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Je nach Aufwand können Dreharbeiten richtig teuer werden. Wer da sein erspartes Geld investiert, sollte bereit sein, das Geld notfalls als Verlust zu betrachten

 

Das Sparschwein plündern

Wer am Anfang seiner Filmkarriere steht, investiert oft eigene Ersparnisse, um die ersten Filme realisieren zu können. Wie sinnvoll diese Investition in die eigene Filmfinanzierung ist, lässt sich selten richtig einschätzen. Aber am Anfang ist man oft der einzige Mensch, der an die eigenen Ideen glaubt. Natürlich verfügt man am Anfang auch nicht über alle notwendigen Fähigkeiten, um ein Meisterwerk herzustellen. Die ersten Filme sind im besten Fall okay. Sie werden keine Blockbuster und man wird das eingesetzte Geld vermutlich nie wiedersehen. Doch man hat ein Demo-Projekt mit dem man anderen beweisen kann, dass man etwas kann.

Wir reden an dieser Stelle nicht von kleinen Beträgen, also ein paar Hundert Euro, die man für das Catering und kleinere Ausgaben investieren muss, sondern über Beträge, die mehrere Tausend Euro betragen können. Selbst wenn es einem gelingt, mit dem eingesetzten eigenen Geld professionell anmutende, überzeugende Filme herzustellen, so wird man das eingesetzte Geld vermutlich niemals herausbekommen. Es geistern immer wieder Erfolgsgeschichten von No,- oder Low Budgetfilmen im Internet herum, wo aus kleinem, selbst eingesetzen Budget Millionen geworden sind. Ja, so etwas gibt es tatsächlich auch, aber mit ähnlicher Häufigkeit wie der berühmte Sechser im Lotto.

 

Geht doch?

Internationale Filmtitel, bei denen dieses Kunststück gelungen ist waren beispielsweise:

 

"El Mariachi" (Regie: Robert Rodriguez, USA 1992) - Der Regisseur hat die 7000,- US Dollar Produktionsbudget selbst, hauptsächlich als Versuchsperson für medizinische Studien verdient. Der Film wurde von Columbia Pictures gekauft und ausgewertet.

"Clerks" (Regie: Kevin Smith, USA 1994) - Das Budget von ca. 27.000 US-Dollar, hat der Regisseur durch den verkauf seiner Comicsammlung und durch Kreditkarten vorfinanziert.

"Pi" (Regie: Darren Aronofsky, USA 1998) - Der Regisseur hat von Freunden und bei seiner Familie insgesamt 60.000 US Dollar gesammelt, die der Film gekostet hat. Der Film hatte Erfolg beim Sundance Filmfestival und machte Aronofsky bekannt.

"The Blair Witch Project" (Regie: Daniel Myrick und Eduardo Sánchez, USA 1999) - Die beteiligten Filmemacher haben das Budget in Höhe von 60.000 US Dollar selbst aufgetrieben. Der Horrorstreifen spielte 248 Millionen US Dollar ein.

"Primer" (Regie: Shane Carruth, USA 2004) - Der Regisseur hat 7000 US Dollar eigenes Geld investiert, war sein eigener Drehbuchautor, Hauptdarsteller, Kameramann und Filmkomponist. Sein Film gewann beim legendären Sundance Filmfestival den Großen Preis der Jury.

 

Und wie sieht es mit der heimischen Filmlandschaft aus? Hier einige bekanntere Deutsche Filmtitel, die teilweise mit eigenem Geld finanziert wurden:

 

"Lola rennt" (Regie: Tom Tykwer D 1998) - Der Regisseur investierte eigenes Geld in die Produktion. Zudem arbeiteten viele im Team für sehr reduzierte Gagen.

"Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding" (Regie: Peter Thorwarth, D 1999) - Der Regisseur investierte viel eigenes Geld in den Film

"Das Leben der Anderen" (Regie: Florian Henckel von Donnersmarck, D 2006) - Der Regisseur investierte sein eigenes Geld mit in die Entwicklung und Produktion, es kam aber auch klassische Finanzierung durch Fernsehen und Förderung hinzu.

