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Als FilmstudentIn muss man häufig improvisieren, muss viele Jobs gleichzeitig übernehmen und weiß zugleich,- wenn man erst einmal etabliert ist und professionell arbeitet, wird alles besser. Dann, so hofft man, wird es für jeden Aufgabenbereich auch eigene Teammitglieder geben, die sich darum kümmern. Es dauert ein paar solche "professionellen" Produktionen, bis man begreift, dass man dadurch nicht nur Vorteile gewinnt. Die Filmteams bei Spielfilm und Fernsehspiel nehmen oft einen enormen Umfang an, die Stablisten werden immer länger, das hat Vor,- aber auch Nachteile,- nicht wenige Regisseure träumen vom kleinen Team...

 

Träge Logistik

Große Teams sehen beeindruckend aus. Viele Fahrzeuge, viele Menschen, riesige Catering-Zelte,- kurz man hat den Eindruck, dass da ein mittlerer Wanderzirkus unterwegs ist. Das fühlt sich einerseits beeindrückend an, man baut sich jeden Tag, fast wie im wilden Westen eine neue Wagenburg und bringt jede Menge Infrastruktur mit. Wohnmobile, Licht LKW, Kamerabühnen LKW, Ausstattungs und Requisiten LKW, Kamerafahrzeug, Tonfahrzeug, Wohnmobile für Regie und Hauptdarsteller, Zelte für das Catering, eine mobile Küche für das Catering, Toiletten und vieles mehr. Und irgendwie wird das Prinzip des riesigen Teams auch nur selten in Frage gestellt.

Immer dann, wenn an einem Drehtag zwei verschiedene Drehorte auf dem Drehplan stehen und ein Umzug ansteht, dann wird augenfällig, wie träge so ein ganzer Tross sein kann.  Man verliert man gut und gerne 90 Minuten und mehr, bevor dieser ganze Tross am nächsten Drehort wieder einsatzbereit ist. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man sich kaum vorstellen was es bedeutet, wenn 40-50 Personen mit zahlreichen Fahrzeugen von einem Drehort zu einem anderen Drehort umziehen. Und da Umzugszeit Arbeitszeit ist, muss man dann auch noch die Mittagspause dazu addieren. Wer ein enges Zeitbudget für den Dreh zur Verfügung hat, für den ist ein Zeitverlust von mehreren Stunden erheblich.

 

Enge Filmsets

Und wie oft ist das Set, wenn es nicht gerade ein riesiges geräumiges Studio ist, einfach so eng, dass man schlicht gar nicht diese vielen Menschen untergebracht bekommt und sich wünschen würde, das Team sei nur halb so groß. Der Dreh in einer 2-3 Zimmer Neubauwohnung wird da schnell zur Zerreißprobe. Wenn das Wetter okay ist, kann ein Teil des Teams schlicht draußen vor dem Gebäude bleiben, doch bei Kälte oder Regen sieht die Sache ganz anders aus.

Auch die Ruhe, die Konzentration, speziell bei sensiblen, emotionalen, intimen Szenen ist deutlich besser, wenn man kein Riesenteam am Filmset hat und die Konzentration wirklich auf der Arbeit mit den Schauspielern liegen kann. Wie wenige Menschen sich tatsächlich unmittelbar an einem Filmset aufhalten müssen, haben die vielen Dreharbeiten unter Corona-Sicherheitsbedingungen eindrücklich bewiesen.

 

Kompakte Drehteams

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Die fehlende Flexibilität von Leuten die schon länger in der Branche sind, die in sich so etwas wie eine Schablone tragen, wie man ihrer Meinung nach Filme macht, verhindert oft andere, individuellere Arbeitsweisen. Einige Regisseure verschaffen sich trotzdem andere Freiräume, doch das geht nur, wenn alle im Team mitziehen und man auch eine andere Grundhaltung zu dem Projekt einnimmt. Dazu gehören manchmal, aber nicht zwingend, auch geänderte finanzielle Rahmenbedingungen, etwa dass Jeder im Team das Gleiche verdient. Auch ein Verzicht auf besonders aufwändige Technik gehört dazu. Dafür sind bestimmte Projekte natürlich besser geeignet. Wenn man wenige Drehorte bespielt, ist es leichter möglich, schon vorab die Locations einzurichten. Das ermöglicht einen ewigen Traum von Regisseuren, nämlich bereits in der Vorbereitung schon Tage oder Wochen vor Drehbeginn vorher mit den Schauspielern ans Set gehen zu können.

So hat beispielsweise Andreas Dresen bei seinem Film "Halbe Treppe" welcher ohne festes Drehbuch entstand, mit Handkamera an Originalschauplätzen weitgehend ohne Filmtlicht gedreht. Wer keinen Dolly oder Kran braucht, braucht auch weniger Teammitglieder. Dresen hat nicht nur die Regie geführt, sondern auch den Ton geangelt. Das sehr reduzierte Team, arbeitete  zum Einheitslohn, gedreht wurde auf DV.

