Mutter der Location-Sound Recorder
Der Name ist Legende, schließlich baute Nagra (Stefan Kudelski) bereits 1951 die ersten portablen analogen Audiorecorder weltweit. Den grundlegenden Aufbau, Eingänge auf der linken Seite, Ausgänge auf der rechten Seite und alle Bedienelemente auf der Front, haben sich nahezu alle Hersteller mobiler Recorder und Mischpulte bei den analogen Nagras abgeschaut. Trotz mancher Verwerfungen baut Nagra mit der 2008 eingeführten Nagra VI einen der besten digitalen Recorder der Welt. Nagra hat 1992 den Anschluss an die digitale Tonaufzeichnung mehrmals versucht, mit der Nagra D und D II, sogar früher als die Konkurrenz, bereits mit einem 24 Bit Recorder, der mit rotierenden Köpfen digital aufgezeichnet hat.
Erfahrung hat das Unternehmen also schon sehr früh gesammelt, doch an die Marktführerschaft, die Nagra dereinst mit analogen Location-Sound Recordern hatte, kam die Firma nicht mehr heran. Kleine Rekorder wie die ARES Systeme (1995) wurden auch rasch von der preiswerteren Konkurrenz überrollt. Lange sah es auch so aus, als wenn Nagra sich nur nochmit Verschlüsselungssystemen für Pay-Tv Sender befassen würde.
Robuste Maschine
Die Nagra VI ist ein digitaler Recorder, der mit Timecode, 8-Spuraufnahme, 4 Mikrofonvorverstärkern mit Phantomspeisung, eine zeitgemäße digitale Fortsetzung der klassischen Audiorecorder des Unternehmens darstellt und auch dank des traditionellen Drehschalters Tonmeistern eine problemlose, intuitive Bedienung ermöglicht. Man kann sich auf den Ton konzentrieren, ohne viel über Menüstrukturen oder Bedienweisen nachdenken zu müssen. Das war immer die Stärke von Nagra, das intuitive Gefühl wie in den analogen Zeiten beizubehalten.
Sie zeichnet in 24 Bit Wortbreite und Sampling Rates von 32 kHz bis 192 kHz auf. Die Aufzeichnung erfolgt auf interne SSD sowie externe Compakt-Flash Speicherkarten. Zwar kann sie nicht auf zwei Medien gleichzeitig aufnehmen, besitzt aber eine schlaue "Autocopy" Funktion, mit der jede gemachte Aufnahme sofort auf das gewünschte andere Medium kopiert wird. Im Pre-Record Modus sind bis zu 20 Sekunden Vorlauf möglich, gerade für Dokumentarfilmer ein wichtiges Feature, andere Recorder haben da weniger Puffer.
Sie besitzt 6 analoge Eingänge, (4 mit hochwertigen Nagra Mikrofonvorverstärkern sowie 2 digitalen AES Eingängen). Diese Vorfestlegung ist einerseits eine klare Vorgabe, andererseits natürlich auch eine gewisse Einschränkung, Konkurrenzgeräte etwa von Sound Devices, erlauben hier mehr Fexibilität. Da können Eingänge sowohl digital als auch analog genutzt werden. Der Klirrfaktor des Gerätes liegt bei hervorragenden 0,02 Prozent.
Die sechs Pegelsteller, die digital arbeiten, aber die logarythmische Umsetzung wie bei klassischen Potentiometern besitzen, sich also analog verhalten, erlauben es, sowohl jeden Eingangskanal diskret auf die Spuren 1-6 aufzunehmen, als auch eine Vormischung auf die Spuren 7 und 8 aufzuzeichnen. Selbstverständlich beherrscht die Nagra VI sowohl MS-Stereo als auch Ambisonics Monitoring. Auch die digitalen Aussteuerungsanzeigen verhalten sich in ihrer Charakteristik wie die klassischen Modulometer der analogen Nagras. Sie sind auf dem links angeordneten hellen, auch bei Sonne gut ablesbaren 3 Zoll Farbdisplay übersichtlich dargestellt.
Gewohnte Bedienelemente
Vieles vom Look & Feel erinnert an die alten analogen Nagras, so ist beispielsweise nach wie vor neben dem Drehschalter auch ein eingebauter Lautsprecher anzutreffen. Da ist die über ein halbes Jahrhundert währende Filmtonerfahrung ist einfach zu spüren. Kleine Unterschiede zeigen sich etwa bei den Beschriftungen, wo bei den analogen Nagras die Beschriftungen gefräst und lackiert waren, was sie für die Ewigkeit prädestinierte, sind die Beschriftungen bei der Nagra VI auflackiert. Viel genutzte Nagra VI zeigen bei der Schrift an viel genutzen Stellen, etwa dem Drehschalter, ähnliche Abriebe wie die Rekorder der Konkurrenz. Doch das tut der Audioqualität natürlich keinen Abbruch und ist wohl eher bei wenig gepflegten Verleihgeräten anzutreffen.
In Deutschland vertreibt Filmton-Spezialist Zeigermann Audio in Hamburg die Nagra VI