Es ist ziemlich unübersichtlich, welche Frequenzbereiche man für drahtlose Tonübertragung etwa von Lavaliermikrofonen mit Funkstrecken an Filmsets oder bei Events verwenden darf. Und zu allem Übel ändert sich auch immer wieder etwas an den Bereichen, nicht zuletzt weil Regierungen durch den Verkauf von Frequenzbereichen an Mobiltelefon-Anbieter Geld generieren wollen. Es gibt natürlich eine gewisse Koordination zwischen benachbarten Ländern, weil Funkwellen nunmal grenzüberschreitend weitersenden können. In Deutschland sind für die professionelle Nutzung zumeist anmeldepflichtige Frequenzen freigegeben. Die theoretisch anmeldefreien Bereiche (außer W-Lan-Bereich ab 2,4 GHz) in den sogemannten Mittenlücken sind nicht so relevant, weil es hier kaum bis keine Geräte gibt, die diese Bereiche nutzen.
Dabei ist es schon kompliziert genug, die erlaubten Frequenzen, die sowohl Anmelde,- und gebührenfrei oder auch Anmelde,- und Gebührenpflichtig sein können, im eigenen Land zu unterscheiden. Die Händler ziehen sich da gerne mit Formulierungen wie "Die individuellen rechtlichen Regelungen und Frequenzverteilungen sind zu beachten" aus der Verantwortung. Die hier gelisteten Angaben können sich mit veränderten gesetzlichen Richtlinien auch ändern, sie dienen vor allem zur Orientierung.
Künftige Funkstreckensysteme sollen die knappen Frequenzspektren besser nutzen. Das Stichwort ist "Wireless Multichannel Audio", das sind Breitbandsysteme die dann auch Duplex-Übertragung möglich machen. Hier nun ein Überblick über die verschiedenen Frequenzbänder.
Deutschland
Folgende Frequenzbereiche sind erlaubt:
Anmeldefreie Bereiche
Zwischen 823 und 832 MHz, in der sogenannten LTE Mittenlücke kann man mehrere Kanäle unterbringen. Hier wird noch differneziert. Im Bereich von 823–826 MHz dürfen die Sender (nur Bodypacks erlaubt) maximal 12 mW Leistung haben. Zwischen 826–832 MHZ dürfen sie bis zu 60 mW Leistung haben. Diese Freigabe wurde bis Ende 2032 verlängert.
Zwischen 863 und 865 MHz gibt es eine weitere Lücke, das sogenannte EU-weite harmonisierte Frequenzband. Hier darf die maximale Sendeleistung 10 mW nicht überschreiten. Auch diese Freigabe wird voraussichtlich bis Ende 2032 verlängert.
1785–1804,8 MHz- die sogenannte „Mittenlücke 1G8“, hier darf die maximale Sendeleistung 12mW bzw. 30MW bei Bodypacks nicht überschreiten.
1880–1900 MHz, dem sogenannten „DECT-Bereich 1G9“
Im WLAN-Bereich, rund um 2,4 GHz und 5 GHz, dem sogenannten DECT Bereich (wobei es hier sicher mehr als eng wird) arbeiten viele der kompakten Funkstrecken etwa von Rode, DJI, Hollyland etc.
Anmeldepflichtige Bereiche
Es gibt auch Bereiche, die sind anmeldepflichtig, in diesen Bereichen wird hauptsächlich professionell gearbeitet, insbesondere, wenn man an einem Ort viele Funkstrecken betreiben muss. Das heißt konkret, man erhält eine Einzelzuteilung und kann gegen jährliche Gebühren Geräte in folgenden Frequenzbereichen nutzen:
710 - 790 MHz (Touring) In diesem Bereich ist übrigens auch DVB-T also das terristrische digitale Antennenfernsehen untergebracht.
470-694 MHz (feste Installationen, bzw. Kurzzeitzulassungen)
In beiden Fällen kostet die einmalige Anmeldung 130,- Euro und die jährliche Gebühr 10 Euro.
Die genannten Sendeleistungen beziehen sich auf die durch die Antenne abgestrahlte Leistung die sogenannte ERP (Effective Radiated Power)
USA
Es ist wirklich erstaunlich, wie uneinheitlich die Funkfrequenzen in den USA verteilt sind. Hier unterscheiden sich nämlich nicht nur die Regelung von Bundesstaat zu Bundesstaat sondern selbst innerhalb dieser können die Regelungen von Stadt zu Stadt unterschiedlich sein. Grundsätzlich verfügen professionelle Funkstrecken für die USA über einen Frequenzbereich, der TV 25-36 oder 536-608 MHz hat. Welche Kanäle bzw. Frequenzen man nun an einem Ort verwenden darf, kann man in umfangreichen Tabellen nachschauen.
https://pro.sony/support/res/manuals/4530/63d2501a47358304ae6fe7185a0a2c9c/45307382M.pdf
Praktischer ist der Shure Wireless Frequency Finder, in den man den Ort an dem man drehen möchte und das Gerät eingeben kann, mit dem man arbeiten möchte. Natürlich sind dort nur Shure Geräte aufgelistet, doch wenn man nachschaut, welches Shure Gerät den gleichen Frequenzbereich wie das eigene Gerät besitzt, weiß man welches man da auswählen muss.
https://www.shure.com/en-US/support/tools/frequency-finder
Etwas Ähnliches, nur umgekehrt, bietet auch Sennheiser für die USA an.
https://wff.sennheiser.com/
Und die übrige Welt...
Ja, es gibt sie tatsächlich, die lange Liste, auf der fast alle Frequenzbereiche für Funkstreckennutzung weltweit aufgelistet sind. Wie gut diese aktualisiert wird, können wir nicht sagen, aber immerhin, da hat sich Jemand ziemlich viel Mühe gemacht, um einen Überblick zu schaffen, also unbedingt herunterladen:
https://www.apwpt.org/wp-content/uploads/2020/12/handoutfrequencies2020.pdf