
Töne zusammenführen
Mischpulte sind nicht nur in jedem Tonstudio zu finden, auch an Video-Schnittplätzen, Kinotonmischungen oder in der Regie von TV-Studios kommen sie zum Einsatz. Außerdem besitzen Programme für die Ton-Postproduktion Benutzeroberflächen, die Mischpulten nachempfunden sind und die meisten der hier beschriebenen Funktionen aufweisen.
Bei großen Spielffilmen für das Kino können leicht weit über 100 verschiedene Tonspuren zusammenkommen. Deshalb werden solche Mischungen meist in mehreren Durchgängen hergestellt, bei denen man nach und nach verschiedene, miteinander zusammenhängende Akustische Gruppen (Stems), also Geräusche, Musik, Atmos etc. mischt.
Die ersten sechs Jahrzehnte des Tonfilms waren die Mischpulte analog, so wie ja auch die Signalquellen analog waren. Erste Mischpulte arbeiteten mit Verstärkerröhren, ab den 50er Jahren kamen auch Transitormischpulte und später dann solche mit ICs, also integrierten Schaltkreisen hinzu. Erst Mitte der 80er Jahre unternahmen Firmen wie Neve und Sony esrte Gehversuche mit digitalen Mischkonsolen, die für Rundfunk und High-End-Studios konzipiert und sehr teuer waren. Das Jahr 1987 gilt als Startpunkt der kommerziellen digitalem Mischpulte. Neve verkaufte sein DSP und Sony sein DMP-7. Sonys DMP-7 war ein digitales Mischpult mit MIDI-Steuerung, vor allem für Musikstudios, Neves DSP (Digital Sound Processing Console) wurde hauptsächlich in Rundfunk- und Mastering-Studios eingesetzt.
In den 90er Jahren war es dann zunächst Yamaha, welche mit dem DMC-1000 (1990) und später 2001 dann mit dem PM1D bezahlbare digitale Mischpulte anbot. Parallel dazu entwickelten sich digitale Workstations wie ProTools, welche über Bedienkonsolen ganze Mischungen samt Editing anboten. Inzwischen ist die digitale Signalverarbeitung überall Standard, trotzdem gibt es noch analoge Mischpulte, vor allem im Musikbereich. Beim Film aber hat sich die digitale Mischung überall durchgesetzt.
Aufbau
Wir wollen die Grundprinzipien eines Mischpultes einmal exemplarisch an einem einfachen Pult erläutern. Diese lassen sich so oder in ähnlicher Form auch bei digitalen oder rein virtuellen Pulten wiederfinden. Mischpulte dienen primär dazu, mehrere Tonsignale zusammenzuführen. In Film- und Videotonmischungen werden zahlreiche Tonspuren synchron zum Bild zusammengeführt, zueinander gewichtet und räumlich verortet.
Die Kanalzüge sind dabei die Eingänge für die unterschiedlichen Quellen, wo auch gleichzeitig jedes Signal bearbeitet und der Pegel eingestellt werden kann. Daneben sind viele Mischpulte auf die Tonaufzeichnung mit Mehrspur-Aufnahmegeräten wie etwa Workstations ausgelegt, was Subgruppen (Busse) erfordert.

Oder sie dienen der Beschallung von Räumen und sind mit einem eingebauten Verstärker ausgerüstet. Anordnung und Anzahl von Kanälen, Bussen, Equalizern und Effektwegen sind von Modell zu Modell verschieden. Es können auch Elemente vorhanden sein (z. B. eingebaute Effektgeräte, Talkback...), die hier nicht beschrieben werden, da sie für einfache Anwendungen nicht entscheidend sind. Hier soll nur die grundsätzliche Funktionsweise von Mischpulten erklärt werden, ohne auf die unterschiedlichen Bauformen und Typen einzugehen.
Kanalzug
Meist gibt es mindestens einen Mikrofon- als auch einen Line-Eingang (XLR-Stecker für Mikrofone, Stereo-Klinke für symmetrische Line-Signale, Mono-Klinke bei unsymmetrischen Line-Eingängen) für die ersten (4-x-) Kanäle. Außerdem haben viele Mischpulte auch digitale AES-EBU- oder SPDIF-Eingänge. Darüber hinaus können weitere Kanäle vorhanden sein, die nur für Line-Signale ausgelegt sind, also nur Klinken-Eingänge besitzen.
Meistens aber kann man die einzelnen Mischpult_eingänge anpassen auf die Pegel, die dort anliegen. So kann über einen Eingang sowohl ein Mikrofonsignal verarbeitet werden, als auch ein Line-Signal. Im ersten Fall muss das Mikrofonsignal stark verstärkt werden, um es im Pult weiter zu verarbeiten, im letzteren Fall muss das Line-Signal möglicherweise mit einem Vorregler, dem Gain-Regler abgeschwächt oder verstärkt werden.