Auch Ulrich Seidl arbeitet gerne mit reduziertem Team. Auch bei ihm werden Kostümbild und Maske gerne von der gleichen Person übernommen und der technische Tab manchmal auf ein Minimum reduziert.

Jeder Film und oft auch jede individuelle Szene hat andere Anforderungen, deshalb wäre es sinnvoll, losgelöst von Statusfragen und Gewohnheiten, die genaue Teamgröße einmal kritischer unter die Lupe zu nehmen.

 

Widerstände

Ein Phänomen ist die strikte Aufteilung in Verantwortlichkeiten. Oftmals müssen nur Kleinigkeiten im Bild verändert werden. Dinge, die Jeder aus dem Team erledigen könnte. Doch das geschieht nicht, statt dessen wird nach dem oder der Verantwortlichen gerufen oder gesucht. Diese Person muss dann kommen und die Vasen im Bildhintergrund umdekorieren, an der Kleidung eines Nebendarstellers etwas raffen oder irgendeine Befestigung an der Wand fester einschrauben. Man möchte Konflikte vermeiden,- niemand mischt sich in Aufgaben eines anderen Departments ein und das kostet weitere kostbare Zeit. Es ist schlichte Physik, je größer eine Masse ist, desto träger wird sie auch,- man kann das ganz gut auch auf ein Filmteam übertragen.

Bei manchen Projekten wären kleine Teams eine große Bereicherung, doch das Thema ist brisant, weil es zugleich auch eine finanzielle Komponente enthält. In den USA oder auch Frankreich, wo die Gewerkschaften der Filmschaffenden enorm mächtig sind, wird einem einfach ein Riesenteam aufgezwungen. Da muss der Fahrer des Licht LKWs durchbezahlt werden obwohl er den ganzen Tag rumsitzt. Er darf keine anderen Tätigkeiten übernehmen, darf weder der Kamerabühne noch der Ausstattung bei irgend etwas helfen.

Der einzige Ausweg für US-Amerikanische Independent-Drehs besteht darin, ausschließlich mit Teammitgliedern zu arbeiten, die in keiner Gewerkschaft Mitglied sind.

In Deutschland oder der Schweiz ist es eher eine moralische Frage. Will man so unsozial sein und den Teammitgliedern bezahlte Arbeitstage vermiesen? Nimmt man einer Kollegin, einem Kollegin Verdienstmöglichkeiten weg, wenn man deren oder dessen Aufgabe am Filmset mit übernimmt?

 

Lösungsansätze

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Vielleicht ist die Zeit dafür noch nicht reif, vielleicht aber auch gerade jetzt. Wer sagt denn, dass es im Filmbereich nicht auch so etwas wie Zeitarbeit geben darf? Wer hat eigentlich festgeschrieben, dass ein Team vom ersten bis zum letzten Drehtag stets aus den gleichen Leuten und stets aus allen bestehen muss? Ich selbst habe es öfter erlebt, dass sich das Team während eines Drehs aus anderen Gründen verändert hat. Dass etwa der Kameramann eine Woche vor Drehschluss in eine andere Produktion, die vorgezogen wurde, einsteigen musste, oder dass Jemand krank wurde oder erst ein paar Tage nach Drehbeginn zum Team dazu kam.

Eigentlich wäre es viel besser, wenn man je nach Drehtag und Herausforderungen, einzelne Teammitglieder hinzubuchen könnte. Wozu brauche ich 4 Personen im Beleuchter-Department an einem Tag an dem ich lediglich einen Reflektor zur Aufhellung verwenden werde?

Vielleicht müssen auch Filmteams in Zukunft flexibler gedacht werden. Es macht ja auch nicht überall Sinn, aber ein Teil der Projekte könnte sicherlich anders organisiert werden. Ob sich das wirklich negativ auf die Verdienstmöglichkeiten auswirkt, wie manche vielleicht befürchten, muss erst noch bewiesen werden. Vielleicht können dadurch auch mehr Filme entstehen, weil die Kosten des einzelnen Vorhabens sinken und das vorhandene Geld auf mehr Projekte verteilt werden kann. Oder vielleicht leisten sich Projekte, die nur über ein kleines Budget verfügen, wenn das buchbar ist, für einzelne Drehtage eben etwas mehr Aufwand dazu und schaffen so neue Arbeitsoptionen. Gewiss muss da der einzelne Filmschaffende aus seiner Komfort-Zone raus, aber manchmal kann das auch ein Zugewinn sein.

Wenn Filmteams flexibler werden, kann sich das für die geeigneten Projekte im besten Fall qualitätssteigernd auswirken.

 

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