
Nicht wenige Tonmeister meinen, es sei das beste Großmembran-Stereomikrofon der Welt. Es ist schon in die Jahre gekommen, schließlich wurde es in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts erstmals vorgestellt und wurde seitdem unverändert so hergestellt. Ganz gleich, wie man darüber denkt, seine Konstruktion und die inneren Werte sind mehr als ungewöhnlich. Was macht es so besonders? Zunächst einmal muss man festhalten, dass es sich bei diesem Mikrofon um ein eindeutiges Studiomikrofon handelt, als eines, was für Sprachaufnahmen und natürlich Musikaufnamen ganz besondere Eigenschaften mitbringt. Für Location-Sound ist es allerdings nur bedingt geeignet. Genauer gesagt nur für Location-Atmos.
Doch wenn man Schauspieler, Sprecher für Filmtöne im ADR (Sprachsynchron) oder für Voice Over aufnehmen möchte oder wenn man Filmmusik mit realen Instrumenten aufnehmen möchte, dann kann dieses Mikrofon Stimmen auf magische Weise verbessern.
Das USM 69 I ist für die Intensitätsstereophonie ausgelegt und ist damit für XY- und MS-Stereoaufnahmen gleichermaßen gut geeignet. Neumann hat hier vermutlich die Idee umgesetzt, zwei U 87 ai in einem Gehäuse unterzubringen. Neumann Mikrofone sind weltweit beliebt wegen ihrer hervorragenden Klangqualität und ihrer hochwertigen und langlebigen Verarbeitung. Viele Studiomikrofone die tagtäglich im Einsatz sind, sind Jahrzehnte alt und klingen noch wie am ersten Tag.

Im edlen Mikrofongehäuse sind zwei getrennte Doppelmembran-Kapseln übereinander angeordnet, die sich gegeneinander verdrehen lassen. Ebenfalls im Gehäuse sind zwei unabhängig voneinander arbeitende hochwertige Mikrofonvorverstärker. Die Richtcharakteristiken der beiden getrennt geschalteten Kapseln können exakt reproduzierbar umgeschaltet werden. Die Membranen bestehen aus goldbedampften Polyesterfolien.
Beide Kapseln sind dicht übereinander angeordnet und die obere Kapsel kann gegenüber dem unteren um 270° verdreht werden. Wofür das wichtig ist? Nun für ein perfektes Stereobild ist es von Vorteil, dass sich die Basis möglichst an einem Ort befindet. Wenn man beispielsweise zwei separate Mikrofone in XY oder AB Anordnung verwendet, so gibt es stets die Gefahr von Phasenproblemen. Für ein kohärentes, phasenstabiles Stereobild müssen zwei separate Mikrofone, sehr aufwändig exakt positioniert werden. Nicht so das Neumann USM 69 i, denn es handelt sich hierbei um ein sogenanntes One-Point-Stereomikrofon. Man kann es einfach aufstellen und aufnehmen. Und natürlich erzeugt es ein perfektes MS-Stereosignal. Das geht übrigens auch, wenn man beide Kapseln in die gleiche Richtung gedreht hat und in Mono aufnimmt.

Mit diesem Mikrofon sind schnelle, flexible und präzise Stereosetups möglich und man reduziert den technischen Aufwand in der Nachbearbeitung. Es wird einfach in eine passende Mikrofonspinne eingesetzt und dann hängend oder aufrecht stehend an einem Mikrofonstativ oder Galgen angebracht. Die beiden Kapseln verhalten sich so wie zwei getrennte Großmembran-Mikrofone. Am Mikrofon werden die Signale mit einem 5-Pol XLR weitergegeben und ein Kabel teilt die Signale dann als Peitsche auf zwei 3-Pol XLR Stecker. Das heißt man kann es einfach an zwei getrennte XLR Eingänge mit Phantomspeisung an ein Mischpult oder einen Recorder anschließen und sofort loslegen.
Über Umschalter am Gehäuse lassen sich für jede Kapsel getrennt, Kugel, Breitniere, Niere, Hyperniere und Acht als Richtcharakteristiken einstellen. Die technischen Eckdaten wie ein extrem geringes Eigenrauschen von nur 13 dB-A, ein hoher Grenzschalldruckpegel von 132 dB SPL sowie ein Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz sprechen für sich. Einziger Nachteil ist der hohe Anschaffungspreis, Neumann Mikrofone sind leider sehr teuer.
Man fragt sich manchmal, warum eine Stimme so verdammt gut klingt. Mikrofone wie dieses sind ein Teil der Antwort.