"Vollidiot" (Regie: Tobi Baumann, D 2007) - In diesem Fall haben der Autor (Hape Kerkeling) und einige Produzenten eigenes Geld investiert.

"Oh Boy" (Regie: Jan-Ole Gerster, D 2012) - Der Film wurde zum Teil mit eigenen Mitteln des Regisseurs und durch private Unterstützung finanziert.

 

Wer nun meint, aus diesen Beispielen ein selbstbewusstes "Na geht doch" zu generieren, sollte sich die Jahreszahlen und die Häufigkeit (fünf Deutsche und fünf US Beispiele seit 1992 bis heute) mit der solche Phänomene möglich sind, vor Augen rufen. Auffällig ist, dass es sich bei den finanziell erfolgreichsten Beispielen ausschließlich um US Produktionen handelt, welche zumindest den großen Vorteil besitzen, dass sie in dem sehr großen Englischen Sprachraum verwertbar waren. Deutschsprachige Filme können in den allermeisten Fällen nur in den sehr kleinen Verwertungsgebieten Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewertet werden. Dort erzielten sie Achtungserfolge und haben die Karrieren der Filmemacher*Innen befördert.

Außerdem besteht ein wichtiger Unterschied darin, dass die US Beispiele praktisch zu 100% privat finanziert waren, während bei den Deutschen Beispielen nur ein Teil der Finanzierung privat war. Niemand berichtet allerdings von all den anderen Filmen, in die eigenes Geld hineingesteckt wurde, und von denen man nie irgendetwas gehört hat.

 

Maximale Kontrolle

Wer seinen Film selbst finanziert, hat keine Einflussnahmen etwa durch Fernsehredaktionen oder andere Finanziers zu fürchten. Das macht es einfacher, seine eigene Vision des Films umzusetzen, es fehlen dann aber gleichzeitig mögliche Stimmen, die Vorschläge einbringen, das Projekt besser zu machen. Denn es gibt durchaus auch Produzent*Innen und Redakteur*Innen, die gute Ideen haben, der Blick von Außen ist stets eine wichtige Kontrollinstanz. Wer alles allein entscheidet, wird vielleicht aus Ungeduld mit einem unfertigen oder gar ungeeigneten Drehbuch in die Dreharbeiten einsteigen, ein häufiger Fehler, gerade, wenn man am Anfang steht.

Als alleiniger Geldgeber kann man alle wichtigen Entscheidungen schnell treffen, weil man Niemand fragen und vielleicht darüber diskutieren muss.  Aber nicht alle allein getroffenen Entscheidungen sind automatisch die Rcihtigen. Dass man da eigenes Geld hineinsteckt, kann die eigene Motivation fördern. Gleichzeitig kann eine eigene finanzielle Beteiligung auch einen emotionalen Druck und Stress aufbauen, man kann sich nicht nur auf die kreative Umsetzung konzentrieren und muss sich vielleicht mit Geldsorgen herumschlagen. Das Risiko, dass man sein ganzes eingesetztes Geld verliert, ist hoch. Und wenn man allein verantwortlich ist, muss man auch die möglichen Kostenüberschreitungen selbst tragen. So ein Film kann auch eine Schuldenfalle sein. Deshalb sollte man vorher gewissenhaft alle Kosten bis zur Fertigstellung kalkulieren.

 

Minimale Verwertungschancen

Die Idee, dass man einfach nur einen guten Film machen muss und diesen dann anschließend ans Fernsehen oder einen Streaming Dienst verkaufen kann und man hat sein Geld wieder drin, ist naiv. Das liegt unter anderem daran, dass die Fernsehsender Eigeninitiative regelrecht bestrafen. Es ist also vorab schon mal recht schwer, überhaupt Filme die außerhalb des Programmschemas der Sender liegen, an diese zu verkaufen. Der Preis, den beispielsweise Deutsche Fernsehsender pro Minute für Filme, die ohne ihre Beteiligung entstanden sind, bezahlen, ist abenteuerlich niedrig. Manchmal muss man froh sein, wenn man pro Sendeminute zwischen 100,- und 300,- Euro erhält. Bei einem halbstündigen Film sind das entsprechend zwischen 3000,- und 9000,- Euro. Und man darf sich glücklich schätzen, wenn es einem überhaupt gelingt, eine Redaktion davon zu überzeugen, einen frei produzierten Film anzukaufen.

