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Kinosaal historisch

 

Die Anfänge: Fachzeitschriften

In Zeiten, in denen für Filmkritiken  immer weniger bis gar kein Geld mehr bezahlt wird, obwohl sie ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Filmkultur sind, ist es vielleicht umso wichtiger, sich einmal die Anfänge und Geschichte der deutschsprachigen Filmkritik vor Augen zu führen. Nicht zuletzt bildete sie eine der Grundlagen für die Filmanalyse und Filmwissenschaft.

Etwa zeitgleich mit der Einrichtung echter Gebäude zum Zwecke der Filmaufführung, also einem Schritt weg von den Varietes, den Spiele-Arkaden und Rummelplatzvorführungen hin zu ersten Kinos, entstanden auch die ersten Fachzeitschriften für Film. Die wohl erste, der „Kinematograph" stammte aus Düsseldorf und schrieb seit 1906 über Filme.

Dabei gaben sich die frühen Filmzeitschriften aufklärerisch, schließlich kannte sich kaum Jemand mit dem neuen Medium Film aus. Tageszeitungen schrieben auch über Filme, oft aber eher, um den Protest bestimmter Interessensgruppen gegen den einen oder anderen Filminhalt zu publizieren.

 

Alter Filmscheinwerfer

Dass man in Feuilletons Filmkritiken lesen konnte, war gar nicht selbstverständlich.

 

Als erste Filmkritiken kann man wohl die Zeitungsberichte über den Film der Gebrüder Lumière "Arbeiter verlassen die Lumière Fabrik" im Jahr 1895 bezeichnen. Die Pressereaktionen auf den Film waren durchaus gemischt, es gab sowohl positive als auch negative Meinungen.

Im Sommer 1909 erschien erstmals „Die Lichtbild-Bühne", herausgegeben von Paul Lenz-Levy, eher mit dem Hintergedanken, Hinweise auf technische oder gestalterische Fehler in den besprochenen Filmen zu geben. „Kino-Theater-Kritik" nannte der Autor diese Art von Rezensionen. Das konnte bis hin zu Vorschlägen für eine bessere Musikuntermalung reichen. Wir befinden uns schließlich noch tief in der Stummfilmära, neben den dokumentarischen Wochenschauen mit Nachrichten,- und Magazincharakter gab es aber bereits eine Reihe von Unterhaltungsfilmen, die durchaus auch ernster Natur sein konnten.

Diese Fachblätter wurden allerdings kaum von den normalen Zuschauern gelesen, sie richteten sich eher an die Branchenmitglieder, Filmleute und Kinobetreiber. Ob diese sich gerne vorhalten lassen wollten, was alles an ihren Arbeiten unzulänglich sei, ist fraglich.

 

Näher an die Zuschauer

Tanzschuhe

Film wurde erst langsam von reiner Jahrmarktunterhaltung zu einer veritablen Kunstform

 

Einige der ersten Kritiken in Tageszeitungen, erschienen in den „Münchener Neuesten Nachrichten" 1910. Sie waren Kinema-Kritik überschrieben und besprachen Uraufführungen.
Doch erst mit der zunehmenden Filmlänge machte es Sinn, Filme ausführlicher zu besprechen. Anfang des zweiten Jahrzehnts, begannen die Filmproduzenten und Kinobetreiber, Pressevorführungen anzubieten. Diese Maßnahmen hatten Erfolg, nach und nach erschienen immer öfter Filmbesprechungen von ähnlichem Umfang wie Theaterkritiken.

1913 wurde bereits der angeblich erste „Autorenfilm" in Berlin uraufgeführt, „Der Andere" von Max Mack. Die Tageszeitungen berichtete erstmals über diesen Film in ihren Feuilletons, die bis dahin weitgehend der Kunst, dem Theater, der Literatur und der Musik vorbehalten waren. Doch es blieben erst einmal Ausnahmefilme, die es bis ins Feuilleton schafften. Paul Wegeners „Der Student von Prag" gehörte ebenfalls dazu und wurde künstlerisch und schauspielerisch in den höchsten Tönen gelobt. Auffällig, wie wichtig den frühen Kritikern die Bewertung der schauspielerischen Leistungen war.

Die Kino-Zeitschrift „Bild und Film", von der katholischen Kirche Finanziert und ein Vorläufer des späteren „katholischen Filmdienstes" kritisierte vor allem ästhetische Mängel, war aber auch offen für neue Entwicklungen im Kino. Zu den Regelmäßigen Autor-inn-en gehörten Ludwig Hamburger, Hermann Häfker, Adolf Behne, Alexander Elster, sowie mit Malwine Rennert und Hilda Blaschitz als frühe Filmkritikerinnen. Einige von ihnen formulierten sogar so etwas wie eine Theorie des Schauspielens, etwas das Béla Balázs' in den zwanziger Jahren in seinem Buch "Der sichtbare Mensch" intensiv ausformulierte. Und auch die Montage rückte mehr und mehr in den Fokus der Filmkritiker-innen.

 

Fragen nach den Wirkungen

Je mehr der Film zum Massenmedium wurde, umso stärker wurde auch der Ruf nach Zensur sowie die Auseinandersetzung damit, was jene Filme denn eigentlich mit den Zuschauern anstellen könnten. Welchen Einfluss würde Film in moralischer, religiöser oder politischer Hinsicht auf die Massen haben? Der erste Weltkrieg schließlich nutzte erstmals das Medium für Propagandazwecke. Der künstlerische Film lag während des ersten Weltkrieges bei den im Krieg befindlichen europäischen Filmländern praktisch am Boden. So gab es wenig, worüber man Kritiken schreiben konnte. Lediglich frühe Blockbuster wie „Birth of a Nation" fanden ihren begeisterten Niederschlag in Filmkritiken.

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges entstanden mit „Die Puppe" oder „Das Kabinett des Dr. Caligari" sowie „Nosferatu" Filme, die deutlich durch die Traumata und Zerstörungen des Krieges geprägt waren. Kurt Pinthus und Kurt Tucholsky, schrieben unter anderem für die Zeitschrift "Das Tagebuch" und das "8-Uhr-Abendblatt", später dann für "Die Schaubühne" Filmkritiken. Siegfried Kracauer schrieb ab 1921 für die "Frankfurter Zeitung" und war wohl der bekannteste Filmkritiker der zwanziger Jahre. Sein in den vierziger Jahren erschienenes Buch „Von Caligari zu Hitler" zählt auch heute noch zu den Standardwerken der Filmgeschichte.

Ab Mitte der zwanziger Jahre veröffentlichten auch Bernard von Brentano und Rudolf Arnheim Filmkritiken und versuchten Gesetzmäßigkeiten in dem noch jungen Medium zu entdecken. Die Kritik am Film war endgültig etabliert...

 

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