Kinofantasien haben sich immer wieder um die Verkleinerung oder Vergrößerung von Menschen gedreht. Wir haben die Geschichte des Genres, die Tricktechniken und die stärksten Beispiele aufgespürt...
Ursprünge
Bereits in der Literatur, in den Märchen kamen immer wieder kleine Menschen, Fabelwesen vor, deren Größe sagenhaft klein oder riesig ausfiel. Ob wir an die Zwerge denken, an Nils Holgersson, oder an die Hobbits, die Verkleinerung hat die Menschen schon lange fasziniert. Natürlich hat sich die veränderte Tricktechnik auch auf die Möglichkeiten, diese Trickaufnahmen glaubwürdig zu drehen, ausgewirkt.
Auffällig ist, wie viele Miniaturmenschen-Kinofilme gerade in den 50er und 60er Jahren vornehmlich in den USA entstanden. Wissenschaftliche Untersuchungen darüber, warum das so ist, gibt es kaum, aber möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit dem kalten Krieg und der Angst der Menschen, Opfer eines Atombombenangriffs zu werden.
Bereits in den 50er Jahren gab es in den USA diverse Filme, die sich im Science-Fiction oder Fantasy Genre indirekt mit den Folgen von Atombombenabwürfen auseinandersetzten. In "Formicula" beispielsweise versetzen durch Atomstrahlung mutierte Ameisen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. So dienen diverse Arten von Strahlen auch in vielen Filmen in denen Menschen geschrumpft oder vergrößert sind, als Erklärung für diese Veränderung.
Umgekehrt wurden, mit dem Abklingen der Angst und dem Ende des kalten Krieges auch andere Erklärungen für die Miniaturisierungs-Storys gefunden.
Anfänge
Die ersten großen Kinofilme, die miniaturisierte Menschen gezeigt haben, entstanden in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Das ist erstaunlich, weil zu dieser Zeit die Tricktechniken des analogen Films extrem aufwändig und unvollkommen waren.
Sicherlich diente vielen Filmemachern die Tricktechnik aus Fritz Langs "Metropolis", für den der Kameramann Eugen Schüftan seine Spiegeltricktechnik perfektioniert hatte, als Vorbild. Zwar kamen keine Miniatur-Menschen in Metropolis vor, doch die innovativen Techniken, in der Kamera verschiedene Bildebenen miteinander zu verbinden, gaben die Blaupause für spätere Fantasy-Filme ab. Damit konnten weiter entferntere Personen mit näher an der Kamera befindlichen Personen, Tieren oder Objekten kombiniert werden.
Natürlich musste auch die Ausstattung mithelfen, etwa durch überdimensionierte Möbel, Gegenstände, aber auch durch übergroße Hände und Arme, etc. Oft genügte es auch, nur jene Teile riesig zu bauen, vor, neben oder hinter denen sich die "geschrumpften" Filmschauspieler befanden.
Technische Umsetzung
Man nahm die Personen, die klein sein sollten, aus einem großen Abstand oder auch gerne von Oben auf und versuchte sie möglichst unauffällig ins Bild zu bringen. Blue oder Green Screen kannte man noch nicht, also drehte man diese Menschen vor Schwarzem Hintergrund. Das war quasi der Vorläufer moderner Keying-Verfahren. Der Key war im Prinzip das fehlende Licht in dem schwarzen Hintergrund.
Man konnte damit gleichzeitig über einen sehr hart arbeitenden Strichfilm der nur Schwarz oder Weiß kannte, gleichzeitig eine Maske herstellen, welche in dem Hintergrundfilm entsprechend die Stellen unbelichtet ließ in welche dann die verkleinerten Menschen oder Objekte eingesetzt werden sollten. Das Werkzeug um diese Tricks analog im Kopierwerk zu erzeugen war die optische Bank (Oxberry Printer), eine Kombination aus mehreren sehr präzisen Filmprojektoren und einer Kamera.
