionalcodes sowie Kopierschutzverfahren in die DVD integriert.
Vervielfältigung
Zum Prüfen und für Kleinauflagen ist ein DVD-R-Brenner erforderlich, für das endgültige Mastering ein DLT-Laufwerk. Die Serien-DVDs werden dann in einem Presswerk hergestellt.
Haltbarkeit
Auch wenn die Industrie das gar nicht gerne hört- die Haltbarbeit von beschreibbaren DVDs ist extrem schlecht. Unter speziellen Bedingungen, Dunkelheit und konstanter Temperatur, halten sie etwa 5 Jahre! Nach dem aktuellen Stand der Kenntnis sind DVD-RAM deutlich länger haltbar, weil sie auch Fehlertabellen besitzen und ähnlich wie Festplatten funktionieren. Wer also Daten langfristig sichern muss, sollte unbedingt auf die wiederbeschreibbaren DVDs zurückgreifen!
Übersicht Formate
DVD5: einseitig bespielt, eine Schicht 4,7 GByte
DVD9: einseitig bespielt, zwei Schichten 8,5 GByte, auch Double-Layer DVD genannt.
DVD10: zweiseitig bespielt, je eine Schicht 9,4 GByte
DVD18: zweiseitig bespielt, je zwei Schichten 17 GByte
Blue Ray DVD: Mit einem Layer 27 GByte, zwei Layern 54 GByte
HD-DVD: 15 GByte, im Twin-Format-klassische DVD und HD auf einer Scheibe: 30 GByte- Das Format war in mancher Hinsicht besser als die BluRay hat aber im Anbieterkampf verloren und wurde eingestellt.
Technische Normen
Bildwiederholraten: 29,97 Bilder/s oder 25 Bilder/s
Fernsehnormen: 525/60, 625/50 sowie HD Formate bei Blue Ray und HD DVD
Höhen-/Seitenverhältnis: 4:3 und 16:9
Bildauflösungen (bei MPEG-2): 525/60: 720 x 480, 704 x 480, 352 x 480, 352 x 240
625/50: 720 x 576, 704 x 576, 352 x 576, 352 x 288