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Buster Keaton in The Navigator 4000

Buster Keaton in "The Navigator" (Szenenfoto)

 

Der Mann, der niemals lachte

Humor gehörte schon sehr früh im Stummfilmkino zu den Kassenmagneten, einige wenige Genies wie Charly Chaplin, Harald Loyd und allen voran Buster Keaton waren große Stars in Vaudeville und Slapstick Kömödien. Mit Charly Chaplin teilte Buster Keaton in seinen Filmrollen übrigens eine Vorliebe für überlange Schuhe und dunkle Anzüge.

Schon damals wollten die Zuschauer*Innen im Kino abgelenkt werden von ihrem Alltag, wollten lachen und spektakuläre Situationskomik sehen. Besonders gut gelang dies ausgerechnet einem Filmkünstler, der egal, was auch immer passierte, keine Miene verzog. Sein geradezu stoisches Gesicht und eine sehr reduzierte Mimik waren sein Markenzeichen. Es verstärkte die Komik seiner Filme, wenn er selbst in den absurdesten, verrücktesten und gefährlichsten Szenen stets eine ernste, fast ausdruckslose Miene behielt. Dies trug dazu bei, dass seine Filme bei allem Humor stets auch eine gewisse Melancholie in sich trugen.

Seine Filme waren so genial, die Lakonie und die Stunteinlagen in seinen Filmen, so sehr, dass sie noch heute zitiert und nachgeahmt werden. Er kletterte an Hochhäusern herum, hängte sich an fahrende Autos, stellte sich vor umstürzende Häuserfassaden, fiel, stürzte, überschlug sich und stand immer wieder auf,- kurz seine Filme waren spektakulär. In seinen Filmen lachte er nie und sein Humor war körperlich und lakonisch. Seine Geschichten kamen mit nur wenigen Texttafeln (in der Stummfilmzeit üblich) aus, weil er so bildhaft mit universeller Körpersprache und den Besonderheiten seiner Charaktere arbeitete.

 

Buster Keaton in costume 4000

Buster Keaton im Anzug (Szenenfoto)

 

Er liebte geometrisch klare Bildgestaltung und nicht selten auch die visuelle Symmetrie. Damit inspirierte er Nachfolger bis heute, darunter Wes Anderson, Jackie Chan und den ähnlich ausdruckslosen Bill Murray. In Wes Andersons Film "The Grand Budapest Hotel" (2014) finden sich zahlreiche visuelle Verweise auf Stil und Ästhetik von Buster Keaton. Es gibt aber auch einige Filme, die in Würdigung von Keatons Genie, ganze Szenen von ihm zitieren. Dazu gehören "The Artist" (2011), Martin Scorseses Film "Hugo" (2011) mit Szenen, die sich auf Keatons berühmte Stunts beziehen oder auch "Johnny English – Jetzt erst recht" (2011).

Buster Keaton gehörte ohne Zweifel zu den herausragendsten Stummfilmkomikern und Regisseuren. Zu seinen Markenzeichen gehörten neben der Tatsache, dass seine von ihm verkörperte Filmfigur niemals lachte, vor allem eindrucksvolle und gefährliche Stunts. Das ist umso bemerkenswerter, als es damals weder heutige Sicherheitsstandards noch Visual Effects gab. Er kannte in seinen Filmen kaum Grenzen, was die Gags anging, die meisten waren extrem körperlich und gefährlich. Natürlich hat sich auch Buster Keaton bemüht, seine Stunts so anzulegen, dass er sie weitgehend unbeschadet überstehen konnte.

 

Arbeitsweise

Buster Keaton and Virginia Fox

Buster Keaton und Virginia Fox (Szenenfoto)

 

Was waren die Methoden, mit denen er diese grandiosen Slapstick-Stunts herstellte? Zunächst einmal muss man voranstellen, dass Buster Keaton körperlich enorm fit, beweglich und athletisch geschickt war. Stuntszenen wurden von ihm, genau, wie es auch heute Stunt-Profis machen, vom Bewegungsablauf und Timing her, sehr präzise geplant und entsprechend durchgeführt.

