
Sie sind eng, hängen in luftigen Höhen an wenigen Drahtseilen und bieten eine Menge Zuspitzungsmöglichkeiten- deshalb liebt sie das Kino. Ganz gleich ob der alte französche Gitteraufzug in der Mitte des Stiegenhauses, der riesige Lastenaufzug der ganze Autos in Loftetagen befördert, der geheime Aufzug der in die unterirdische Kommandozentrale des Bösewichts führt oder ob der Hochhausaufzug in schwindelnden Höhen, sie alle erlauben erzählerische Sondersituationen. Spannungsgeladene Plots lieben das Unausweichliche, lieben die Beschränkung an Optionen, lieben das Spektakuläre. Da kommen Fahrstühle, Aufzüge, wie auch immer man sie nennen möchte, gerade recht. Irgendwie sind sie einem eben doch nie ganz geheuer und je höher die Distanz die sie bewältigen, desto größer werden die Zweifel. Erzählerisch sind Aufzüge so perfekt, weil sie die Menschen sozial mischen, weil jeder sie benutzen muss, weil sie Übergangsphasen schaffen zwischen zwei Orten bzw. Zuständen, weil sie Zeit komprimieren und Notsituationen erschaffen können.
Das haben zahlreiche Filmemacher*Innen im Verlauf der Filmgeschichte für sich genutzt und teilweise spektakuläre Szenen oder ganze Filme rund um das vertikale Fahrgeschehen gebaut. Man denke nur an Filme wie "Fahrstuhl zum Schafott" mit Jeanne Moreau, an From Russia with Love (1963, Terence Young), A View to a Kill (1985), in denen James Bond in und außerhalb von Aufzügen kämpft, oder an "Being John Malkovich" (Spike Jonze, 1999) mit Aufzughalt im 7 1/2 Stock.
Anfänge
In der Filmgeschichte finden sich bereits diverse Stummfilme, in denen die frühen Personenaufzüge, die Paternoster für zahlreiche dramatische Entwicklungen bis hin zu Verfolgungsjagden und mehr in Szene gesetzt wurden. Insbesondere im Deutschland der Weimarer Zeit war Maschinenästhetik Symbol für Moderne, Rationalisierung und Büroarchitektur. Dementsprechend fanden sich in vielen Behörden- und Verlagsgebäuden diese endlos in Bewegung befindlichen Aufzüge. Diese Art von Aufzügen waren weitgehend ein europäisches Phänomen, sie fanden in den USA praktisch keine Anwendung und tauchen deshalb auch nicht in den amerikanischen Stummfilmen auf.
Das heißt natürlich nicht, dass es in Amerika nicht ebenso spannend war, Geschichten in, auf und rund um Aufzüge zu erzählen. In den US Filmen spielten nur andere Arten von Aufzügen, Käfigaufzüge, offene Gitteraufzüge oder auch Lastenaufzüge eine große Rolle. Buster Keaton, Harold Lloyd und Charly Chaplin hatten immer wieder filmische Begegnungen mit den Vertikaltransport-Geräten. So etwa in "Safety Last!" (Harold Lloyd 1923) an einem berühmten Hochhaus Gebäude oder "The Navigator" (Buster Keaton, 1924) Stunts mit Schiffsliften.
Eingeschlossen
Nicht selten bekamen Aufzüge den Charakter von Gefängsniszellen, wenn ihre Insassen aus technischen Gründen feststeckten. in "Fahrstuhl zum Schaffott" (Louis Malle, 1958) einem fastzinierenden Krimiklassiker steckt der Täter eines Mordkomplotts im Fahrstuhl fest. In "Dressed to Kill" (Brian De Palma, 1980) findet die ikonische Mordszene im Fahrstuhl statt und in "The Lift" (Dick Maas, 1983, NL) gibt es ebenfalls die Verknüpfung Killer und Aufzug.
Soziale Unterschiede & Konflikte
Natürlich symbolisiert der Aufzug auch soziale Themen, visualisiert ob man wortwörtlich auf,- oder absteigt, manifestiert Klassenunterschiede, Strukturen und Machtgefälle.
