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EBU und der Rest der Welt

Produzenten sind darauf angewiesen, Ihre Filme möglichst vielfältig und in unterschiedlichste Regionen der Welt verkaufen zu können. Leider spielt ihnen gerade was die Austauschbarkeit angeht, die Industrie regelmäßig unerfreuliche Streiche. Längst der internationale TV Standard und bald von 4K oder gar 8K eingeholt, waren die Anfänge von HD gerade für die Produktionsentscheider alles andere als einfach. Ein kleiner Rückblick...

2012 hat die Fachwelt ordentlich gestaunt über die Festlegung der EBU (European Broadcasting Union), als Standard für das künftige hochauflösende Fernsehen in Europa 720p 50p festzulegen.

Eine Vorgabe, die in den Fernsehanstalten in Form von Investitionsentscheidungen langsam durchgesetzt wurde und die es den Sendern ermöglichte, einheitlich europaweit hochauflösende Programminhalte auszutauschen.

Filmhändler, die sich auf den internationalen Fernseh- und Filmmessen darum bemühen, hiesige Produkte in die Welt zu verkaufen, konnten bei der Veröffentlichung dieser Entscheidung nur mit dem Kopf schütteln.

Einkäufer aus den USA, Australien, Japan etc. betrachteten 720p 50p gar nicht erst als HD. HD hatte in diesen Ländern von Anfang an 1920 X 1080 Pixel und daran gab es nichts zu rütteln. Und da man zukunftsorientiert Filme einkaufen wollte, lässt man die 720p Produktionen ganz einfach links liegen.

 

Ohrfeigen aus Great Britain

Die gute alte BBC, die ja bekanntermaßen ebenfalls die EBU Richtlinien kannte und sich an diese halten sollte, löste diesen Grundkonflikt relativ einfach. Sie hatte im Frühjahr 2008 eine Normierung festgelegt, welche Art von Material als HD akzeptiert wird, und welches nicht. Die Festlegungen waren von ergreifender Klarheit und sollten alle Produzenten auch in den deutschsprachigen Ländern wachrütteln: 720p wurde von der BBC nicht als HD akzeptiert!

Die Kriterien der BBC waren sogar so restriktiv, dass folgende, von der Industrie gerne als HD oder HD-ready gefeierte Formate, bei der BBC gänzlich durchfielen und eindeutig als "Standard Definition", also die alte TV Norm, bezeichnet werden:

  • Alle HDV-Formate gelten als SD
  • Alle Kameras mit Sensoren, die kleiner sind als 1/2 Zoll
  • Alle Einzelbild-Formate (Interframe) mit Datenraten unter 100 Mbs
  • Alle GOP-Formate (Intra-Frame) mit Datenraten unter 50 Mbs

Gänzlich radikal verhielt sich die Ausgrenzung auch dem Film gegenüber. Hier wurde Super 16 auch wenn es auf High-Definition Formate abgetastet wird, als nicht HD bezeichnet.

Als High Definition akzeptiert die BBC lediglich:

  • 1920X1080 interlaced (=1080i25) mit 25 Bildern / Sekunde

  • 1920X1080 progressive (=1080p25) mit 25 Bilder / Sekunde

 

Weite Welt

Frühe kompakte HD Kameras wie die Panasonic HVX 200 erfüllten die BBC Richtlinien auf Grund des kleinen Kamerachips streng genommen nicht, man benötigte also zwingend Kameras mit größeren Chips und ausreichender Farbtiefe.

Wer also nicht nur für den heimischen Fernsehmarkt produzieren, sondern sich auch Verkaufsoptionen ins Ausland offen halten wollte, musste sich sehr genau überlegen, in welchem Format die nächste Produktion hergestellt werden sollte.

Die BBC akzeptierte in ihren HD-Produktionen maximal 25 % Material, das zu den oben genannten, nicht HD-Formaten gehörte, also etwa HDV, welches dann aber mit Hardware-Konvertern umgewandelt sein musste. Die Umwandlung per Software in Schnittprogrammen lehnte die BBC als "not acceptable", ebenfalls ab.

Als Speichermedium für die hochaufgelösten Filme zeigte sich die BBC übrigens ebenso unflexibel. Bis auf weiteres akzeptierte man lediglich HDCam Videokassetten. Eine Forderung die angesichts File-basierten Drehens ebenfalls gestrig erschien.

 

Konsequenzen und Perspektiven

Folgte man der BBC-Vorgabe, so fielen schon mal alle HDV - Kameras wegen des schlechteren Codecs und der geringeren Datenrate  durch das Raster. Hier haben die Kamerahersteller deshalb nachgebessert, doch es gab noch diverse semiprofessionelle Kameras denen der Weg in die Sender versperrt blieb. Arris Alexa, die Red, die Blackmagic und viele andere Kameramodelle erlaubten es jedoch, den HD Normen entsprechend zu produzieren. Man darf gespannt sein, wann die EBU ihre Normen wieder hochschraubt und 4 oder 8 K zur Pflicht machen will, auch wenn niemand den Qualitätssprung sehen wird.

Am kritischsten darf man wohl der Ausgrenzung von Super 16 gegenüberstehen, denn dieses bietet dank der neuesten Materialien durchaus HD Auflösung an. Inwieweit man einer Produktion, die in 1080i aber mit kleineren Kamerachips gedreht wurde, dies auch wirklich ansehen kann, ist fraglich, es gibt zahlreiche herausragende Produktionen, die in den letzten Jahren auf 1/3 Zoll Chip Kameras gedreht wurden.

Dennoch war die Vorgabe der BBC, einem der größten Fernsehsender Europas, richtungweisend. Produzenten, die ein wenig in die Zukunft hinein arbeiten wollten, mussten möglichst versuchen, diese Richtlinien zu treffen. Inzwischen extistieren ganz andere Vorgaben,- etwa auch vom Streaming-Dienst Netflix, welche die technischen Anforderungen noch einmal deutlich höher geschraubt haben.

 

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