Rückprojektion für frühe Farbfilme
Das funktionierte allerdings nur bei Schwarzweißfilmen wirklich gut. Für Farbe war das Verfahren nicht so geeignet. Bei Farbfilmen arbeitete man dann eher mit Rückprojektion. Die Leinwand musste dazu riesig sein und die davor agierenden Schauspieler wirkten dann durch entsprechend große Entfernung der Kamera, winzig. Verräterisch waren natürlich unterschiedliche optische Bildwirkungen etwa in Bezug auf die Schärfentiefe von Vorder- zu Hintergrund, die dabei unweigerlich entstanden.
Bewegung dank Automatik
Bei all diesen Aufnahmen konnte man in der Regel nur feste Einstellungen verwenden. Es wäre früher einfach zu schwierig gewesen die Bewegungen zweier Kamerafahrten (Einmal mit den miniaturisierten Menschen und das zweite Mal mit Riesen oder großen Objekten) so präzise zu machen, dass sie nahtlos zusammen gepassst hätten. Das wurde erst durch Motion-Control Systeme möglich.
Heute werden kombinierte Bewegungen durch Tracking-Systeme noch viel einfacher festgehalten und angepasst. Damit ist das Compositing bewegter Aufnahmen nochmals perfektioniert worden.
Blue oder Green Screen
Das Verfahren, möglichst farbreine grüne oder blaue Hintergründe zum Ausstanzen zu nutzen kam mit dem Farbfernsehen auf. Allerdings war die Bildauflösung bei Standard-Definition viel zu gering um damit im Kino zu arbeiten. Heutige digitale Systeme können mit 4K, 8K und höheren Auflösungen keyen und sind damit für die Verwendung auf großer Leinwand perfekt geeignet.
Hall of Fame
Trotz oder vielleicht gerade wegen vieler technischer Schwächen haben die Klassiker dieses Fantasy-Genres ihren Charme. Unsere ultimative Liste der besten Filmbeispiele ist trotz aufwändiger Recherche vielleicht nicht ganz vollständig. Gerne ergänzen wir sie, wenn uns Hinweise von unseren Usern per Mail erreichen.
King Kong und die weiße Frau (Regie: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack, 1933)
Saga um den Riesenaffen auf einer Insel der von Forscherteam nach Amerika verschleppt wird und ausbricht um die Frau aus dem Team, in welche er sich verliebt hat, wieder zu finden.
Frankensteins Braut (Regie: James Whale, 1935)
Vordergründig natürlich die Fortsetzung von Frankenstein, in welcher Dr. Pretorius in seinem Labor eine Frau für das Monster erschafft. In dem Labor hält dieser Wissenschaftler auch miniaturisierte Menschen in Gläsern gefangen.
Die Teufelspuppe „The Devil Doll“ (Regie: Tod Browning, 1936)
Ein geflohener Inhaftierter schrumpft in Frauenkleidern um sich für seine Gefangenschaft zu rächen.
Dr. Cyclops (Regie: Ernest B Schoedsack, 1940)
Ein machtbesessener durchgedrehter Wissenschaftler schrumpft seine Kollegen
The incredible shrinking man (Regie: Jack Arnold, 1957)
Wegen einer Mischung aus Strahlung und Insektiziden beginnt ein Mann mehr und mehr zu schrumpfen.
Alchimie der Liebe / „Amour de poche“ (Regie: Pierre Cast, 1957)
Ein Wissenschaftler testet seine Schrumpfungsmethode an seiner Freundin
Attack of the puppet people (Bert I. Gorden, 1958)
Ein Puppenspieler erfindet ein Gerät mit dem er reale Menschen schrumpfen kann
Der kleine Däumling / „Tom Thumb“ (Regie: George Pal, 1958)
Ein kinderloses Bauernpaar wünscht sich ein Kind, und sei es nur so groß wie ein Daumen. Eine Fee hört diesen Wunsch und erfüllt ihn... Märchenverfilmung
Darby o gill and the little people (Regie: Robert Stevenson, 1959)
In diesem Film um eine magische Höhle werden die irischen Sagen und Mythen rund um die Leprechauns filmisch lebendig.