So etwa in Taxi Driver (Martin Scorsese, 1976) der Fahrstuhl im Politikerhaus wo ein Übergang zur Gewaltmission der Hauptfigur sichtbar wird oder in "The Apartment" (Billy Wilder, 1960) wo der Aufzug als sozialer Schnittpunkt erzählt ist (Shirley MacLaine als Lift-Girl).
Im Wechsel liegt die Kraft
Aufzüge können insbesondere bei Filmkomödien wichtige Aufgaben übernehmen. Man denke nur an den legendären "Being John Malkovich (Spike Jonze, 1999)" in welchem es die sehr besondere Etage 7½ gibt oder auch an "Some Like It Hot" (Billy Wilder, 1959) mit langanhaltenden Running Gags kurz vor dem Showdown mit dem Hotellift des Hotel "Del Coronado"Hotellift des Hotel "Del Coronado".
Übergänge markieren Aufzüge auch im philosophischen Sinne, etwa in "The Matrix" (1999) als ikonisches Flucht- und Übergangsmotiv, in "Fallen Angels" (Wong Kar-Wai, 1995) als Übergangsorte zwischen Einsamkeit und Begegnung oder auch im "Der Himmel über Berlin" (Wim Wenders, 1987) als metaphysische Zwischenebene.
Aufwändig

Dabei sind Dreharbeiten in Aufzügen keine Kleinigkeit. Da sie so eng sind, muss man für sinnvolle Shots in einem Studio drehen, in dem ein Aufzug mit Sprungwänden aufgebaut ist, damit man jeweils dort, von wo aus die Kamera aufnimmt, die Fahrstuhlwand entfernen und größere Abstände herstellen kann. Das ist nicht nur wegen der gewünschten Einstellungsgrößen, sondern auch wegen der Mindestabstände, ab denen normale Objektive scharf stellen können, sehr wichtig. Conny, eine ehemalige Redakteurin des Movie-College hatte vor Jahren das Glück, von einem Aufzughersteller eine komplette Kabine für ihren Hochschuldreh an der Münchner HFF geschenkt zu bekommen.
Damals waren da einfach mechanische Tasten und ein Display für die jeweilige Etage, das konnte man noch recht einfach ansteuern. Heute haben die Systeme oft sehr komplexe Displays, das ist dann nicht mehr so profan, die in einer Studioumgebung mit sinnvollen Anzeigen auszustatten. Aber ohne Sprungwände wird die visuelle Gestaltung längerer Szenen in einem Aufzug nahezu unmöglich, man müsste ständig mit extremen Weitwinkeloptiken oder sogar Fisheye Optik drehen, ein gestalterisches Unding.
Filmliste
- "Safety Last!" (Harold Lloyd 1923) Stunts an einem berühmten Hochhaus Gebäude
- "The Navigator" (Buster Keaton, 1924) Stunts mit Schiffsliften
- „Berlin: Die Sinfonie der Großstadt“ (1927 – Walter Ruttmann) - Paternoster symbolisieren den Rhythmus der Moderne, der Großstadt Berlin
- „Menschen am Sonntag“ (1930 – Robert Siodmak / Edgar G. Ulmer / Wilder / Zinnemann) Der Paternoster als Sinnbild des modernen Lebens
- "Fahrstuhl zum Schaffott" (Louis Malle, 1958)
- "The Apartment" (Billy Wilder, 1960) Aufzug als soziale Schnittstelle
- "Dressed to Kill" (Brian De Palma, 1980)
- "The Lift" (Dick Maas, 1983, NL)
- "Abwärts" (Carl Schenkel,D 1984) - Vier Menschen die in einem Aufzug gefangen sind
- „Der Himmel über Berlin“ (D 1987, Regie: Wim Wenders) Vielleicht einer der berühmtesten Aufzüge in der Filmgeschichte, der Paternoster im Gebäude der „Berliner Zeitung“ (Leipziger Straße)
- "Fallen Angels" (Wong Kar-Wai, 1995)
- Mission: Impossible (1996)
- "Being John Malkovich (Spike Jonze, 1999)" - Die legendäre 7 1/2 Etage
- The Bourne Identity (2002) - Flucht durch Aufzugschacht
- Mission: Impossible – Ghost Protocol (2011)

