Der Ton macht das Bild stärker
Der Ton ist eigentlich genauso wichtig wie das Bild. Ein starker, qualitätsvoller Ton (nicht lauter oder aufdringlicher sondern einfach besser) erzeugt auch "größere", überzeugendere und emotionalere Bilder.
Im Kapitel Tonaufnahme werden wir philosophische Fragen der Tonarbeit, aber vor allem viele praktische und technische Aspekte, sowie die Möglichkeiten und die Grenzen der Tontechnik erörtern. Dazu gehört auch die Wahl der richtigen Aufnahmegeräte und Mikrofone und ihre optimale Bedienung.
Ton aufnehmen
Wir möchten, auch wenn Sie vielleicht zum ersten Mal ein professionelles Tongerät in die Hand nehmen, dass Sie es theoretisch und vielleicht auch praktisch bedienen können.
Damit sind Sie zwar noch kein Tonmeister, aber Sie brauchen auch nicht mehr staunend oder gar rätselnd neben den Geräten zu stehen.
Vor allem aber wird es Ihnen leichter fallen, dem Tonmeister zu vermitteln, was Sie sich vorstellen und auf viele Fragen, die sich während der Dreharbeit und auch in der Postproduktion stellen werden, finden Sie leichter eine Antwort.
Außerdem werden Sie (hoffentlich) genügend Geduld und Verständnis aufbringen, dem Ton die erforderliche Aufmerksamkeit (und Zeit) am Drehort zukommen zu lassen.
Vielfach fehlt einfach das Verständnis, wenn der Tonmeister wegen Störgeräuschen, Flugzeuglärm oder Feuerwehrsirenen den Drehablauf aufhält. Auch wenn es der allgemeinen Erheiterung dient, sich ab und an über den akustisch nun mal etwas sensibleren Ton lustig zu machen, sollte man vielleicht abwägen, ob einem das Amüsement wichtiger ist, als ein einwandfreier Originalton.
Workflow
Je nach Aufnahmeverfahren und Art der Postproduktion gestalten sich die Abläufe für das Ton-Department während und nach Dreharbeiten höchst unterschiedlich. Welche Wege das am Set aufgezeichnete Tonmaterial geht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die erste wichtige Unterscheidung ist sicherlich zwischen dem analogen und dem digitalen Weg.
Analoge Aufnahme
Die klassische Vorgehensweise. Der Tonmeister zeichnet den Ton am Drehort analog mit einem synchronfähigen Tonbandgerät (zumeist Nagra oder Stellavox) in Mono oder Stereo auf Magnetband auf. Ist ein Magnetband (13cm-Spule, etwa 20 Minuten) voll, wird es zusammen mit dem Tonbericht, den der Tonmeister ausfüllt, der Produktion übergeben.
Überspielung / Digitalisierung
Je nach Schnitt- und Vertonungsplattform wird das Tonband anschließend entweder auf Perfoband (Magnetfilm) überspielt, oder eindigitalisiert. Bei der Überspielung auf Perfoband sucht der Tontechniker anhand des Tonberichts die "Kopierer" heraus und überspielt diese, anschließend kann man die Aufnahmen auf einem Schneidetisch (Steenbeck, Kem, Debrie) zusammen mit den Filmmustern bearbeiten.
Wird digital geschnitten, was heute der Standard ist, so wird das Original-Schmalband, falls man noch analog aufgezeichnet hat, an einem non-linearen Schnittplatz Take für Take nacheinander eindigitalisiert. Nicht-Kopierer sollte man weglassen um nicht unnötig Datenmüll auf die Festplatten zu schaufeln, auch hier sucht der/die Schnittassistent-in die Kopierer heraus. Dann steht der Ton digital (in der Regel in 16 Bit Wortbreite) im Avid, Media 100, Premiere, Final Cut, DaVinci etc. zur Verfügung. Beim Eindigitalisieren können die Informationen aus dem Tonbericht über die Klappennummer und ggf. Drehtag gleich mit eingegeben werden, das erleichtert das Auffinden und Anlegen (Ton synchron zum Bild legen). Die aktuellen Tonrekoder zeichnen allerdings nur noch filebasiert auf Speicherkarten auf, da fällt der Import noch deutlich einfacher aus.