Pad:
Pegelabschwächung (z. B. -20 dB) für zu hohe Eingangspegel, die trotz heruntergeregeltem Input-Gain übersteuern
Input-Gain:
Regelt den Pegel des Eingangssignals, welches so hoch wie möglich ausgesteuert werden sollte, ohne zu übersteuern. Oft sind noch LEDs angebracht, die Übersteuerung anzeigen. Pegelabschwächung (z. B. -20 dB) für zu hohe Eingangspegel, die trotz heruntergeregeltem Input-Gain übersteuern
Insert Send/Return:
Kombinierter Ein- und Ausgang (Stereo Klinke), über den Effektgeräte, die das gesamte Eingangssignal bearbeiten sollen, zwischengeschaltet (eingeschliffen) werden können
Equalizer:
Je nach Art des Mischpults sind hier unterschiedlich viele Regler angebracht. Bei einfachen Pulten gibt es nur je einen Regler für Höhen und Bässe.
Aux-Send:
Diese Regler sind in unterschiedlicher Anzahl vorhanden und können auch als Monitor oder Effect benannt sein. Dies sind Abzweigungen, bei denen das Signal zusätzlich (es fließt trotzdem mit dem selben Pegel weiter durch den Kanalzug) auf eine extra Leitung gelegt werden kann, die dann an der Mischpultrückseite in einem Stecker namens Aux (1-x) Send mündet (mehr unter Aux Send/Return).
Signalfluss (Routing):
Die meisten Mischpulte besitzen so genannte Busse, die zwischen Kanalzügen und Stereosumme liegen. Die Kanäle werden erst auf die Busse gemischt und dann auf die Stereosumme. Mit den Tasten legt man fest, auf welche Busse man das Signal legt (mehr dazu unter Busse).
Balance (Pan/Panorama):
Regelt das Lautstärkenverhältnis zwischen linkem und rechtem Stereokanal und bestimmt damit, wo das Signal zwischen den beiden Lautsprechern wahrgenommen wird.
Stumm (Mute) und Solo:
Mit der Stumm-Taste kann man einen Kanal stummschalten (= ausschalten), mit der Solo-Taste kann man den Kanal alleine hören, während die anderen stummgeschaltet werden.
Fader:
Mit dem Schieberegler wird die Lautstärke eingestellt, mit der das Signal entsprechend dem Signalfluss weiter geleitet wird. Gekoppelt an eine Workstation lassen sich die Fader perfekt automatisieren, wodurch alle Veränderungen der Pegel und anderer Parameter stets wieder reproduzierbar sind.

Aux Send/Return
Die Aux-Wege kann man verwenden, um Effektgeräte zu beschicken, Monitor-Mischungen für die Musiker oder Sprecher auf deren Kopfhörer zu legen oder einfach nur als zusätzlichen Ausgang. Jeder Kanalzug hat einen Regler pro Aux-Weg, so dass es möglich ist die Signale beliebiger Kanäle mit beliebigem Pegel auf einen Aux-Weg zu mischen. Das eignet sich für Effekte, die man gleichzeitig für mehrere Kanäle verwenden möchte und die anteilig (zusätzlich zum Originalsignal) zugemischt werden. Pro Aux-Weg gibt es eine Ausgangs- und eine Eingangs-Buchse (Send und Return). Die Aux-Return-Eingänge haben nochmals Regler für den Eingangspegel (des bearbeiteten Signals), die sich meistens oben rechts, über den Bussen befinden.
Busse
Die Busse sehen aus wie reduzierte Kanalzüge, mit Fader, Solo, Stumm-Taste und Balanceregler, sind aber Ausgänge, an die Mehrspur-Aufnahmegeräte angeschlossen werden können. Für jeden Kanal z. B. einer 16-Spur-Bandmaschine braucht man einen getrennt regelbaren Ausgang am Mischpult. Mit Tastern kann man im Kanalzug festlegen, auf welche Busse der Kanal gemischt wird und damit, auf welche Spuren des Aufnahmegeräts das Signal aufgezeichnet wird. Will man Kanal 3 auf den Bus 7 legen, drückt man im Kanalzug 3 die Taste „7-8“ und dreht den Balance-Regler ganz nach links. Ganz rechts würde man Bus 8 beschicken, in der Mitte Bus 7 und 8.
Summe
Letztendlich laufen alle Kanäle über die Busse auf einen Stereokanal, die Summe, wo die Gesamtlautstärke der Mischung eingestellt werden kann. Je nach Ausführung stehen verschiedene Ausgänge zur Verfügung: Hier werden die Abhöranlage, Kopfhörer, ggf. Aufnahmegeräte angeschlossen.
Digitale Mischpulte
Die Signalverarbeitung bei digitalen Mischpulten weicht in einigen Punkten von den analogen Geräten ab: Effekte, Filter und der Signalfluss werden hier über eine LCD-Anzeige eingestellt. So besteht jeder Kanalzug nur noch aus wenigen Reglern (Pad, Input-Gain, Balance, Stumm, Solo und Fader), was Platz und Geld spart und auf Kosten der Übersichtlichkeit geht. Außerdem lassen sich die Pegelpositionen einfacher abspeichern und per Motor-Fader auch jederzeit wieder abrufen.

