
Filmtitel sind so etwas wie ein Aushängeschild, eine der wichtigsten Maßnahmen um ein Publikum aufmerksam zu machen. Sie springen einem bereits auf den Filmplakaten förmlich entgegen. Manchmal haben die Titel keinen Zusammenhang mit der eigentlichen Filmhandlung, das ist dann meist die schlechteste aller Lösungen, im besseren Fall verschmelzen Filmtitel und Handlung miteinander. Es ist schon etwas besonderes, wenn der Titel eines Films aus seiner Handlung oder seinen Dialogen entspringt. Die Suche nach dem perfekten Filmtitel ist gar nicht so einfach. Schließlich sollte er einerseits attraktiv und leicht eingängig sein, um ein Kinopublikum anzusprechen, andererseits sollte er auch auf den Film verweisen, den er repräsentiert.
Manchmal gelingt es tatsächlich, dass der eigene Filmtitel im Film selber auftaucht, das muss nicht so sein, fühlt sich aber irgendwie wie die perfekte Verbindung an. Da fallen einem relativ schnell Klassiker wie "Alles über Eve", "Full Metal Jacket", "Do the Right Thing", "Some Like It Hot" oder auch "Frühstück bei Tiffany" ein.
Wenn sich eine Dialogzeile auf den Titel des Films bezieht, man nennt das auch "Title drop" spricht das für den/die Drehbuchautor*In und ist, wenn es sinnstiftend und unauffällig geschieht, eine schwierige Kunst mit einer Chance auf Kult-Status. Die englische Wikipedia hat dem "Title drop" eine eigene Seite gewidmet.
Was es mit uns und dem Titel macht
Es macht etwas mit uns Zuschauer*Innen, wenn der Titel eines Filmes auch in der Handlung selbst auftaucht. Wir verknüpfen den Filmtitel viel stärker mit dem Film selbst, insbesondere mit jener Szene, in welcher der Titel auftaucht. Der Titel wird dadurch natürlich stärker, denn er besitzt eine filmische Bedeutung und ist nicht einfach nur irgendein Etikett.
Wenn man das steigern möchte, dann sollte man den Titel möglicht exakt in einem dramaturgisch wichtigen Punkt auftauchen lassen, einem entscheidenden Wendepunkt, einem Moment der Erkenntnis oder beispielsweise den Zeitpunkt an dem sich ein Konflikt manifestiert. Auf jeden Fall erwächst so der Titel organisch, ergibt sich quasi auf natürliche Weise. Damit wird der Titel zu einem wichtigen erzählerischen Werkzeug.
Wenn der Haupttitel sich organisch aus Handlung und Dialog ergibt, dann entsteht eine Metaebene, man hat den Eindruck, der Film benenne sich selbst. Das vermittelt einen klaren Eindruck von erzählerischer Geschlossenheit. Es sind zumeist anspruchsvolle, nicht selten Arthouse-Filme bei denen Titel genau diese Funktion besitzen. Für die Zuschauer wertet das den Film auf, weil sie spüren, dass der Titel nicht beliebig ist sondern eine Kernaussage des Films trägt.

Dass man sich an so einen Titel auch viel intensiver erinnert, versteht sich von selbst. Es gibt viele Fans, die sich aktiv auf die Suche nach solchen Bezügen von Titel und Inhalt machen. Und es gibt natürlich auch eine Webseite, die genau dies untersucht und über tausend Filme beispielhaft auflistet:
titledrops.net
Auf der Seite wird untersucht, auf welche Weise die Titel selbstreflexiv sind und man kann sogar interaktiv nach Titeln suchen. Dahinter steckt ein Recherche/Forschungsprojekt: "Full Of Themselves: An analysis of title drops in movies"
Filmtheorie
Die Filmwissenschaft nennt dieses Phänomen auch „Titularer Selbstbezug“ oder „Titelreferenz“ und meint damit den filmischen Moment, in dem der Filmtitel im Filmtext selbst vorkommt, sei es als Dialogzeile, Schriftzug, Objekt oder auch Bildmotiv. Zugleich kommen bei Analysen von Filmen auch Fachbegriffe wie Metafiktion und Metareferenz zum Einsatz, wenn ein Film auf sich selbst als Werk oder filmische Erzählung verweist. In diesem Fall hat der Titel die Funktion eines selbstreflexiven Zeichens, welches den Zuschauer auf die dramaturgische Konstruktion des Films hinweist. Man spricht auch von der Diegetischen Nennung des Titels, wenn dieser innerhalb der erzählten Welt im Film vorkommt. In all diesen Fällen wird der Filmtitel zu einem semantischen Knotenpunkt, der die Bedeutung des Filmes verdichtet, seine Dramaturgie kommentiert und zugleich in gewisser Weise auch die Wahrnehmung der Zuschauer steuert.
Filmliste
- “All About Eve” (1950) - Dialogsatz
- "Cat on a Hot Tin Roof" Dialogsatz
- “Some Like It Hot” (1959) Dialog von Junior
- "Frühstück bei Tiffany" (Blake Edwards, USA 1961) Dialog
- “The Man Who Shot Liberty Valance” (1962) Dialogsatz von Schaffner
- “To Kill a Mockingbird” (1962) Dialog von Atticus Finch
- "Kiss Me, Stupid” (1964) Dialogsatz von Zelda Spooner
- "Guess Who’s Coming to Dinner" (1967)
- “The Dirty Dozen” (1967) Dialogsatz
- "Boom!" (Regie: Joseph Losey, USA 1968) Dialog
- "I Never Promised You a Rose Garden" (Regie: Anthony Page, USA 1977)
- "Blade Runner" (1982) Wird als Berufsbenennung verwendet
- "This Is Spinal Tap" (Rob Rainer USA 1984) Dialogtext
- "Do the right thing" (Spike Lee, USA 1989) Dialog
- “As Good as It Gets” (1997) Dialogsatz
- "Fight Club" (1999) Dialog: „The first rule of Fight Club is: you do not talk about Fight Club.“
- "The Matrix" (1999) Dialog: „Unfortunately, no one can be told what the Matrix is.“
- "No Country for Old Men" (2007) Dialog
- "There Will Be Blood" (2007) Dialog
- "Inception" (2010) Dialog,- der Ausdruck kommt wiederholt vor.
- "Manchester by the Sea" (2016) - Der Name des Ortes an dem die Handlung spielt.
- "Moonlight" (2016) Dialog: „In moonlight, black boys look blue.“
- "Call Me by Your Name" (2017) Dialog in Schlüsselszene