Es ist kein Zufall, dass bei manchen Filmfestivals Fernsehsender wie arte, der NDR oder das ZDF Filmpreise ausloben, die darin bestehen, dass der Sender an den/die Filmemacher*In einen Geldbetrag, zum Beispiel 5000,- Euro zahlt und den Film dafür in seinem Programm senden darf. Weil es etwas Außergewöhnliches ist, externe Filme anzukaufen. Anders verhält es sich, wenn man die Sender vor Beginn der Dreharbeiten ins Boot holt, als Koproduzenten oder in Form eines Rechte-Vorabkaufs. Dann zahlen sie deutlich mehr pro Sendeminute, weil sie dadurch theoretisch ein Mitspracherecht erhalten.

Man muss sich also darüber im Klaren sein, dass man privat für einen Film eingesetztes Geld mit allergrößter Wahrscheinlichkeit niemals zurückerhalten wird. Es wird in erster Linie eine Investition in die eigene Karriere sein, nicht merh und nicht weniger. Es kann sein, dass niemand den fertigen Film je sehen will oder wird, man sollte also notfalls auch damit zufrieden sein, bei dem Dreh eine Menge über das Filmemachen dazugelernt zu haben. Auch der Autor dieses Artikels hat in seine ersten beiden Spielfilme "Mit 18 träumt man nicht mehr" (Super 8) und "Claudio" (16 mm) seine eigenen Ersparnisse investiert, ohne dass sich einer der beiden Filme jemals in irgendweiner Form vermarkten ließ. Aber die Erfahrung, das Learning bei den Dreharbeiten und die Möglichkeit mit professionellen Schauspielern arbeiten zu können, waren es definitiv wert.

 

Prominente Beispiele

Man sollte meinen, dass so etwas nur am Anfang einer Karriere passiert. Doch wenn man das Programm des internationalen Filmfestivals in Cannes betrachtet, fallen einem zwei Filme auf, bei denen Veteranen des Kinos all ihre Ersparnisse hineingesteckt haben um Filme umzusetzen für die sie keine Finanziers gefunden haben. So hat Kevin Costner in seinen Film "Horizon", eine Saga über die Besiedelung des Westens der USA 100 Millionen US Dollar investiert und es ist fraglich, ob er dieses Investment jemals durch Rechteverkäufe zurückerhalten wird. Und auch Francis Ford Coppola hat 120 Millionen US Dollar in seinen "Megalopolis" investiert, eine SciFi Vision an der er 40 Jahre lang gearbeitet hat.

Beides sind Filme mit hohem Anspruch für die sich keine Produktionshäuser oder sonstige Investoren finden ließen. Vielleicht ist diese Art von Kino, welches die beiden Regisseure lieben und pflegen, nicht mehr so gefragt oder zumindest thematisch so weit von dem entfernt, was Zuschauer heute noch in ide Kinos lockt. Selbst für so prominente Filmemacher wie Costner und Coppola ist es in den USA sehr schwer geworden, ihre Visionen zu verwirklichen. Um dennoch ihre Geschichten erzählen zu können, von denen sie überzeugt waren, haben sie beiden Altmeister ähnlich gehandelt, wie Newcomer und ihre Ersparnisse auf diese Leuchtturmprojekte gesetzt. Um es allen noch einmal zu beweisen.