The Phantom Planet (Regie: William Marshall, 1961)
Scifi Film um einen Astronauten der einen Planeten mit geschrumpften Miniwesen entdeckt und ihnen gegen Feinde hilft
Nils Holgerssons wunderbare Reise (Regie: Kenne Fant, 1962)
Märchenverfilmung vom frechen Bauernhofjungen, der vom Hofkobold in einen Miniaturjungen verwandelt wird.
Village of the Giants (Regie: Bert I. Gordon, 1965)
Zwei junge Leute werden durch ein Serum zu Riesen und beherrschen ihre Stadt.
Die fantastische Reise (Regie: Richard Fleischer) 1966
Story: Eine Handvoll Menschen lassen sich in einem U-Boot verkleinern und in die Blutbahn eines Wissenschaftler injizieren, um auf diese Weise eine schwierige Gehirnoperation auszuführen.
The Gnome-Mobile (Regie: Robert Stevenson, 1967)
Ein seltsamer Millionär und seine Enkelkinder helfen Waldgnomen
Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. / „The Incredible Shrinking Woman“ (Regie: Joel Schuhmacher, 1981)
Eine Frau wird immer kleiner...
Die Reise ins Ich (Regie: Joe Dante 1987)
Ein ehemaliger Marineflieger lässt sich mitsamt einem U-Boot verkleinern und landet, statt in einem Versuchskaninchen im Körper eines etwas nervösen Supermarktangestellten.
Liebling ich habe die Kinder geschrumpft / „Honey I Shrunk the Kids“ (Regie: Joe Johnston, 1989)
Kinder werden versehentlich geschrumpft und müssen um ihr Überleben kämpfen
Hook (Regie: Steven Spielberg, 1991)
Die moderne Version der Peter-Pan Story, gedreht mit dem Blue Screen Matte Verfahren
Der Indianer im Schrank (Regie: Frank Oz, 1995)
Die Spielzeugfiguren eines neunjährigen Jungen werden im Küchenschrank lebendig.
Auf der Jagd nach dem Nierenstein (Regie: Vibeke Idsöe, 1997)
Ein Junge begibt sich auf die Reise in den Körper seines Opas, um diesem zu helfen
Ein Fall für die Borger / „The Borrowers“ (Regie: Tom Harper, 1997)
Eine Familie bewohnt ein Haus zusammen mit Wichtelmännchen
Kampf der Kobolde / „The Magical Legend of the Leprechauns“ (Regie: John Henderson, 1999)
Ein Mann mietet eine Irische Hütte in der Kobolde hausen
Herr der Ringe (Regie: Peter Jackson, 2003)
Die Verfilmung von Tolkiens Fantasie-Saga "Lord of the rings"
Nachts im Museum / „Night at the Museum“ (Regie: Shawn Levy, 2006)
Miniatur Indianer und Cowboys gegen Museumswärter
Jagd auf den Schatz der Riesen / „Jack and the Beanstalk“ (Regie: Gary J. Tunicliffe, 2009)
Märchen von der Zauberbohne und dem himmlischen Schloss mit Riesen
Gullivers Reisen / „Gulliver’s Travels“ (Regie: Rob Lettermann, 2010)
Märchenfilm eines Buches aus dem Jahre 1726 in welchem Gulliver erst in die Welt der Zwerge und dann in die Welt der Riesen hineingerät.
Nils Holgerssons wunderbare Reise (Regie: Dirk Regel, 2011)
Märchenverfilmung vom frechen Bauernhofjungen, der vom Hofkobold in einen Miniaturjungen verwandelt wird, erzählt mit moderner Tricktechnik
Ant-Man (Regie Peyton Reed, 2015)
Marvel Comic Verfilmung um Ant-Man, um Riesen und Miniameisen
Downsizing (Regie: Alexander Paine 2017)
Ein amerikanisches Ehepaar will sich, als Ihren Beitrag gegen die Überbevölkerung, schrumpfen lassen.