Synchronität braucht einen Gleichtakt. Wie geht das eigentlich, einen identischen Timecode auf Kameras und Soundrecorder zu übertragen? Wenn man als Tonmeister*In an einem Filmset ankommt und sein Equipment vorbereitet, kommt meistens ein-e Kamerassistent-in und fragt, ob man sich den Timecode holen möchte. Dahinter steht das Bestreben, an einem Filmset möglichst allle Kameras und Tongeräte mit einem identischen Timecode zu versehen, um so später in der Postproduktion das Anlegen bzw. Parallellegen mehrerer Kameras zu erleichtern. Denn dann können moderne Schnittsysteme die einzelnen Spuren, Videospuren und Tonspuren bildgenau parallel legen.
Natürlich kann man das auch klassisch bewerkstelligen, die digitalen Geräte laufen heutzutage mit fester Taktung, quasi Quarzsynchron, wenn man also am Anfang (oder notfalls auch am Ende) jedes Takes eine Synchronklappe schlägt, kann man das Material ebenfalls recht einfach, aber eben manuell, synchron anlegen. Unter "Anlegen" versteht man das parallele, also synchrone legen einer oder mehrerer Tonspuren, die nicht in der Kamera (also zb. auf einem Soundrecorder) aufgenommen wurden, an die Videoaufnahme.
An den Profifilmsets wird aber häufig mit einem einheitlichen Timecode gearbeitet, die meisten Geräte waren recht kostspielig, von Deity gibt es inzwischen preiswerte Alternativen, wir wollen uns das näher anschauen, wie das funktioniert.
Alternativen
Eines der ältesten Timecode-Verfahren stammt aus München von der Firma Ambient-Recording. Über die Jahre immer weiter entwickelt und durch die Zusammenarbeit etwa mit Sound Devices hat es sich zu einem Standard an den Filmsets entwickelt. An diesem Standard hat vor einigen Jahren die Kölner Firma Tentacle Sync gekratzt, nun ist mit dem Deity TC-1 eine weitere, komfortablere Variante auf dem Markt. Während die Tentacles ohne Display auskommen müssen, hat man die Deitys mit hell leuchtenden Oled-Displays ausgestattet.
Deity war bisher vor allem durch kleine Funkstrecken im W-Lan Bereich bekannt. Der Schritt, nun auch Timecode anzubieten ist Neuland, umso spannender genauer anzuschauen, wie dieser Schritt gelungen ist. Die Geräte wurden erstmals 2021/2022 vorgestellt.
Die Idee hinter diesem System ist, dass man eines als Master bzw. Sender definiert und beliebig viele Empfänger können dann per Funk den gesendeten Timecode empfangen und an Kameras oder Tonrekorder weitergeben. Entweder gibt man die Zeit in dem TC-1, welches als Master oder Mutteruhr definiert wird, manuell über eine App ein oder der Sender liest den Timecode des Gerätes an welches er angeschlossen ist (z.B. eine Kamera) aus und sendet diesen an die anderen Geräte. Wenn eines der Geräte keinen eigenen Timecode-Eingang besitzt, kann man notfalls den Timecode auch im LTC Format, das ist also ein akustischer Timecode, auf eine Tonspur aufnehmen.
Hat man die Geräte einmal eingerichtet und angeschlossen, funktionieren sie einfach und man muss sich keine Gedanken mehr über den Timecode oder die Akkuleistung machen. Mit der Sidus-App kann man Akkuzustand aller Komponenten aus der Ferne überwachen. Der Timecodegenerator läuft sehr genau, es gibt weniger als 1 Bild Abweichung in 72 Stunden. Das Display ist äußerst informativ: Man kann jeder einzelnen Einheit einen Namen vergeben (kann man entweder aus dem Menü des Geräts oder mit der App einstellen ), kann den Akkustatus mit verbleibender Restzeit, den Timecode-Anzeige und die Menüoptionen ablesen. Man kann Einstellungen auch direkt am Gerät mit einem anklickbaren Joggrad vornehmen. Zum Beispiel, ob das jeweilige Gerät auf "Master Run", "Auto Jam" oder „einmalig Jam und Lock“ eingestellt werden soll.
Konsequenterweise hat Deity auch eine Timecode-Klappe herausgebracht, welche den Timecode in Klarschrift visualisiert. Diese ist allerdings teurer, kostet mit fast 870,- Euro, sogar mehr als das ganze dreier-Set von TC-1 Generatoren.
Die Daten:
OLED Display
2,4 GHz Wireless und Bluetooth Steuerung
28-Stunden-Akku-Kapazität (USB-C-Ladeanschluss)
Arbeitet mit der neuen Sidus Audio Mobile App
Mikrofon eingebaut
Generiert alle SMPTE Timecode Formate
Wenn man sie im Set zu drei Geräten kauft (ca. 420,- €), sind bereits mehrere Adapterkabel für unterschiedliche Gerätetypen beigelegt. Kauft man nur ein einzelnes Gerät, fehlen diese Adapterkabel.
Ein 3,5 mm TRS an TRS Kabel (Für Kameras ohne eigenen Timecode-Eingang um LTC auf den Audiokanal aufzuzeichnen)
Ein 3,5 mm TRS zu BNC-Kabel (Profikameras von Canon, Sony, Panasonic etc.)
Ein 3,5mm TRS auf 5-Pin LEMO-Kabel (ARRI Alexa Mini)
Je nach Kamera benötigt man speziellere Kabeladapten,- das kann noch mal etwas das Budget belasten. Man braucht um für alle Fälle gerüstet zu sein, theoretisch einen BNC, 3,5 mm und 5 Pin Lemo für jede einzelne Sync. Box. Red hat einige Varianten, die 4 Pin oder 9 Pin Lemo benötigen, die Sony FX3 hat ein ganz eigenes, also proprietäres Kabel, eine Canon 5Rc besitzt wieder ein eigenes Din 1.0/2.3 Kabel für den Timecode usw.
Deity erfüllt damit für ein überschaubares Budget viele Wünsche in Bezug auf Timecode. Vor allem wenn mit mehreren Kameras gearbeitet wird, die nicht alle durchgehend laufen, sondern ab und an ein,- und ausgeschaltet werden, etwa bei einem Konzertmitschnitt oder eine Live- Veranstaltung, ein überzeugendes Hilfsmittel.