Wie die mehr oder weniger verborgenen Spiele der mächtigen High Tech Mogule ihren Weg auf die Kino Leinwände fanden. Die Menschen haben sich schon immer für das Leben der Reichen und Mächtigen interessiert. Mit dem nahezu ungehinderten Siegeszug der Technologie-Riesen, dem Aufbau von Monopolartigen weltumspannenden Systemen sind in den ersten drei Jahrzehnten des 21ten Jahrhunderts völlig neue Themenkreise entstanden.
Es sind Whistleblower, sind Aussteiger, ehemalige Executives die ab und an der Öffentlichkeit eine leise Ahnung davon vermitteln, wie das Gemisch aus Nerds, aus Egos, aus weitgehend Ethik-freien so tickt, wo sie ihre Konflikte haben, wo sie rücksichtslos wie Auftragskiller gegen mögliche Konkurrenten vorgehen und wie sie es schaffen, Milliardeneinnahmen zu generieren, ohne nennenswerte Steuern zahlen zu müssen.
Einige dieser Personen, welche inzwischen zu den reichsten und einflussreichsten Menschen der Welt zählen, wurden für das Kino im Mittelpunkt von Themenfilmen aufbereitet und man darf davon ausgehen, dass die Geschichten, die da von Drehbuchautoren adaptiert wurden, nur die Spitze des Eisbergs darstellen. So ist eine Reihe von Themenfilmen entstanden, die irgendwo zwischen Biopic und Wirtschaftsdrama angesiedelt sind.
Silicon Valley Filme
Die ganz großen High Tech Unternehmen, deren Produkte weltweit vermarktet werden, haben sich dank raffinierter Rechtsabteilungen Freiräume für ihr Handeln geschaffen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Und sie träumen davon, sich irgendwo in der Wüste oder auf dem offenen Meer eigene Staatsgebilde zu schaffen, in denen sie auch noch die restlichen verbliebenen moralischen und politischen Regelungen abwerfen können. Noch agieren sie zumeist von ihren Firmenzentralen im Silicon Valley aus und nicht selten ist ihr Handeln eine Mischung aus Genialität, Aufstieg, Gier, Absturz, offenbart durch Whistleblowing von Weggefährten. Heruntergebrochen auf die jeweiligen handelnden Personen erzählen diese Filme menschliche Dramen, moralische Dilemmata und systemische Fehler zumeist der US-Amerikanischen Politik.
Entwicklungen wie das Internet, das Smartphone, Virtual Reality, Social Media und mehr haben die Welt, wie wir sie kennen, grundlegend verändert. Die Kino,- und TV Zuschauer sind fasziniert von Erfinderfiguren wie Steve Jobs, Elon Musk oder Mark Zuckerberg und wollen mehr erfahren, darüber, wie diese Menschen ihren unfassbaren Erfolg begründet und aufgebaut haben. So werden deren Geschichten mehr und mehr für das Kino und für Serien in Writers-Rooms filmisch aufbereitet.
Allerdings haben all diese Filme und Serien auch entscheidende Defizite. Denn sie erzählen vornehmlich von den Hauptprotagonisten in ihren Luxus-Büros aber bestenfalls nur in Andeutungen von der tatsächlichen Gier, Korruption und der Gleichgültigkeit gegenüber all den Menschen, die durch das Handeln der High-Tech Mogule zu Schaden kommen.
Filmliste
Besonders schillernde Dramen, Serien und Dokus der jüngsten Vergangenheit voller Machtkämpfe, Verrat und Eitelkeit waren...
- "Pirates of Silicon Valley" (Regie: Martyn Burke, USA 1999) Der Film beleuchtet die historische Rivalität zwischen Steve Jobs (Apple) und Bill Gates (Microsoft)
- "The Social Network" (Regie: David Fincher, USA 2010) Die Erfolgsgeschichte von Facebook und Mark Zuckerberg und wie eine Idee aus einem Studentenwohnheim die Welt verändert.
- "Silicon Valley" (Regie: Mike Judge und John Altschuler, Serie 2014–2019, HBO) Mit vielen Querverweisen auf real handelnde Figuren
- "Halt and Catch Fire" (2014–2017, AMC) Aus der Pionierzeit der High Tech Startups
- "Steve Jobs" (Regie: Danny Boyle, USA 2015) Die Geschichte des Apple-Gründers
- "Lo and Behold" (Regie: Werner Herzog, Doku 2016) – Über die Allmacht des Internets
- "The Great Hack" (Regie: Jehane Noujaim, Karim Amer, Doku USA 2019) – Facebook & Cambridge Analytica
- "The Inventor: Out for Blood in Silicon Valley" (2019, Doku) Befasst sich mit Elizabeth Holmes und dem Betrug ihres Biotech-Startup Theranos
- "Devs" (Regie: Alex Garland, USA 2020, FX/Hulu) Über die Macht von Tech-Konzernen
- "Coded Bias" (Doku USA 2020) – Diskriminierung durch KI durch rassistische Algorithmen
- "The Billion Dollar Code" (Regie: Robert Thalheim, D 2021, Miniserie Netflix) In der Serie wird die reale Geschichte zweier deutscher Entwickler, erzählt, die Google verklagten, dass Google Earth Elemente ihres Programms Terravision aus den 1990er Jahren verwendet hätte.
- "The Dropout" (Showrunner: Elizabeth Meriwether, 2022, Miniserie) Aufstieg und Fall der US-Firma Theranos und ihrer Gründerin Elizabeth Holmes
- "WeCrashed" (Showrunner: Drew Crevello, 2022 Serie auf Apple TV & Premiere) Die Geschichte des Co-Working-Space Unternehmens WeWork
- "Super Pumped" (Showrunner: Brian Koppelman & David Levien, Mini Serie USA 2022) Der Kampf um "Uber"
Vorbilder
Es ist nicht so, als wenn diese Filme im luftleeren Raum entstanden wären, sie haben Vorbilder aus einem anderen Bereich, in dem ähnliche Mechanismen greiffen,- dem Banken, Immobilen und Börsenwesen, - kurz der Finanzwelt. Man denke nur an Filme wie "Wall Street" (Regie: Oliver Stone, USA 1987) mit klaren Parallelen zu den realen Investmentbankern Ivan Boesky und Michael Milken, an "Margin Call - Der große Crash" (Regie: J.C. Chandor, USA 2011), an "The Wolf of Wall Street" (Regie: Martin Scorsese, USA 2013) der die Geschichte des realen Jordan Belfort aus der Finanzbranche nacherzählte, oder "The Big Short "(Regie: Adam McKay 2015) über reale Akteure (Michael Burry, Steve Eisman etc.) der US-Immobilienkrise und dem Bankencrash 2007/08.
Next big thing
Wie der "Hollywood Reporter" berichtet, ist ein neuer Film geplant, der die absolut einmalige Situation rund um OpenAI thematisiert, die genau fünf Tage andauerte und in der Sam Altman vom Vorstand herausgeworfen wurde und anschließend zurückkehrte und zum Leiter von ChatGPT (OpenAI) dem führenden KI-Chatbot wurde. Es gibt im Sommer 2025 jedenfalls allerlei Gerüchte über die Stars die an dem Film, der vermutlich den Titel "Artificial" tragen soll, beteiligt sein werden. Interessanterweise gehört zu den Finanziers des neuen Filmvorhabens Amazon, die an einer eigenen KI (Rufus, AWS) beteiligt sind, quasi eine Konkurrenzfirma zu OpenAI.