Er durchdachte alle Aspekte eines Stunts, plante entsprechend den Aufnahmewinkel, die Geschwindigkeit und alle sonstigen Parameter, um Risiken zu vermeiden. Er bemühte sich, die sorgfältig ausgesuchten Drehorte maximal kontrollieren zu können und überließ nichts dem Zufall. Natürlich halfen bestimmte Kameraperspektiven dabei, Dinge gefährlicher aussehen zu lassen, als sie eigentlich waren. Sein filmisches Können ermöglichte es ihm, riskante Szenen so zu inszenieren, dass sie gefährlich, aber zugleich auch sicher waren. Präzise Planung war essentiell, so auch bei der legendären Szene in "Steamboat Bill, Jr." (1928), wo eine komplette Hausfassade auf Buster Keaton fällt, was er unversehrt übersteht, weil er an der Stelle einer Fensteraussparung der Hauswand steht.

Einige Szenen scheinen an Gebäuden in schwindelerregender Höhe ohne jede Absicherung gedreht zu sein. Manchmal bestand der Trick darin, an Hochhäusern zu drehen, bei denen es zur einen Seite einfach nur Mauer und Abgrund gab, zur anderen Seite aber Balkone oder Plattformen unterhalb der zu bespielenden Fenster, an denen man Sicherheitsnetze und Ähnliches anbringen konnte.

 

Buster Keaton in Hard Luck 4000

Buster Keaton in "Hard Luck" (Szenenfoto)

 

Keaton hatte sich für Stürze und Kollisionen eine Falltechnik, ähnlich der beim Judo angeeignet, die das Verletzungsrisiko minimierte. Er wusste recht genau, wie er am Boden auftreffen musste, um sich nicht zu verletzen. Das gelang ihm allerdings nicht immer, diverse Brüche und andere Verletzungen zeugten davon.

Das Ende der Stummfilmära war für Keaton auch ein Karrierebruch. Er arbeitete als Regisseur und Drehbuchautor in Hollywood, doch die Genialität seiner Stummfilme konnte er nicht in die Tonfilmzeit herübernehmen. Da seine Filme finanziell nicht erfolgreich waren, musste er sich in die Abhängigkeit des großen MGM Studios begeben. Dort zwang man ihn, in Filmen im Duo mit dem Komiker Jimmy Durante aufzutreten, was Keatons Typ und Mentalität komplett widersprach. Keaton wurde in der Folge Alkoholabhängig. Damit verschwand er für das Publlikum, arbeitete nur noch im Hintergrund als Gagschreiber für die Marx Brothers und Laurel und Hardy ("Dick und Doof"). In den 1950er und 1960er Jahren hatte Keaton diverse Auftritte in US Fernsehshows und hin und wieder bekam er auch kleinere Filmrollen. Sein Wissen gab er auch als Dozent an junge Filmemacher und Schauspieler*Innen weiter.

Buster Keaton wurde am 4. Oktober 1895 geboren und wuchs als Kind einer Artistenfamilie auf, mit seinen Eltern zusammen trat er u.a. bei Vaudeville-Shows in New York auf. Bereits damals basierten viele Gags darauf, dass der Vater sein Kind rücksichtslos behandelte, dieses aber stets unverletzt blieb. Bereits bei diesen Bühnenauftritten merkte Buster Keaton, dass die Zuschauer am meisten lachten, wenn er möglichst ausdruckslos blieb. 1966 starb Buster Keaton, die große Legende der Stummfilmzeit.

 

 

Filme

Keaton hat eine große Zahl an Filmen gedreht, im kollektiven Gedächtnis sind vor allem einige fast ikonographische Arbeiten von ihm hängen geblieben. Allen voran sicherlich "The General" (1926), Keatons größter kommerzieller Flop und zugleich einer der besten Stummfilme überhaupt. Ebenfalls sehenswert ist "Sherlock Jr." (1924), der vollgestopft ist mit für die damalige Zeit innovativen filmischen Tricks. "Steamboat Bill, Jr." (1928) ist vor allem bekannt durch jene Szene, in welcher eine ganze Hausfassade auf Buster Keaton fällt, während er ungerührt stehen bleibt. Der Film "The Navigator" (1924) spielt über weite Strecken auf einem verlassenen Schiff.

 

Die Fotos sind Public Domain und wurden für diesen Artikel erweitert

 

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