Wer Spielfilme dreht, benötigt häufig eine Reihe von privaten Drehorten. Privatwohnungen gehören sogar zu den beliebtesten und wichtigsten Drehorten. Was kosten solche Motive? Nun, wer jetzt an dieser Stelle eine Tabelle mit feststehenden Tarifen erwartet,- dem sei gesagt- so einfach ist das nicht. Grundsätzlich hängt es sehr von den Locations, der Dauer und den individuellen Verhandlungen ab. Für den Dreh an einem privaten Ort benötigt man auf jeden Fall die Genehmigung der Eigentümer es genügt also nicht die bloße Einwilligung nur der Mieter. Hat man nur die Erlaubnis der Mieter, so kann das in den meisten Fällen zwar gut gehen, muss es aber nicht,- im schlimmsten Fall kann so etwas ein Kündigungsgrund sein.
Wenn nun Menschen, die noch nie in Berührung mit Dreharbeiten gekommen sind, gefragt werden, ob man bei ihnen drehen darf, so kann es sein, dass viele Filmfans sind und das Gefühl haben, ihre Wohnung oder ihr Haus erhielte durch die Dreharbeiten so etwas wie einen Ritterschlag, eine Auszeichnung. Oft sind diese Mieter oder Besitzer bereit, ihr Motiv für eine geringe Aufwandsentschädigung zur Verfügung zu stellen, wissen aber nicht, was da auf sie zukommt.
Ernstfall Dreharbeiten
Man darf bei der Bewertung, was denn ein privater Drehort so kostet, nicht ganz vergessen, was es eigentlich heißt, wenn ein ganzes Filmteam in den eigenen Räumen filmt. Das sind für die meisten Privatleute kaum vorstellbare Zustände. Da sind dann plötzlich 20-30 Menschen in der eigenen Wohnung, dem eigenen Haus und bewegen sich da nicht wirklich rücksichtsvoll. Hinzu kommt, dass die Ausstattung und Requisite die Räume möglicherweise leerräumt und umgestaltet.
Wer in seinen Räumlichkeiten selbst lebt und erlaubt, dass Teile der Wohnung oder des Hauses für Dreharbeiten genutzt werden, wird in dieser Zeit zugleich zum Gefangenen in den eigenen vier Wänden. Sogar Räume in denen nicht gedreht wird, werden vom Team als Masken oder Aufenthaltsraum belegt. Man muss sich dann vielleicht den ganzen Tag in einem oder zwei Räumen aufhalten, muss sich ruhig verhalten, um den Ton nicht zu stören und wird sich vermutlich ärgern, wie es nach kurzer Zeit in den Sanitärräumen aussieht. Und ist der Dreh dann abgeschlossen, ist vermutlich eine Generalreinigung der Räume erforderlich und natürlich wird Vieles sich nicht genau dort befinden, wo es vorher stand.
Kurzum, man darf sich keinen Illusionen hingeben,- Dreharbeiten sind für die privaten Motivgeber, die sich in der von ihnen bewohnten Wohnung aufhalten, eine Belastung und die Gebühr für das Drehen, auch Motivablöse genannt, ist auch so eine Art Schmerzensgeld. Daraus kann man auch ableiten, dass es grundsätzlich günstiger ist, in Räumen oder Häusern zu drehen, die gerade nicht von den Eignern bewohnt werden. Also beispielsweise Musterhäuser, Ferienhäuser und Wohnungen oder angemietete Apartments.
Kosten
Verhandelt die Produktion mit den Motivgeber*Innen selbst, sind manchmal Tagesmieten von 300,- bis 600,- Euro denkbar. Natürlich kommt es immer auf den Einzelfall an und auch darauf, wie kommerziell das Filmprojekt ist. Bei Werbung ist das zur Verfügung stehende Budget meist höher, bei einem Low Budget Arthouse-Film meist niedriger. Und wenn es ein Low-Budget Projekt unter Freunden ist, darf man vielleicht sogar umsonst drehen. Das hängt auch vom individuellen Verhandlungsgeschick der Produktionsfirma ab, man sollte aber versuchen, einen finanziellen Ausgleich für den entstehenden Aufwand zu finden. Im Fall dass man kostenfrei drehen durfte, sollten ein Blumenstrauß und Pralinen das richtige Zeichen sein.
Teurer wird es immer, wenn man mit Location-Scouts zusammenarbeitet, schließlich wird deren Gehalt oft aus den Motivmieten bezahlt. Und falls nicht, dann zahlt die Produktion für die Vermittlung sogar noch obendrauf. Das kann sich trotzdem lohnen, weil man Zeit bei der Motivsuche spart, kann aber auch schnell ziemlich teuer werden.
Hier werden ganz andere Sätze verlangt, beispielsweise Stundensätze von 100,- €, sodass ein einzelner Drehtag auch gerne 1200,-€ und mehr kosten kann. Viele Scouts nennen als Faustregel eine Monatsmiete der Wohnung pro Drehtag als Motivablöse. Hinzu kommen Vor,- und Nachbereitungstage, also etwa für die Ausstattung und Requisite, das Set vorzubereiten und nach dem Drehtag wieder zurückzubauen. Für solche Nichtdrehtage werden dann jeweils 50% sessen berechnet, was der Drehtag kostet. Wird länger an einem solchen Motiv gedreht, lassen sich niedrigere Pauschalen verhandeln.
Grundsätzliches
Vereinbarungen über Drehorte sollte man mit einem Drehortvertrag schriftlich fixieren. Dann sind beide Seiten abgesichert. Was sonst noch zu bedenken und festzuhalten ist, erfährt man im Movie-College Fachartikel über Drehorte.
Als Filmteam sollte man sich so sorgsam wie möglich in den Räumen der Motivgeber bewegen. Lichtstative sollten durch Puffer (z.B. aufgeschnittene Tennisbälle an den Stativbeinen) bodenschonend ausgestattet sein, Arbeitswege, die nicht im Bild sind durch Filzmatten (Malerbedarf) abgeklebt werden. Auch die Kamerabühne sollte bei hochwertigen Böden angewiesen werden, Schienen nur auf Filzunterlagen zu verlegen.
Zudem sollte die Produktionsfirma zwingend eine für Dreharbeiten erweiterte Firmenhaftpflichtversicherung haben, um eventuelle Schäden, etwa am Parkettboden, den Wänden etc. darüber abwickeln zu können. Hier sollte man auch das Motiv vorher, bevor ein Filmteam die Räume betrat, sorgsam fotografieren, Böden, Wände etc. und ggf. Vorschäden festhalten.