Costners Film wurde in Cannes für die Kinoauswertung von New Line/Warner Bros. erworben, offenbar für eine eher niedrige Verleihgarantie,- das ist der Betrag, der unabhängig von den tatsächlichen Einspielergebnissen in den Kinos auf jeden Fall bezahlt wird. Außerdem gab es auch bereits einige Rechteverkäufe (Fernsehen, Streaming, Kino) für andere Länder. Und man darf nicht ganz übersehen, dass im Fall von Costner, der auch selbst mitspielt, ein erheblicher Teil der Summe (ca. 24 Millionen US Dollar) aus seiner zurückgestellten Gage besteht.

Für Francis Ford Coppolas Film, der von Publikum und Kritik sehr gemischt aufgenommen wurde, hat sich in Cannes noch kein Verleih gefunden. Und es steht zu fürchten, dass diese Situation ausgenutzt wird um bei möglichen Verkäufen niedrigere Angebote zu machen, was bedeuten würde, dass Coppola sehr viel Geld verlieren wird. Coppola hatte einst mit "The Conversation" (1974) und "Apocalypse Now" (1979) zwei Mal die goldene Palme gewonnen. Der 85 jährige Coppola hat sich mit "Megalopolis" seinen vermutlich letzten Film selbst finanziert, das sei es ihm Wert gewesen und wichtiger als Geld zu besitzen,- äußerte der Regisseur in der Pressekonferenz in Cannes.

 

Fazit

Wer eigenes Geld in seine Filme investiert, muss damit rechnen, dass man dieses Investment niemals zurück bekommt. Man sollte nur so viel Geld in sein Projekt stecken, wie man bereit ist, zu verlieren. Selbst wenn es einem gelingt, den fertigen Film an Fernsehsender oder Streamer zu verkaufen, wird der Lizenzpreis in der Regel nur ein Bruchteil dessen sein, was man eingesetzt hat. Man sollte nur dann eigenes Geld einsetzen, wenn man finanziell abgesichert ist, darauf verzichten kann und durch den Film nicht alles verliert.

Besser ist es, wenn man versucht,andere Finanzierungsquellen zu finden. Dafür gibt es unterschiedliche Wege, auch Crowdfunding oder das Einbinden von Stiftungen oder privaten Investoren kann neben den klassischen Medienfinanzierungen wie Fernsehen und Filmförderungen sinnvoll sein. Man kann versuchen, eine der wenigen Nachwuchsredaktionen in den Fernsehsendern zu überzeugen oder bei einer der Förderungen für Nachwuchsfilme ein kleines Budget für seine ersten filmischen Schritte zu erhalten. Dann muss man sich nicht selbst finanziell ruinieren und es fließt Geld, welches als Kulturförderung vom Staat bereit gestellt wird, in das eigene Filmvorhaben. Dafür muss man natürlich ein gutes Drehbuch haben und ein überzeugendes Gesamtpaket vorlegen können. 

Nur wenn man tatsächlich das Geld übrig hat und bereit ist, dieses in die eigene Aus,- oder Weiterbildung im Filmbereich zu stecken, sollte man seine Ersparnisse angreifen und damit seine ersten Filme finanzieren. Mit viel Fleiß und Glück kann man mit so einem Film dann vielleicht auf Filmfestivals oder bei Filmwettbewerben beweisen, was in einem steckt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Um seine Fähigkeiten zu beweisen, braucht es auch keine aufwändige Ausstattung, keine teuren Spezialeffekte und Stunts, keine superteuren Kameras und Objektive- manchmal sind es ganz einfache, aber berührende und gut erzählte Geschichten, welche überzeugen. Vielleicht lassen die sich mit Kreativität und guten Freunden auch für wenig Geld realisieren.

 

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Es lohnt, sich, bevor man sich in das Abenteuer eines eigenen Filmes begibt, möglichst viel über das Filmhandwerk zu lernen. Fehler, die man durch erlerntes Knowhow vermeiden kann, sparen eine Menge Geld und Nerven. Die Lernangebote im Movie-College, Online-Seminare, Vorlesungs-Kurse und Workshops helfen Euch dabei, bessere und professionelle Filme zu machen.

 

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